Wuppertaler Verein hilft Gehörlos und auf der Flucht – bis nach Wuppertal

Wuppertal · Am 24. Februar heulten in der ukrainischen Hauptstadt Kiew die Sirenen. Sie warnten vor dem Einmarsch der russischen Truppen. Ein wichtiges System. Doch der akustische Alarm erreicht nicht alle. Eine Gruppe gehörloser Flüchtlinge aus der Ukraine konnte diese lebensrettenden Signaltöne nicht hören. Ihre Heimat wurde für sie zu einer stillen Bomben-Hölle. Jetzt sind sie in Wuppertal in Sicherheit. Der Verein zur Förderung der Gehörlosen hat die geflohenen Familien in Empfang genommen und unterstützt sie.

 Das Herz-Zeichen als Symbol des friedlichen Miteinanders, das sie sich auch in der Ukraine wünschen würden: Das Team des Vereins zur Förderung der Gehörlosen mit den geflohenen Familien.

Das Herz-Zeichen als Symbol des friedlichen Miteinanders, das sie sich auch in der Ukraine wünschen würden: Das Team des Vereins zur Förderung der Gehörlosen mit den geflohenen Familien.

Foto: Wuppertaler Rundschau/mivi

Wenn der Luftalarm ertönt, zählt jede Sekunde. Menschen verlassen ihre Wohnungen, ihre Arbeitsplätze, bringen sich in Bunkern oder Tiefgaragen in Sicherheit. „Aber wir hören diese Warnungen nicht, deswegen war die Situation in unserem Heimatland für uns besonders gefährlich. Bis wir merken, dass etwas passiert, kann es viel zu spät sein. Bekannte von uns, die auch gehörlos sind, haben nicht überlebt“, berichten die geflohenen Familien.

Wir treffen sie am Hofkamp im Büro des Vereins zur Förderung der Gehörlosen. Geschäftsführer Klaus Altenfeld und seine Mitarbeiterinnen Melanie Bräcker und Kim Schiffgen haben die beiden Elternpaare mit ihren Töchtern am Freitag vor einer Woche in Düsseldorf vom Bahnhof abgeholt. Dort strandeten sie nach einer tagelangen Odyssee durch den Osten Europas.

„Alleine schon die Fahrt aus der Nähe von Kiew bis an die tschechische Grenze hat 16 Stunden gedauert. Insgesamt waren die Leute vier Tage unterwegs. Sie saßen in Zugabteilen für sechs Mann zusammengepfercht mit 15 Leuten“, übersetzt Klaus Altenfeld aus der Gebärdensprache in die gesprochene Sprache. Die Kommunikation mit den Geflüchteten ist recht gut möglich. „Es gibt eine internationale Gebärdensprache, Lippen lesen funktioniert da nicht. Wir unterhalten uns sehr viel mit Fingerzeichen, Körpersprache und auch Mimik.“, erklärt Dolmetscherin Melanie Bräcker.

Sie, Kim Schiffgen und Klaus Altenfeld sind seit der Ankunft der beiden Familien rund um die Uhr im Einsatz, organisieren Unterkünfte für sie, begleiten sie bei Behördengängen und versuchen ihnen nach den traumatischen Erlebnissen hier in Wuppertal schönen Momente zu ermöglichen. „Wir waren schon Schwebebahn fahren und wandern. Wir hoffen, dass wir sie so etwas ablenken können. Als die Familien hier nach der Flucht ankamen, brachen sie in Tränen aus. Sie haben alles in der Ukrainie zurückgelassen“, übersetzt Kim Schiffgen.

Der Verein brachte die Flüchtlinge für rund eine Woche auf eigene Kosten in einem Hotel am Kipdorf unter. Nun ziehen sie zur Bundeshöhe in eine städtische Einrichtung.

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