Engagement Feier wild. Sei faul. Tu Gutes!

Wuppertal · Drei Studenten, ein Fiesta und ein Aufruf bei Facebook. Das war der Anfang von Pfandraising. Zwei Jahre, 200 Haushalte und 37.000 Euro Umsatz aus Pfandflaschen später gehen den jungen Engagiertendie Ideen immer noch nicht aus.

 Wild gefeiert? Zu faul? Oder die Ab-sicht einfach einmal etwas Gutes zu tun? Auf der Internetseite www.pfandraising.org anmelden und die Pfandraiser kommen vorbei.

Wild gefeiert? Zu faul? Oder die Ab-sicht einfach einmal etwas Gutes zu tun? Auf der Internetseite www.pfandraising.org anmelden und die Pfandraiser kommen vorbei.

Foto: Pfandraising

Es war einer dieser Tage. Die Pfandflaschen in der Fünfer-WG stapelten sich bis fast unter die Decke. Und die war in der Wuppertaler Altbauwohnung 3,50 Meter hoch. "Als gerade die Diskussion darüber entbrannte, wer diesen Berg denn nun wegbringen sollte, kam unsere Mitbewohnerin vom Feierabendbier herein. Man müsse mal etwas Gutes tun, meinte sie. Worauf ich dann sagte: Dann fangen wir doch bei uns an", erzählt Lev Nazarov (28). Die Stunde der Wuppertaler Pfandraiser war geboren. Und aus einer spontanen Idee wuchs ein Vorzeige-Projekt für junges Engagement.

Heute, zwei Jahre später, sind 15 junge Menschen fester Bestandteil von Pfandraising. Im Zwei-Wochen-Takt fahren sie mit ihrem Anhänger quer durchs Tal und erlösen Privathaushalte von ihrem Leergut. Zusammen mit dem Verein Alpha und Lehramtsstudenten der Bergischen Uni finanzieren die Pfandraiser von dem Geld Deutschkurse, unter anderem für Flüchtlinge. "Mit den Sprachkursen wollen wir nicht nur Wissen vermitteln, sondern vor allen Dingen auch Begegnungen schaffen", sagt Lev Nazarov. Kinderbetreuung und Exkursionen ergänzen deshalb den gelenkten Spracherwerb. "Ich selbst weiß, wie wichtig Sprache für die Integration ist." Als Kind aus einem typischen Migrantenhaushalt musste er neben der Sprache auch erst den Umgang mit Ressourcen lernen, wie er erzählt: "Mülltrennung? Das kannten wir bei uns gar nicht!" Neben den Sprachkursen unterstützen die Pfandraiser auch andere Wuppertaler Projekte.

Unter dem Motto "Feier wild. Sei faul. Tu Gutes!", werben die Studenten für ihre Idee. 200 Haushalte haben sie bisher um ganze Berge von Pfandflaschen erleichtert und mit Pfand, Mitgliedsbeiträgen, Einzelspenden und Geldern von Stiftungen und Sponsoring insgesamt 37.000 Euro Umsatz gemacht. Jetzt möchten sie neben den Privathaushalten auch Firmen und Schulen ansprechen. Zwischen drei Containergrößen lässt sich wählen, die Leerung übernehmen die Pfandraiser. Den größten Container entwarfen Industriedesign-Studenten für diesen Zweck. Lev Nazarov: "Wir hoffen, so noch mehr Menschen für unsere Idee sensibilisieren zu können. Gerade an Schulen ist es uns ein Anliegen, auch den pädagogischen Aspekt von Ressourcenbewusstsein und auch Ehrenamt mit einzubringen."

Und es geht weiter: Vor drei Wochen erhielten die Studenten mit ihrer Idee ein Stipendium der "Start Social Stiftung", dem größten Institut zur Förderung von Sozialem Unternehmertum. Nazarov: "Wir bekommen Coaches an die Seite gestellt, um Pfandraising langfristiger im Stadtbild zu verankern." Der 28-Jährige hofft, dass so noch mehr Menschen ihre Pfandflaschen zur Verfügung stellen. "Egal ob Studenten, Senioren und hinterher die Teilnehmer unserer Deutschkurse: Beim Pfandraising profitieren wir alle.".

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