Verkehrsgutachten Fahrradstadt Wuppertal: Alles noch sehr am Anfang

Wuppertal · 2025 will Wuppertal „Fahrradstadt“ sein. Für Verkehrsgutachter Dr. Ralf Kaulen ist die bergische Metropole allerdings erst eine „Einsteigerstadt“ – und muss für die Optimierung ihres Radwegenetzes viel Geld ausgeben. Kaulen hat den Entwurf eines Wuppertaler Radverkehrskonzeptes im Verkehrsausschuss vorgestellt.

 Bis Wuppertals Radfahrer auch in der ganzen Stadt schnell und alltagskompatibel unterwegs sein können, werden noch viel Zeit und vor allem viel Geld erforderlich sein.

Bis Wuppertals Radfahrer auch in der ganzen Stadt schnell und alltagskompatibel unterwegs sein können, werden noch viel Zeit und vor allem viel Geld erforderlich sein.

Foto: Christa Mrozek / Wuppertalbewegung

Ganz deutlich wurde: Die Trasse ist ein großer Fahrradmotor – aber sie reicht noch längst nicht aus. Nach umfangreicher Bürgerbeteiligung und zahlreichen Expertenstunden ist klar: Wuppertals Hauptproblem sind viele fehlende Lückenschlüsse zwischen einzelnen Radwegebereichen.

350 Kilometer Radwegenetz gibt es – die Netzlückengrößenordnung liegt bei 45 Prozent. Ralf Kaulen deswegen: „Wir sind ja noch nicht so superweit in Wuppertal.“

Stichwort „Einsteigerstadt“: So eine muss nach Kaulens Erfahrung, der auch Fahrradkonzepte für München erarbeitet hat, pro Einwohner zehn bis 17 Euro (pro Jahr!) aufwenden, um in Sachen Fahrrad spürbar nach vorn zu kommen.

Für Wuppertal stehen damit etwa fünf Millionen Euro an Finanzbedarf im Raum. Unverzichtbar sei in diesem Zusammenhang auch zusätzliches Personal. Kaulen weiter: „Städte, die richtig Gas geben, investieren das Zwei- bis Dreifache.“ Zurzeit stehen in Wuppertal pro Jahr 200.000 Euro zur Verfügung.

Aufgelistet hat das 150 Seiten starke Konzept 190 punktuelle Mängel: Schlechte Radwegezustände, unübersichtliche Kreuzungssituationen, Gullys parallel zur Fahrtrichtung – und viele Radwege sowie Schutzstreifen, die in ihrer Breite nicht mehr den aktuellen Soll-Maßen entsprechen. Das bedeutet: Zahlreiche Radwege müssten deutlich wachsen.

Lorenz Hoffmann-Gaubig vom Radfahrerverband ADFC: „Der beschränkte Straßenraum muss neu verteilt werden.“ Dazu passt, so Ralf Kaulen, die Aussage der Straßenverkehrsordnung, dass der Radverkehr keinen untergeordneten Charakter haben darf.

Was Wuppertal unbedingt zu allererst braucht, ist eine schnelle und direkte Fahrradachse im Tal. Das funktioniert, sagt Gutachter Kaulen, „nur bedingt auf Nebenstrecken“. Wichtig ist diese Feststellung bei der Diskussion, ob die Talstrecke für Radfahrer (vor allem im Bereich Unterbarmen) in Zukunft direkt auf der B7 oder entlang von Wittenstein- oder Hünefeldstraße geführt werden soll.

Für die SPD, die bisher die Nebenstrecken befürwortet, drehte Thomas Kring jetzt allerdings vorsichtig bei: „Wir sollten uns nicht mehr um einzelne Straßen streiten, sondern jetzt in die Realisierungsphase kommen.“

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