Interview mit der neuen VHS-Leiterin Anna Lenker "Eine große und spannende Herausforderung"

Wuppertal · Seit dem 1. September hat die Bergische VHS, unter deren Dach Wuppertal und Solingen kooperieren, eine neue pädagogische Spitze: Die 31-jährige Anna Lenker, seit 2011 Leiterin des Fachbereiches Fremdsprachen, übernahm die Position der verstorbenen Monika Biskoping.

 Anna Lenker steht jetzt an der Spitze der Bergischen VHS.

Anna Lenker steht jetzt an der Spitze der Bergischen VHS.

Foto: Bettina Osswald

Anna Lenker leitet eine der größten VHS-Einheiten in NRW — mit 73 Festangestellten und 1.000 Kursleitern. Rundschau-Redakteur Stefan Seitz sprach mit ihr.

Rundschau: Volkshochschule, was ist das für Sie?

Lenker: Dabei geht mir das Herz auf! Weiterbildung ist ein sehr attraktives, sehr aktuelles, sehr breit gefächertes Thema. Es geht um Vielfalt, die zugleich eine große Verantwortung bedeutet, und immer wieder voller Überraschungen steckt. Wir decken ein riesiges Spektrum von Themen ab, die fast die komplette Bandbreite des Alltages von Menschen widerspiegeln. Wir tun das mit 1.000 tollen Kursleitern, die das Gesicht der VHS nach draußen sind, und mit einem Team im Hintergrund, das über die Jahre ein beeindruckendes Fundament geschaffen hat.

Rundschau: "Typisch VHS" — gibt's das?

Lenker: Natürlich. Sprachen, Gesundheit und EDV, da würde man "typisch VHS" sagen. Aber die politische und kulturelle Bildung fällt einem auch sofort ein. Was viele nicht wissen: Durch unsere intensive Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen erreichen wir im stark gefragten Eltern-Kind-Sektor längst nicht mehr nur Erwachsene. Da machen wir echte Familienbildung.

Rundschau: Apropos "erreichen": Wo könnte die VHS noch wachsen?

Lenker: Wir haben ein großes Stammpublikum, das wir auch sehr gut halten können. Aber natürlich schaut man immer, ob nicht noch mehr drin ist. Wir erreichen eher die gute, bürgerliche Mitte sowie eher Frauen als Männer. Ich möchte mit allen Fachbereichsleitungen gemeinsam daran arbeiten, dieses Spektrum zu erweitern. Wenn es dabei gelingt, bei neuen Zielgruppen neue Bildungsbedürfnisse zu wecken, wäre das ein großer Erfolg.

Rundschau: Wie könnte das klappen?

Lenker: Die inhaltliche Weiterentwicklung des Kursangebotes gehört zu meinen Kernaufgaben. Das heißt, dass man immer am Ball bleibt, wenn es darum geht, über zusätzliche Kurs-Themen oder Formate nachzudenken. Man muss schauen, wie sich die Welt, die Gesellschaft verändern. Gibt es neue Schwerpunkte? Wie kann man flexibel darauf reagieren? Beispielsweise wollen wir Online-Kurse entwickeln, um auch Menschen zu erreichen, die sich nicht auf den klassischen Weg ins VHS-Gebäude machen können oder wollen.

Rundschau: Das klingt wie Trend-Scouting.

Lenker: Ja, vielleicht. Toll wäre, im Idealfall den Zeitgeist und die Interessen aller Menschen zu treffen. Das heißt, die erfolgreichen VHS-Klassiker weiter zu stärken und sich gleichzeitig zu fragen: Was wollen die anderen, die noch nicht zu uns kommen? Wo können wir noch etwas bieten, das man sonst eher nicht in einer Volkshochschule erwartet? Eine große und spannende Herausforderung!

Rundschau: Wie funktioniert eigentlich die bergische Kooperation in der Bergischen VHS?

Lenker: Die Entstehung der aus Wuppertal und Solingen bestehenden VHS wurde damals sehr kontrovers diskutiert. Heute allerdings haben wir ein optimales operatives Geschäft sowie zwei bergische Oberbürgermeister, die erstens miteinander harmonieren und sich zweitens sehr für Bildung und Kultur engagieren. Ich erlebe die Bergische VHS als Erfolgsgeschichte.

Rundschau: Die sich in zehn Jahren wie darstellen sollte?

Lenker: Als ganz selbstverständlicher großer Weiterbildungs-Player mit den individuellen Schwerpunkten der beiden Städte Wuppertal und Solingen. Als Einrichtung, die absolut bereichert ist durch die Vielfalt der Menschen aus den Integrationskursen. Diese Menschen sind eine Chance für die VHS und die VHS ist eine von vielen für sie. Ich sehe die VHS der Zukunft als Anbieter vieler Themen von Gartenkunde bis PC-Wissen, von Gesundheit über Erziehung bis zu Tanz und (Kunst-)Handwerk. Und immer auch als Pool, der durch Bildungs- und Persönlichkeitsförderung das kritische Denken bewusst unterstützt.

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