Kommentar zur Absage des Integrationsfestes Das darf nicht sein

Wuppertal · Was wäre das für ein fatales Signal! Das Integrationsfest "Wuppertaler bewegen die Stadt", das seit Jahren zu einem festen bunten Termin auf und an der Trasse rund um den Loher Bahnhof geworden ist, platzt, weil kein Zentimeter des Sechs-Meter-Weges behindert werden darf?

 Rundschau-Redakteur Stefan Seitz.

Rundschau-Redakteur Stefan Seitz.

Foto: Bettina Osswald

Wie würde wohl dem Oberbürgermeister, der zurzeit in Urlaub ist, die Schlagzeile "Integrationsfest abgesagt" gefallen?

Wie sieht das aus, wenn ein Teil der Verwaltung den Migrantenvereinen bei der Fest-Organisation monatelang hilft, und ein anderer Teil der Verwaltung das Ganze mit einem Federstrich verunmöglicht? Schwer vorstellbar, dass eine derart extreme Auslegung der "Verkehrsvorschriften" (für einen Freizeitweg!) nicht nur dieses Fest, sondern theoretisch ja auch alles andere, was veranstaltungsmäßig das Flair der Trasse nutzen möchte, ver- beziehungsweise behindert. Die Trasse, der Weg aller Wuppertaler, die bis vor wenigen Wochen offiziell noch eine Baustelle war, ist jetzt auch offiziell fertig — und schon geht der Ärger los? Das darf nicht sein.

Die Barmer B7 kann für den Schwebebahnlauf gesperrt werden, das quasi komplette Luisenviertel fürs Luisenfest — und fürs Integrationsfest, das vier Meter der sechs Meter Trasse frei lässt, gibt's kein grünes Licht? Nicht nachvollziehbar.

Wer "Wuppertaler bewegen die Stadt" auch nur einmal besucht hat, weiß: Jeder, der möchte, kommt auf den 100 oder 150 Metern, die das Fest in Anspruch nimmt, durch. Langsam zwar, und das Fahrrad schiebend — aber das ist doch selbstverständlich bei solch einer Veranstaltung.

Und wer am Wochenende bei Sonne im Umfeld des Mirker Bahnhofs auf der Trasse ist, kennt echte Menschenmassen — ohne irgendein Fest.

"Wuppertaler bewegen die Stadt" präsentiert Speisen, Getränke, Live-Musik und Live-Folklore aus der Türkei, Arabien, Afrika, Osteuropa — um nur einige zu nennen. Mit dabei außerdem Lions, Ehrenamtler, Musikschule oder die Vereinte Evangelische Mission sowie das städtische Integrations-Ressort. Wuppertaler verschiedenster Nationalitäten und Glaubensrichtungen können sich hier zwanglos begegnen, miteinander reden, zusammen essen. Die Trasse ist dafür ideal: Weil sie im Lauf eines Sonntages Hunderte, ja Tausende Leute zu diesem Fest bringt, die das besondere Flair im Vorbeigehen mitnehmen können. Deswegen ist auch der Loher Bahnhof der beste Platz für das erfolgreiche Integrationsfest — zentral, gute Infrastruktur, optimal angebundenes Umfeld. Ganz nebenbei: Extra fürs Integrationsfest hat die Wuppertalbewegung rund um den Loher Bahnhof eine feste Stromversorgung installieren lassen.

Das Schlimme ist: Wer von einer "Sperrung" der Trasse durch das Fest spricht, ist offenbar noch nie dabei gewesen. Denn dass möglichst viele Menschen "durchkommen" beim Fest, ist doch gerade Sinn und Zweck dieser Veranstaltung.

Alles nur ein Missverständnis? Bei allen Beteiligten?

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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