Akten weg — Prozess vertagt

Das Landgericht Wuppertal hat den Strafprozess gegen einen 74-jährigen Angeklagten aus Elberfeld um mutmaßlichen sexuellen Missbrauch seiner Stieftöchter abgebrochen. Das Verfahren muss neu begonnen werden, offenbar weil organisatorische Probleme nicht behoben werden konnten.

Schon der erste Sitzungstag vergangene Woche stand unter ungünstigen Zeichen. Opfer-Anwältin Anna-Kristina Fecke hatte sich eine öffentliche Rüge der 5. Strafkammer eingefangen, weil sie die Prozessakten nach dem Lesen nicht rechtzeitig zurückgeschickt habe. Der Vorsitzende Richter Robert Bertling verdeutlichte ihr: "Ohne die Akte können wir zwar Dinge aufnehmen, die uns berichtet werden. Aber wir können nicht sinnvoll nachfragen." Zudem sei so nicht aufgefallen, dass einer der Richter falsch für das Verfahren eingeteilt worden war.

Zunächst hatte das Gericht einen Fortsetzungstermin aufgehoben, um den Fehler aufzuarbeiten. Inzwischen sind alle Zeugen wieder abgeladen. Ein neuer Termin zur Verhandlung steht noch nicht fest.

Dem 74-jährigen Angeklagten wird vorgeworfen, ab 1999 sich teils sogar unter Vorhalt einer Gaspistole an seinen Stieftöchtern vergangen zu haben — als diese Kinder beziehungsweise Jugendliche waren. Zum Prozessbeginn hatte der Angeklagte zugegeben, die jungen Frauen über Jahre missbraucht zu haben. Er habe sie aber nicht gezwungen, selbst aktiv zu werden, und weder sie noch die Mutter mit dem Tod bedroht — im Gegensatz zur Annahme der Staatsanwaltschaft.

Seine Gaspistole habe ungeladen im Wohnzimmerschrank gelegen, während er die Taten begangen habe. Zu seinen Handlungen habe ihn "eine Erscheinung" genötigt, die ihn sonst getötet hätte.

Der Angeklagte befindet sich auf freiem Fuß. Sollte er verurteilt werden, muss er mit mindestens fünf Jahren Gefängnis rechnen.

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