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Ärger mit Jobcenter: "Hilflos und ohnmächtig"

Ärger mit Jobcenter: "Hilflos und ohnmächtig"

Nach einem Bandscheibenvorfall beantragte Andreas Böhm Leistungen beim Jobcenter Bachstraße und erlebte ein Existenz bedrohendes Fiasko. Erst als sich die Rundschau einschaltete, reagierte die Jobcenter-Spitze schnell.

Was war passiert? Bis zur Arbeitsunfähigkeit arbeitete der gelernte Schreiner sieben Jahre monatlich 80 Stunden bei einer Immobilienverwaltung. Da er von 450 Euro Krankengeld sein Leben nicht finanzieren kann, beantragt Andreas Böhm in November 2015 beim Jobcenter Bachstraße ergänzende Leitungen. Die werden rasch bewilligt. Kurze Zeit später, im Dezember 2015, erhält der 37-Jährige 500 Euro, aber keinen Bescheid. Damit begann der Ärger ...

Als Böhm Anfang Januar 2016, auf Krücken gehend, eine Folgekrankmeldung einreicht, fragt er nach. Und er muss hören, dass er nicht mehr im laufenden Bezug sei und deshalb kein Bescheid ausgestellt werden kann. Sein Einwand, dass er bereits bei Antragstellung eine bis zum 4. Januar datierte Krankmeldung abgegeben habe, kontert der Sachbearbeiter mit den Worten, die Dauer des Bezuges sei in dem ergangenen Bescheid (den Andreas Böhm nicht erhalten hat) vermerkt, er könne ja einen Neuantrag stellen oder, wenn ihm das nicht passe, wieder arbeiten gehen.

Als in der Folgezeit trotz vollständig eingereichter Unterlagen und mehrmaliger persönlicher und telefonischer Rücksprache weitere Zahlungen ausbleiben und Böhm seine Miete nicht mehr begleichen kann, schaltet er einen Anwalt ein.

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Dessen Intervention bügelt das Jobcenter mit der Begründung, Andreas Böhm hätte sich nicht um die Fortführung der Leistungen bemüht, ab. Dass abgestempelte Dokumente eindeutig das Gegenteil belegen, wird vom Jobcenter schlicht ignoriert. Während sich der Rechtsstreit ohne Erfolg hinzieht, wird die Situation für den Schreiner brenzlig: Als auch im Mai noch die Miete ausbleibt, droht der bisher sehr verständnisvolle Vermieter mit der Kündigung.

"Unverschuldet arbeitslos zu werden und dann eine solche Behandlung seitens des Jobcenters erleben zu müssen, hilflos und mit einem bitteren Gefühl der Ohnmacht, das zu erleben wünsche ich keinem", so Andreas Böhm im Gespräch mit der Rundschau. Und weiter: "Ich bin nicht nur körperlich, sondern auch psychisch am Ende."

Von der Rundschau mit dem Vorfall konfrontiert, handelt Jobcenter-Chef Thomas Lenz umgehend — und teilt drei Tage später mit: "Hier liegt eine sehr unglückliche Kommunikation vor. Wir haben den Fall nochmals geprüft. Mit dem Ergebnis, dass die Leistungen von Januar bis April bewilligt und umgehend ausgezahlt werden. Der Antragsteller wird wieder in den Bezug aufgenommen."