Bürgerticket Preis-Leistungs-Verhältnis untragbar

Betr.: Bürgerticket

Es ist interessant, wie kurz vor der Wahl das Bürgerticket wieder aus der Versenkung auftauchte. Ich war letztes Jahr bei einer Veranstaltung anwesend, als es einer interessierten Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Hierbei wurde ein Zeitplan zur Umsetzung vorgestellt, unter anderem ein Modellversuch in der Nordstadt, der im Juli letzten Jahres hätte beginnen sollen.

Nach dieser Veranstaltung wurde es aber still um das Ticket. Laut Angaben der Initiatoren hat man das Konzept weiter ausgearbeitet und sich mit Meinungen und Reaktionen zum Thema auseinandergesetzt und diese ins Konzept eingearbeitet. Eventuell waren doch mehr Widerstand und Hürden vorhanden, als die Vordenker geahnt hatten?!

Und jetzt mit der Kommunalwahl wollen zumindest zwei Parteien eine weitere Umsetzung verfolgen. Unklar bleibt, ob über die politische Schiene eine weitere Einbindung der Bürger überhaupt geplant ist. Ein Pilot in der Nordstadt/Ölberg ist ohnehin nicht zielführend, da hier ein gültiger Querschnitt der potentiellen Nutzer nicht gegeben ist.

Ich möchte noch einmal auf einen Aspekt eingehen, der nach wie vor gern in Argumentationen pro (Solidarisches) Bürgerticket genannt wird: der Vergleich dieses Tickets mit dem Semesterticket. Auch wenn es Widerstand bei der Einführung des Semestertickets gab, wurde es mit der Zeit angenommen. Ausschlaggebend war hierfür der Leistungsumfang, das heißt über die gesamte Dauer eines Semesters durch ganz NRW fahren zu dürfen. Die Kosten dafür betragen in Wuppertal etwa 35 Euro pro Monat, welches zusätzlich vom Land teilfinanziert wird.

Im Vergleich dazu würden Menschen zwischen 900 bis 1.500 Euro Nettoeinkommen, wozu Studenten in der Regel nicht zählen (und ja auch ausdrücklich ausgenommen werden), für das Bürgerticket 30 Euro monatlich zahlen, dessen Betrag, wie bei den WSW üblich, jedes Jahr sicher ansteigen wird, um NUR durch Wuppertal fahren zu dürfen.

Aus diesem Grund allein ist bei Betrachtung des Preis-Leistungsverhältnisses ein Vergleich diese beiden Tickets absolut nicht sinnvoll.

Ich bin auch der Meinung, dass man für einen sozial ausgewogenen und zukunftsfähigen ÖPNV neue Wege zur Finanzierung beschreiten muss, dennoch ist das Preis-Leistungs-Verhältnis dieses Tickets untragbar. Ganz zu schweigen von einem ÖPNV-Angebot, das zu einem Umstieg auf den ÖPNV nicht gerade einlädt – zusätzlich aktuell werktags ohne Schwebebahn noch weiter an Attraktivität verloren hat.

Selbst nutzerrelevante Ausstattungen in den Bussen wie Klimaanlagen sind nicht vorhanden, wie dies in anderen Städten und Kommunen Standard ist. Begründet wird dies mit durchschnittlich kurzen Zustiegszeiten der Nutzer. Die prekäre wirtschaftliche Situation der WSW ist internen und externen strukturellen Defiziten geschuldet, und ob hier das diskutierte Bürgerticket Abhilfe schaffen kann, mag bezweifelt werden.

Genesis Bärenfänger

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