Öffentlicher Nahverkehr Noch viel Luft nach oben

Betr.: Selbstversuch mit dem öffentlichen Nahverkehr in Wuppertal

Eigentlich bin ich mit dem eigenen Auto oder dem Fahrrad in unserer Stadt unterwegs, kannte den öffentlichen Nahverkehr hier nur von gelegentlichen Fahrten und aus Erzählungen mir bekannter Nutzer in meinem Umfeld.

Da ist zunächst einmal mein Sohn, der regelmäßig mit dem Bus zur Schule fährt. Nicht immer, denn mitunter steht er gut sichtbar an der Haltestelle „Loher Bahnhof“ und der halbleere Bus fährt einfach an ihm vorbei. Wenn denn überhaupt ein Bus kommt, denn seit Schuljahresbeginn 2021 hat der junge Mann schon mehrfach vergeblich gewartet. Er stellt sich fünf Minuten vor der fahrplanmäßigen Abfahrt an die Haltestelle, nach zehn Minuten steht er immer noch dort. Auch nach 20 Minuten gab es noch keine WSW-Mitfahrgelegenheit und nach etwas mehr als 30 Minuten kommt ein Bus, der so voll ist, dass er nicht einsteigen darf. Zum Glück kommt dann nach fünf Minuten ein weiterer Bus, der ihn einsteigen lässt.

Mittlerweile fährt er um 7 Uhr los, damit er sicher um 8 Uhr im Klassenraum sein kann. Das Schuljahr ist nur wenige Wochen alt und schon dreimal kam mein Kind zu spät zum Unterricht. Die Schule ist das Berufskolleg Elberfeld am Döppersberg und die Fahrtzeit soll laut Plan 16 Minuten betragen.

Jetzt aber bin ich selber probehalber mit Bus und Schwebebahn unterwegs gewesen. Hier einmal ein paar kleine Highlights:

Ich möchte mit der Schwebebahn um 16 Uhr von der Loher Brücke zum Alten Markt. Ich verpasse ganz knapp eine Bahn und lese, dass die nächste in zehn Minuten kommen soll. Nachmittags um 16 Uhr im Berufsverkehr? In Richtung Vohwinkel fahren während dieser Zeit drei Bahnen durch die Station. Nicht wirklich prickelnd, oder? Zumal die Bahn nach zehn Minuten natürlich rappelvoll ist. Corona lässt grüßen!

Der Rückweg ist noch unangenehmer: Etwa 30 Minuten später muss ich lesen, dass die nächste Schwebebahn Richtung Vohwinkel in 14 Minuten kommen wird. Auch diesmal fahren an mir in Gegenrichtung einige Bahnen vorbei, es sind genau vier Stück – und „meine“ Bahn ist noch voller als auf dem Hinweg.

Die schöne neue modernisierte Schwebebahn mit ihren neuen elektronischen Möglichkeiten der Fahrtenregelung habe ich mir dann doch etwas anders vorgestellt.

An einem anderen Tag fahre ich gegen 16.15 Uhr mit dem Bus vom Loher Bahnhof zum Döppersberg. Halbwegs pünktlich ist der Bus zwar, aber im Bus ist es unerträglich heiß und stickig. Es sind weder irgendwelche Miniklappfenster, noch Dachluken geöffnet und von einer aktiven Lüftung ist nichts wahrzunehmen. Mir wird unter der Maske leicht blümerant.

Etwas später fahre ich vom Wall aus wieder zurück. Es kommt ein „E522“ der Hattinger Verkehrsbetriebe und ich staune nicht schlecht: Alle schmalen Kippfenster über den Seitenscheiben sind geöffnet, die Dachluken ebenso, auch spüre ich einen leichten Windhauch, der nicht von den Fenstern, sondern der Lüftung zu mir weht. Es ist kühl, luftig und angenehm, so wünscht man sich das. Ein Lob an den Fahrer dieses Busses, wenn er auch „nur“ im Auftrag der WSW gefahren ist!

Es waren ein paar Versuche, wie es ohne Auto klappt. Es waren für mich ärgerliche Versuche, weil auch ich mehrmals länger als 20 Minuten an Bushaltestellen gewartet habe, deren Fahrplan mir sagt, dass alle zehn Minuten ein Bus kommen soll. Es waren für diesen kühlen Sommer warme Tage, aber nicht wirklich heiß, an denen ich mich in geschlossenen Fahrzeugen allzu oft nach Frischluft gesehnt habe.

Und ebenso war es mir für die Corona-Verhältnisse allzu oft viel zu voll in diesen Fahrzeugen. Und außerdem war das Ganze ein teurer Spaß, denn die Preise für Tickets sind ganz schön happig.

Gebracht haben mir diese Versuche die Erkenntnis, dass ich auf keinen Fall auf mein Auto verzichten werde, zumal ich mit dem ÖPNV nicht pünktlich zur Arbeit kommen könnte, denn die erste mögliche Verbindung dorthin, welche mir die WSW „move App“ anzeigt, startet um 4.43 Uhr und kommt um 5.59 Uhr dort an. Um 6 Uhr müsste ich stempeln, brauche aber von der Haltestelle noch etwa zehn Minuten zu Fuß bis zur Firma.

Claudia Funken

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