"Buddenbrooks" in der Concordia Stilvoll - und voller Dramen

Wuppertal · Ein Ort mit Ausstrahlung und Anziehungskraft: Thomas Manns "Buddenbrooks" feierte am Samstag Premiere in der "Bürgergesellschaft Concordia" — dramatisiert von John von Düffel in der Regie von Stephan Müller.

 Dieses Szenenbild aus Thomas Manns „Buddenbrooks“ in der „Concordia“ zeigt Thomas Braus als Tom und Philippine Pachl in der Rolle der Tony.

Dieses Szenenbild aus Thomas Manns „Buddenbrooks“ in der „Concordia“ zeigt Thomas Braus als Tom und Philippine Pachl in der Rolle der Tony.

Foto: Klaus Lefebvre

Die Nachfrage ist kaum zu stemmen, was sicher mit der gediegenen Adresse zu tun hat. Freilich auch mit dem geringen Platzangebot am Werth — immerhin wurden jetzt weitere Termine für Februar angesetzt.

Lohnt der Aufwand? Die Frage ließ sich schon bei Müllers Inszenierung von Lasker-Schülers "Die Wupper" stellen. Auch beim Fall der Kaufmannsdynastie scheint es zunächst zweifelhaft: Die Zuschauer flanieren vorab von Raum zu Raum, wo jeweils eine kurze Soloszene spielt. Schön anzusehen sind die edlen Stoffe zwar, die Teppiche, die Zigarrenvitrine. Doch die einzelnen Auftritte sind so kurz, dass Kommen und Gehen droht, sie zu überdecken.

Doch einmal Platz im Saal genommen zur eigentlichen Aufführung, bleibt doch noch genug Gelegenheit für Stück wie Stimmung. Die Handlung setzt hier ein bei Konsul "Jean" Buddenbrook, von Stefan Walz gespielt als gefestigter Charakter bis hin zum Tod, der wirksam als Abgang in Szene gesetzt ist. Als dessen Tochter gibt Philippine Pachl eine energische Tony und erinnert eindrücklich, dass diese trotz gleich zweier unglücklicher Ehen ja keine nur leidende Effi Briest ist, sondern weiß, was sie sich wert ist. "Tom" Buddenbrook (Thomas Braus), dessen Zeit als Firmenchef in der Fassung im Mittelpunkt steht, erfährt und erleidet zusehends, wie der Wohlstand der Familie zerrinnt.

Zudem werden per Bildschirm Filmszenen aus dem laufenden Spiel eingeblendet, sobald die Spieler den Saal verlassen. Dezent ist das gelöst von Carmen Fett an der Webcam — vielleicht nicht nötig, aber doch eine angenehme Variante beim Wunsch, dem geschichtssatten Ort zu seinem Recht zu verhelfen.

Letztlich hat dieser Abend etwas von Sightseeing: Wann sonst gab es bisher das Haus von innen zu sehen? Doch da nicht allzu turbulent, entfaltet der Rahmen durchaus seine Wirkung — und unterstützt als Botschaft den Eindruck: Auch "Eintracht" und Stil steckt voller Dramen.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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