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Tagebuch der Redaktion: Eine Eule für den Klopfspecht

Tagebuch der Redaktion : Eine Eule für den Klopfspecht

Kollege Trapp hat jetzt einen Vogel, genau genommen eine Eule. Und die hat er sich auch redlich verdient. Gut, eine Spottdrossel hätte in gewisser Weise auch gepasst, aber die bergische Dependance des Vereins Deutsche Sprache hat sich nun mal den schläfrigen Genossen als Wappenvogel für ihre Auszeichnung ausgesucht.

Vielleicht auch weil Till Eulenspiegel, Trapps direkter Vorfahre im ausgehenden Mittelalter, den Herrschenden mit scharfer Zunge und bissigem Humor ebenso regelmäßig die Leviten las. Oder schrieb.

Und die Herrschenden, das sind in unseren Zeiten neben Politik und Beamtenapparat eben gerne auch die Bahn, die Post oder andere Telekommunikationsunternehmen, die sich immer mal wieder als Herrschende über unsere (Frei-)Zeit aufspielen und sich zur Strafe dafür ständig im "Toreschluss" wiederfinden. Was die Faktenlage zwar selten ändert, aber immerhin dem Leser in seiner Ohnmacht ein Ventil bietet, indem er befreit auflachen kann.

Nun hieße es Eulen nach Athen oder zumindest nach Barmen tragen, wollte man die Trappschen Glossen an dieser Stelle für ihren kreativen Sprachwitz, ihren raffinierten Aufbau oder ihre ausgereifte Formulierungskunst rühmen. Aber eins muss man dem Verfasser lassen: Wie es der Kerl schafft, jeden Freitagmorgen von 10 bis halb 12 kurz vor Andruck auf Knopfdruck lustig zu sein und mit hochkonzentriertem Pokerface die verrücktesten Einfälle regelrecht in die Tastatur zu hämmern, das nötigt mir auch nach über 25 Jahren den höchsten Respekt ab. Und dafür hätte er eigentlich auch einen Preis verdient. Ich sach mal, einen Klopfspecht.