Im Fokus: der vererbte Krebs

Wuppertal · Der "Tag der seltenen Erkrankungen" fällt in diesem Jahr auf den 28. Februar. Er hat das Ziel, Patienten mit seltenen Krankheiten eine Stimme zu geben und auf die Verbesserung der Behandlungs- und Präventionsstrategien durch Forschungserfolge hinzuweisen.

 Bei der Patientin Gabriele Körber-Seget (li.) wurde eine sogenannte Poliposis, die vererbte Veranlagung zu frühem Darmkrebs, festgestellt. Bei individuell abgestimmter Behandlung hat sie heute eine gute Prognose und hohe Lebensqualität. Frau Prof. Dr. med. Gabriela Möslein leitet das Zentrum für hereditäre Tumorerkrankungen am HELIOS Universitätsklinikum Wuppertal. Sie ist Koordinatorin des Europäischen Patientenregisters für das sog. Lynch-Syndrom, Vorsitzende der EHTG European Hereditary Tumorgroup und Vorsitzende der chirurgischen Arbeitsgruppe der DGAV Deutsche Gesellschaft für Allgemeine und Viszeralchirurgie.

Bei der Patientin Gabriele Körber-Seget (li.) wurde eine sogenannte Poliposis, die vererbte Veranlagung zu frühem Darmkrebs, festgestellt. Bei individuell abgestimmter Behandlung hat sie heute eine gute Prognose und hohe Lebensqualität. Frau Prof. Dr. med. Gabriela Möslein leitet das Zentrum für hereditäre Tumorerkrankungen am HELIOS Universitätsklinikum Wuppertal. Sie ist Koordinatorin des Europäischen Patientenregisters für das sog. Lynch-Syndrom, Vorsitzende der EHTG European Hereditary Tumorgroup und Vorsitzende der chirurgischen Arbeitsgruppe der DGAV Deutsche Gesellschaft für Allgemeine und Viszeralchirurgie.

Foto: Helios

Am HELIOS Universitätsklinikum Wuppertal wurde vor einem Jahr das "Zentrum für hereditäre Tumorerkrankungen" (ZHT) gegründet. Dieser Begriff fasst die Veranlagung zu verschiedenen Syndromen zusammen, die in Familien zu einer Häufung von Krebserkrankungen verschiedener Organe führen. So gesehen ist jedes dieser erblichen Syndrome selten, aber in der Zusammenschau sind viele Menschen betroffen, die eine erbliche Veranlagung zu Krebserkrankungen haben und bis heute noch nichts davon wissen.

Eine Krankheit gilt als selten, wenn nicht mehr als fünf von 10.000 Menschen erkranken. Dabei ist in einer hochaktuellen Publikation aus Boston der Nachweis erbracht worden, dass bei 10 Prozent aller Krebserkrankungen des Dickdarmes eine dominante, eindeutig erbliche Veranlagung zur Entwicklung von bösartigen Tumoren besteht. Das bedeutet, dass diese Erkrankungen heute also im Prinzip vorhersagbar sind, wenn die passende Untersuchung erfolgen kann. Hierzu braucht es aber ein Zusammenspiel aus engagierter Medizin und "entdeckten" Patienten, die willens sind, ihre Angehörigen über die möglicherweise erhöhte Gefahr zu informieren. Andersherum können sich Menschen heute gezielt untersuchen lassen, wenn sie eine auffällige Familiengeschichte haben oder selbst gesundheitliche Hinweise auf eine erhöhte Risikokonstellation aufweisen. Hierzu gehören u.a. Krebserkrankungen in einem jüngeren Alter, mehr als eine Krebserkrankung bei einer Person oder viele Polypen im Darm. Diese Aufmerksamkeit kann Leben retten.

Die Erkrankungsmuster sind sehr variabel und auch innerhalb einer Familie können bei den Patienten verschiedene Organe in unterschiedlichem Alter betroffen sein. Es gibt für viele der hier zusammengefassten Syndrome ein eindeutiges Erkennungszeichen, aber heute auch diverse Möglichkeiten, durch Untersuchungen ganz generell und ohne Selektion im Tumorgewebe bereits den Verdacht auf das Vorliegen eines erblichen Syndroms zu erhärten.

Ein weiteres, weit unterschätztes Merkmal ist das Auftreten zahlreicher Polypen im Dickdarm, die auch über Jahre entstehen können. Wenn also immer wieder "nur" zwei oder mehr Polypen im Laufe der Jahre bei den Spiegelungen festgestellt werden, kann man fast eindeutig davon ausgehen, dass eine Veranlagung zu der Polypenerkrankung vorliegt. Diese kann man heute durch molekulargenetische Blutuntersuchungen feststellen. Wichtig ist, dass nicht jeder Nachkomme die Veranlagung von einer betroffenen Person erben muss und dass nicht jeder, der die Veranlagung hat, auch tatsächlich an Krebs erkranken wird.

Wer sich für betroffen hält, kann auf der Webseite des ZHT einen Familienfragebogen herunterladen. Auf Wunsch wird dann vom Zentrum mit einer entsprechenden Rückmeldung Kontakt aufgenommen. Wer als betroffen erkannt ist, kann meistens viel dafür tun, nicht an Krebs zu erkranken. Hierzu gehören die gezielten Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen ebenso wie (je nach Syndrom) eine medikamentöse Vorbeugung oder die Teilnahme an speziellen Impfstudien. Am ZHT werden die neuesten diagnostischen, präventiven und chirurgischen Behandlungsmöglichkeiten gebündelt.

Laufend organisiert das Zentrum Informationsangebote zu den einzelnen Krankheitsbildern, wie beispielsweise den Informationstag zum sogenannten Lynch-Syndrom, dem erblichen Dickdarmkrebs, am 18. März 2017 in Düsseldorf, Haus der Universität, 10.30 bis 15.30 Uhr. Weitere Infos gibt es unter www.helios-kliniken.de/zht

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