Uellendahl „Bei mir würde James Last laufen“

Wuppertal · Der Uellendahler Pfarrer Holger Pyka hat Beiträge zu einem Liederbuch für Bestattungen verfasst – und dafür unter anderem Rod Stewards „Sailing“ umgetextet. Im Rundschau-Interview erzählt er, was musikalisch auf einer Beerdigung laufen sollte und warum der Tod endlich kein Tabu mehr sein darf.

 Pfarrer Holger Pyka.

Pfarrer Holger Pyka.

Foto: Wuppertaler Rundschau/Simone Bahrmann

Schon Gedanken darüber gemacht, welches Lied auf Ihrer Beerdigung laufen soll?

Pyka: „Ja klar. Biscaya von James Last, der Song, zu dem meine Eltern das erste Mal getanzt haben, und die Titelmelodie von Nils Holgersson, weil ich von ihm meinen Namen habe.“

Sie sind mit Beiträgen in einem Liederbuch für Bestattungen vertreten. Was steckt dahinter?

Pyka: „Das Besondere ist, dass neben den bekannten Klassikern der Kirche wie ,Von guten Mächten‘ oder ,Möge die Straße uns zusammenführen‘ eben auch weltliche Songs enthalten sind, wie etwa ,Ein Stern, der deinen Namen trägt“ oder „Geboren um zu leben‘, teilweise aber mit neuen Texten. Ich habe zum Beispiel eine Version von ,Sailing‘ von Rod Stewart beigesteuert für Seebestattungen. Es geht darum, dass ja Gefühle ausgedrückt werden sollen. Und da passen die Originaltexte oft nicht mehr.“

Welche Lieder hätten bei Ihnen keine Chance?

Pyka: „Also ich kann sagen, dass ich bislang noch kein Lied abgelehnt habe. Ich habe Kollegen, die würden zum Beispiel ,Highway to Hell‘ nicht laufen lassen, aber die Anfrage hatte ich noch nicht. Wenn Menschen sich einen bestimmten Song wünschen, dann geben sie mir ja auch etwas an die Hand. Ihnen ist der Text oder die Melodie wichtig, es bedeutet ihnen etwas. Und klar waren natürlich Sachen dabei, die ich auf meiner Beerdigung nicht haben wollen würde – aber es ist ja auch nicht meine eigene.“

Also keine Beeinflussung?

Pyka (lacht): „Das Letzte, was Menschen in ihrer Trauer brauchen, ist ein Pfarrer, der ihnen seinen eigenen Musikgeschmack aufdrängen will. Ich versuche eher, die Menschen, die jetzt leben, mit Liedern bekannt zu machen, die ich gut finde – damit ich die später öfter auf Beerdigungen höre.

Sie sprechen sehr offen über das Thema Beerdigungen und Tod. Sollten die Menschen generell unverkrampfter damit umgehen?

Pyka: „Es wird oft versucht, das Thema Tod auszublenden. Das ist aber nicht gut. Der Tod muss einfach aus der Schamecke geholt werden.“

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