„Mensch zu Mensch“ Wuppertaler Hilfsverein: „Noch dramatischer geworden“

Wuppertal · Zur Unterstützung des Krankenhauses in Butschatsch in der Ukraine suchen die Aktiven des Wuppertaler Vereins „Mensch zu Mensch“ nicht nur ein intaktes Röntgengerät und medizinische Artikel. Sie mussten jetzt auch Abschied nehmen von einem wichtigen Menschen vor Ort, dessen junge Witwe mit ihrem gerade geborenen Jungen vor einer schwierigen Situation steht.

 Der verstorbene Wuppertal-Kontaktmann Pjetor kurz vor seinem Tod mit Frau (und Sohn / Komplettbild).

Der verstorbene Wuppertal-Kontaktmann Pjetor kurz vor seinem Tod mit Frau (und Sohn / Komplettbild).

Foto: Klein

Obwohl schon einige Wochen zurück vom letzten Hilfskonvoi, ist Peter Klein anzumerken, wie sehr der Verlust schmerzt: „Als wir vor 18 Jahren erstmals die Region mit Hilfsmitteln und medizinischen Gütern versorgten, stand uns Pjetor als Dolmetscher zur Seite. Im Lauf der Zeit hat sich zwischen ihm und uns eine herzliche Beziehung entwickelt. Wir haben einen guten Freund verloren, ohne ihn wird unsere Arbeit jetzt schwieriger.“

Wie viele andere Menschen im Radius von Tschernobyl auch, starb Pjetor Ende 2018 im Alter von nur 54 Jahren an Krebs. Zwei Monate, nachdem Sohn Matthäus das Licht der Welt erblickte. „Was sein Tod für Ehefrau Nadja (32) bedeutet, ist furchtbar. Sie bekommt im Monat 10 Euro Kindergeld. Da aber das Trinkwasser stellenweise mit Fäkalien verunreinigt ist, muss sie, um die Gesundheit ihres Kindes nicht zu gefährden, wöchentlich für 15 Euro sauberes Wasser kaufen“, berichtet Klein.

Und davon, dass er und seine Mitstreiter vom Verein „Mensch zu Mensch“ spontan zusammenlegten und der Witwe 600 Euro schenkten. „Damit kommt sie ein paar Monate über die Runden, aber wie es dann weitergehen kann, weiß sie nicht.“

Die Situation von Nadja ist kein Einzelschicksal in der Region West-Ukraine: Steigende Inflation, hohe Arbeitslosigkeit, teure Lebensmittel, die sich kaum jemand leisten kann, unzureichende medizinische Versorgung; der größte Teil der Bevölkerung muss von dem leben, was die Äcker hergeben. Wobei: „Durch den Krieg im Osten des Landes ist die Lage noch dramatischer geworden. Manchmal frage ich mich, wie sie es überhaupt schaffen zu überleben“ so Peter Klein.

Vorbereitet wird jetzt der nächste Hilfskonvoi. Im Fokus steht die Stärkung des örtlichen Krankenhauses. „Die Zustände dort sind vergleichbar mit denen bei uns im Zweiten Weltkriegs. Deshalb suchen wir stets ausgemusterte, aber noch intakte medizinische Utensilien und Material.“

Ganz oben auf der Wunschliste der Krankenhaus-Ärzte steht ein in Deutschland noch zugelassenes Röntgengerät. Benötigt werden darüber hinaus weitere medizinische Geräte und Materialien – und ebenso Geldspenden.

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