Berufskolleg Werther Brücke Stolperstein: Gedenken über Grenzen hinweg

Wuppertal · Auszubildende des Wuppertaler Berufskolleg Werther Brücke haben mit ihren französischen Kollegen und Kolleginnen Stolpersteine zum Gedenken an jüdische Opfer der Shoa bei Paris verlegt.

 Zwei der Auszubildenden neben den neuen Stolpersteinen.

Zwei der Auszubildenden neben den neuen Stolpersteinen.

Foto: Ville de Malakoff/Severine Fernandes

Mitte November nahm eine Gruppe von deutsch-französischen Kfz-Auszubildenden an einer Zeremonie zur Verlegung eines Stolpersteins in Malakoff teil. Die Jugendlichen aus Wuppertal sind im Rahmen eines „ProTandem“-Austauschs bei ihren französischen Partnern südlich von Paris.

Die französische Partnerschule ist nach einem Gärtner aus Malakoff, Louis Girard, benannt, der 1942 nach Auschwitz deportiert wurde und dort ums Leben kam. Die beiden Schulen wollten ihn mit einem Stolperstein in Malakoff würdigen. Die Idee kam bei der örtlichen Verwaltung im Rathaus von Malakoff sehr gut an und wurde zu einem Gesamtkonzept weiterentwickelt. Der erste Schritt zum gemeinsamen Gedenken fand bei der Zeremonie zur Verlegung des ersten Stolpersteins in Malakoff statt.

Das Gedenken an Verbrechen und Verfolgung in der Nazizeit ist für alle Beteiligten des Projekts zentral. Es ist Kern des Konzepts der Stolpersteine, über die Menschen in der Stadt buchstäblich „stolpern“ und zum Nachdenken angeregt zu werden. Hinzu kommt bei diesem deutsch-französischen Projekt das gemeinsame Wachhalten der Erinnerung, gerade auch bei jungen Menschen.

Bruno Doizy, der als Lehrer den Azubi-Austausch am Lycée Professionnel Louis Girard betreut: „Uns ist es ein Herzensanliegen, gemeinsam mit den deutsch-französischen Jugendlichen an die Geschichte von Louis Girard zu erinnern, der unserer Schule ihren Namen gegeben hat.“ (Bilder:)

Gedenken über Grenzen hinweg
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Foto: Ville de Malakoff/Severine Fernandes

Sein deutscher Kollege Johannes Ulke, der den Austausch von Seiten des Berufskollegs Werther Brücke in Wuppertal begleitet und mit den Auszubildenden vor Ort in Malakoff war: „Gerade in Zeiten von zunehmendem Rechtspopulismus und -extremismus in Europa wollen wir ein Zeichen für die deutsch-französische Freundschaft setzen und uns gemeinsam für eine offene und tolerante Gesellschaft einsetzen.“

Drei weitere Menschen, die in derselben Gegend wie Louis Girard lebten, wurden in der Zeit des Nationalsozialismus ebenfalls deportiert. Die Verantwortlichen im Rathaus von Malakoff planen daher, in den nächsten drei Jahren zusammen mit den deutsch-französischen Jugendlichen für jeden dieser Menschen einen Stolperstein zu verlegen und ihn in einer eigenen Zeremonie zu würdigen. Im Jahr 2025 wollen sie in einer besonderen Veranstaltung an alle Deportierten aus Malakoff erinnern und gemeinsam ihrer gedenken.

Das Berufskolleg Werther Brücke in Wuppertal kooperiert seit 2018 mit dem Lycée Professionnel Louis Girard in Malakoff bei Paris. An beiden Schulen erlernen Jugendliche Berufe aus dem Kfz-Bereich wie Automechaniker.

Sechs Auszubildende aus Wuppertal sind seit dem 7. November für drei Wochen bei ihren Partnern in Malakoff. In der ersten Woche lernten die Jugendlichen in einem Tandem-Sprachkurs gemeinsam berufsspezifisches Fachvokabular und bereiteten sich auf in ihrem Beruf typische Situationen vor. Die zweite und dritte Woche verbringen sie während eines Praktikums gemeinsam mit ihren Tandem-Partnern in Kfz-Betrieben der Region. Nachdem der ursprünglich für 2020 geplante Austausch Corona-bedingt abgesagt werden musste, fand nun der vierte Austausch innerhalb dieser Partnerschaft statt.

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