Hallen-Projekt BHC-Arena: Bergische Lösung in Solingen

Wuppertal · Bei der Suche nach dem Standort für eine Handball-Arena im Bergischen Land ist eine Vorentscheidung gefallen: Die Oberbürgermeister von Wuppertal und Solingen stellten heute (6. Oktober 2021) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz konkrete Überlegungen für einen Neubau auf dem Areal der Klingenhalle vor.

 Uwe Schneidewind, Tim Kurzbach, Philipp Tychy und Jörg Föste (v.l.) stellten im Haus Müngsten die Arena-Pläne vor.

Uwe Schneidewind, Tim Kurzbach, Philipp Tychy und Jörg Föste (v.l.) stellten im Haus Müngsten die Arena-Pläne vor.

Foto: Dirk Freund

Der Ort war symbolträchtig gewählt: Im Haus Müngsten hatte der Handball-Bundesligist BHC 2014 erstmals seine Idee einer neuen, modernen Heimspielstätte ins Gespräch gebracht, die auch als Event-Arena dienen soll. Sieben Jahre später schloss sich der Kreis an gleicher Stelle - und damals wie heute lautete das meist gebrauchte Wort „bergisch“. Denn Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und sein Solinger Kollege Tim Kurzbach gaben sich größte Mühe, die sich jetzt anbahnende Lösung nicht als Entscheidung gegen Wuppertal, sondern als eine für das Bergische Land zu präsentieren. „Wir können alle miteinander viel vom BHC lernen“, so Kurzbach „Er macht uns seit Jahren vor, wie erfolgreich diese Region sein kann, wenn sie zusammenarbeitet. Wir müssen verstehen, dass wir in einem Team spielen.“

Auch Schneidewind unterstrich, dass bei den Gesprächen über mögliche Standorte die Überlegung im Vordergrund gestanden habe, eine Halle zu realisieren, die der Leistungsfähigkeit und Bedeutung des Clubs gerecht wird. In Wuppertal hatte man sich dazu bekanntlich intensiv mit dem Wicküler Park beschäftigt, wo Stadtverwaltung, die Clees-Gruppe als Grundstückseigentümer und die Stadthallen GmbH mit dem BHC Arena-Pläne durchrechneten. „Der Betrieb wären bei positiven Annahmen mit einer schwarzen Null machbar, aber die Refinanzierung der Investitionskosten oder Rendite für einen Investor nicht“, fasste Schneidewind das Ergebnis der Begutachtung zusammen.

Solingen dagegen kann den Trumpf ausspielen, dass ein kommunales Grundstück zur Verfügung steht und die Stadt selbst als Bauherr die Fäden des Projektes in die Hand nehmen will, so dass Investoreninteressen keine Rolle spielen. Hinzu kommt, dass die marode Klingenhalle demnächst für geschätzte 20 Millionen Euro renoviert werden müsste und ein Neubau - im Gespräch sind Kosten von 40 Millionen Euro - langfristig deutlich wirtschaftlicher ist. Von der qualitativen Verbesserung ganz abgesehen.

„Mein Ziel ist, dass der Solinger Rat noch in diesem Jahr auf Basis von Zahlen und Fakten ein Bekenntnis zur Arena ablegt“, so Kurzbach über die nächsten Schritte. Das politische Votum vorausgesetzt, sehen die Pläne grob gesagt so aus: Die Klingenhalle wird abgerissen, das darunter liegende Klingenbad bleibt aber genauso erhalten wie der große Parkplatz vor dem Komplex. Daneben soll auf einem Teil der aktuell von Bolz- und Fußballfeldern belegten Fläche des Sportparks der Arena-Neubau entstehen. Die vorläufige Planung sieht für die Halle eine Kapazität von 5.000 bis 6.000 Zuschauern sowie alle Features eines modernen Handball-Tempels inklusive Logen und steiler Tribünen vor, die für Hexenkessel-Atmosphäre sorgen sollen. In die Gespräche über das „bergische Projekt“ war laut Kurzbach und Schneidewind auch Remscheids OB Burkhard Mast-Weisz immer einbezogen. Die neue Arena wolle man dann auch gemeinsam im Rahmen des Bergischen Tourismus-Marketings vermarkten.

Die Überlegungen, die zur Standortentscheidung führten, hatte Schneidewind den politischen Gremien in Wuppertal nach eigenen Worten vor der Veröffentlichung auseinanderlegen wollen. Die Pläne wurden dann aber vorzeitig publik. „Das war anders geplant“, so Schneidewind, der dem BHC jetzt mit dem gemeinsamen OB-Auftritt ein „Signal der Verlässlichkeit“ geben wollte. Die Situation sei in den letzten Tagen angesichts der aufflammenden Diskussionen problematisch gewesen.

Nachdem die Würfel pro Solingen gefallen zu sein scheinen, gibt es seitens der Stadt Wuppertal noch keine Pläne für die Zukunft der Uni-Halle, die mittelfristig als Bundesliga-Spielstätte wegfallen wird. Der BHC ist bekanntlich der einzige Nutzer, der die im gemeinsamen Besitz von Stadt und Land befindliche Arena regelmäßig füllt. „Das muss mit dem Land und der Uni besprochen werden, wenn die Standortentscheidung in Solingen politisch gefällt worden ist“, so Schneidewind. Bis der Neubau steht (einen konkreten Zeitplan gibt es noch nicht), sollen die bisherigen Spielorte des BHC in Wupperetal, Solingen und Düsseldorf erhalten bleiben.

Dass sich die vielen Wuppertaler Sponsoren des Bundesligisten an der Standortwahl stören könnten, glaubt BHC-Geschäftsführer Philipp Tychy unterdessen nicht: „Unsere Gespräche mit Partnern haben gezeigt, dass die Frage, wo die Halle steht, für die meisten eine untergeordnete Rolle spielt. Da steht auch der bergische Gedanke im Vordergrund.“ Ursprünglich hatte sich der BHC bekanntlich lange mit Plänen für einen Hallen-Neubau in der Nähe des Westrings genau auf der Stadtgrenze zwischen Solingen und Wuppertal beschäftigt. Das Vorhaben scheiterte aber 2018 an nicht verkaufswilligen Grundstückseigentümern. BHC-Geschäftsführer Jörg Föste in der Pressekonferenz auf die Frage, ob die Stadt Wuppertal dem Club danach neben der Option Wicküler Park zum Beispiel über die Wirtschaftsförderung noch aktiv alternative Grundstücke vorgeschlagen habe: „Keine weiteren.“      

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