Kommentar zum Hin und Her gegen den B7-Stau Völlig ver-fahren

Wenn Elberfelds image- und atmosphärestärkstes Areal, das Luisen- und Laurentiusviertel, ein Problem hat, hat Elberfeld ein Problem. Und wenn Elberfeld ein Problem hat, hat Wuppertal ein Problem. Darum war es richtig, dass OB Jung auf die Alarmmeldungen aus dem Viertel reagiert hat.

Dass er bei der Fußgängerampel am Robert-Daum-Platz gescheitert ist, war einkalkuliert.

Wozu hat diese grundsätzlich richtige Reaktion, die als Schnellschuss realisiert wurde, nun geführt? Zur Spaltung der Stadt. In Fußgänger und Autofahrer, in Mehrheit und Opposition. Genau das, was Wuppertal nicht braucht.

Das wirft Fragen auf. Warum muss erst eine Alarm-Pressekonferenz von IHK und Handel her, bis "da oben" begriffen wird, dass "da unten" etwas falsch läuft? Warum ist die Stadtspitze monatelang mit der Behauptung unterwegs, man erwarte keine Umsatzrückgänge, wenn die gegenteiligen Informationen auf der Straße gehandelt werden? Warum hat man geglaubt, der Robert-Daum-Platz, so wie er ist, könne den B7-Sperrungsverkehr verkraften?

Vor einigen Jahren, als die beiden Fußgängertunnel — vor allem der zur Sparkasse — geschlossen wurden, hat man die Wurzel des aktuellen Übels gelegt. Es war (und ist) "in", Fußgänger nicht mehr in Tunneln, sondern oberirdisch (damit sind nicht Brücken gemeint!) laufen zu lassen. Aber nicht alles, was "in" ist, ist gut. Stimmen wie die von CDU-Mann Ralf Geisendörfer, der sich im Viertel auskennt und vor diesen Tunnelschließungen warnte, sind nicht gehört worden. Seither staut(e) sich der Verkehr für alle sichtbar auf die Bundesallee. Ein so "behinderter" Robert-Daum-Platz kann, wenn nichts geändert wird, die aktuellen Auto-Ströme nicht bewältigen.

Als sich sofort nach der B7-Sperrung zeigte, dass nicht die Wolkenburg, sondern das Areal zwischen Neumarktstraße und Robert-Daum-Platz der echte "Knackpunkt" ist, hat man uns gebetsmühlenartig und oberlehrerhaft wissen lassen, es solle hierher ja auch nur der "Zielverkehr" fahren. Alle anderen müssten sich anders orientieren. Zur Klarstellung: Die, die im Luisenviertel leben, sind Zielverkehr. Die, die hier — und rund um die Ohligsmühle, die städtischerseits großspurig als "Central Business District" beworben wird, arbeiten, sind Zielverkehr. Und die, die hier ihr Geld in Geschäften und in der Gastronomie ausgeben wollen, sind erst recht Zielverkehr. Wussten die, die dieses Verkehrskonzept entworfen haben, nicht, wie beliebt und belebt das Gebiet ist?

Noch eine Frage: Gelten in Wuppertal für Fußgänger andere Regeln, andere Rechte? Die Tatsache, dass angesichts massenhafter Missachtung der Fußgängerampelsperrung am Robert-Daum-Platz der Verkehrstest sofort wieder gekippt wird, lässt keinen anderen Schluss zu. Autofahrer werden — mit der Keule polizeilichen Eingreifens — zu bedeutenden Umwegen gezwungen. Wenn aber Fußgänger Umwege nicht zu gehen bereit sind — patsch, alles auf Anfang! Ein bemerkenswerter Vorgang.

Das alles ist nur der Anfang. Das Ganze dauert nämlich noch (mindestens) drei Jahre. Alle müssen Abstriche machen. Auch Fußgänger, die es gewohnt sind, rubbeldiekatz von einer Straßenseite auf die andere zu kommen. Was niemand braucht, sind Wahlkampf, Schnellschüsse, Schadenfreude und das (politische) Fehlen von Fantasie und Flexibilität.

Apropos Fantasie: Macht die beiden Fußgängertunnel wieder auf!

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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