Gaststätte „zur alten Pferdetränke“ Es hängt ein Pferdehalfter an der Wand

Wuppertal · Pferdetränke – der Name war Programm. Damals vor über 100 Jahren, als in Vohwinkel noch keine Autos fuhren. In unserer Reihe „Auf ein Bier“ haben wir der urigen Kneipe einen Besuch abgestattet.

 Brigitte Lombardo, und nur sie, darf Hans Gerd Hüser (Mitte) in die Karten schauen, wenn mal wieder Skat gekloppt wird.

Brigitte Lombardo, und nur sie, darf Hans Gerd Hüser (Mitte) in die Karten schauen, wenn mal wieder Skat gekloppt wird.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Was war das für eine schweißtreibende Plackerei: In der Herzkämper Mulde die Pferde mit Kohlesäcken satteln und dann, im Schritttempo, ab nach Solingen. Wie gut, dass kurz vorm Ziel noch eine `Tankstelle` für Mensch und Tier stand. Und während die Gäule dort gierig Wasser schlürften, linderten ein paar Bier und Schnäpse die Qual der Strapazen für die „wilden Kerle“ am Halfter rasch.

Um 1900 errichtete Otto Hüser das Haus mit Kneipe am alten Kohlenweg an der Gräfrather Straße 34 und landete damit einen Volltreffer. Denn Solingen brauchte viel Kohle... Heute erinnert das urige Ambiente mit Pferdehalfter an der Wand und Zuggeschirr an der Decke an die Anfänge der Kneipe, die seit fast 120 Jahren angenehme Pausen vom Alltag bietet.

Wenn Wirtin Brigitte Lombardo lächelnd das erste Pils serviert, fühlt man sich zu Hause, in einer der wenigen guten alten Kneipen, die es im Tal noch gibt. Wo Hans Gerd Hüsken, Sohn des Erbauers, mit 95 Jahren noch regelmäßig mit Kumpels Skat kloppt, wo die WSV-Legende Erich Miß, der in Bundesligazeiten so gradlinig wie kompromisslos zu verteidigten wusste, zu den Stammgästen gehört und selbst der SPD-Bundestagsabgeordnete Helge Lindh gern mal vorbeischaut. So wie viele aus dem Quartier oder von irgendwoher. „

Serie "Auf ein Bier": Besuch der Gaststätte "Zur alten Pferdetränke"
Foto: Wuppertaler Rundschau

Kommste rein, gehörste dazu“, bringt die Wirtin auf den Nenner, was seit eh und je den Charme der Kneipe ausmacht. Und so rustikal das Ambiente, so aufgeräumt das Angebot: Bier, Spirituosen, Kaffee, Snacks wie Kottenbutter und diverse belegte Brote - mehr braucht es nicht, um eine gute Zeit zu genießen. Und so wird es wohl noch lange weitergehen. „Mit meinem Sohn Frank, der das Haus erbt, ist schon geklärt, dass die Kneipe Bestand hat“, sagt Hans Gerd Hüser.

Brigitte Lombardo, seit 10 Jahren Pächterin, hört das ebenso gern wie die vielen (Stamm-)Gäste...

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