PCB-Funde im Coroplast-Umfeld Stadt warnt vor belastetem Blattgemüse aus Nächstebreck

Wuppertal · Für das Umfeld der Firma Coroplast in Nächstebreck spricht die Stadt eine „Verzehrempfehlung“ aus: Blattgemüse wie Spinat, Mangold, Salate und Kräuter, die Anwohner hier selbst angebaut haben, sollten nicht gegessen werden. Bei Messungen in Nächstebreck und Ronsdorf wurden in dem betroffenen Gebiet erhöhte PCB-Werte festgestellt.

 Im Umfeld der Firma Coroplast in Nächstebreck wurde eine erhöhte PCB-Belastung festgestellt. Die Stadt spricht eine vorsorgliche Verzehrempfehlung aus.

Im Umfeld der Firma Coroplast in Nächstebreck wurde eine erhöhte PCB-Belastung festgestellt. Die Stadt spricht eine vorsorgliche Verzehrempfehlung aus.

Foto: CC BY-SA 3.0/wikipedia

Nachdem im letzten Jahr Messungen im Gewerbegebiet Oelkinghausen in Ennepetal eine erhöhte PCB-Belastung ergeben hatten, wurden im gesamten Land Firmen mit ähnlicher Produktpalette untersucht. PCB ist ein krebserregender Stoff, der in Deutschland verboten ist, aber unbeabsichtigt bei der Produktion silikonhaltiger Waren freigesetzt wird. In Wuppertal betraf die Überprüfung den Geschäftsbereich Corofelx der Firma Coroplast in Nächstebreck, in Ronsdorf die Prysmian Group. Beide Unternehmen produzieren Kabel und Leitungen unter Verwendung von Silikon-Kautschuk.

Die im Frühjahr entnommenen Bodenproben im Umfeld der beiden Unternehmen zeigten keine relevanten PCB-Auffälligkeiten. Nach den Bodenproben führte das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen, kurz LANUV, ein so genanntes Löwenzahnscreening durch, eine Untersuchung von Pflanzen, die jahreszeitbedingt aktuell ausgetrieben haben. Ende März wurden die Löwenzahnproben entnommen und im Labor untersucht. Die Ergebnisse liegen der Stadt Wuppertal seit letztem Donnerstag (4. Juni 2020) vor.

Ergebnisse des Löwenzahnscreenings

Im Umfeld der Firma Coroplast in Nächstebreck ergibt das Löwenzahnscreening, dass die Messwerte bei drei der vier entnommenen Proben die zulässige PCB-Menge überschreiten, und zwar in ähnlich hohem Maße wie bei der Firma in Ennepetal. Der Geschäftsbereich Coroflex kündigt als Konsequenz an, „bis zum 31.12.2020 die Produktion komplett auf die Additionsvernetzung ohne PCB-Freisetzung umzustellen“, erklärt Olaf Frei, Pressesprecher der Coroplast Group.

Im Umfeld der Prysmian Group in Ronsdorf wurde nur an einem Messpunkt der PCB-Wert leicht überschritten, und zwar auf einem Friedhof. Hier spricht die Stadt Wuppertal keine Verzehrempfehlung aus, da dort üblicherweise nichts angebaut wird. Das Unternehmen prüft derzeit andere Produktionsmöglichkeiten und arbeitet aktuell nur noch den bestehenden Autragspool ab.

Verzehrempfehlung für Blattgemüse

Die Stadt betont, dass es sich im Umfeld der Nächstebrecker Firma um eine vorsorgliche Verzehrempfehlung handele um dafür Sorge zu tragen, dass die Menge des sowieso schon mit der Nahrung aufngenommenen PCBs nicht zusätzlich durch stärker belastetes Blattgemüse in die Höhe getrieben wird. Die gute Nachricht: Der Boden in Nächstebreck sei nicht belastet. Sobald die Coroplast Group ihre Produktion umgestellt habe, können dort wieder Gemüse angebaut und verzehrt werden. Selbst angebaute Obstsorten sowie alle Gemüsesorten, die in der Erde wachsen, können bereits schon in diesem Jahr ohne Bedenken gegessen werden. Auf www.wuppertal.de gibt es eine genaue Übersicht über die Verzehrempfehlung sowie eine Karte des betroffenen Gebietes. Auf die Frage, warum die Stadt nicht bereits im März nach Entnahme der ersten Proben eine vorsorgliche Verzehrempfehlung ausgesprochen habe, erklärt Dezernent Frank Meyer: „Das LANUV hat nach den negativen Bodenproben keine Empfehlung ausgesprochen. Mit den Ergebnissen des Löwenzahnscreenings hat das LANUV nicht gerechnet. Wir haben uns daran orientiert.“

Der nächste Schritt

Um das Löwenzahnscreening zu verifizieren und zu untersuchen, wie sich die PCB-Belastung im Laufe der nächsten Monate entwickelt, werden in den betroffenen Gebieten jetzt Boxen aufgestellt, in denen Grünkohl-Setzlinge gepflanzt, nach circa 100 Tagen geerntet und im Labor untersucht werden.

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