Zukunft Fahrerlos auf der Überholspur

Wuppertal · Das autonome Fahren ist in Wuppertal zu Hause. Genauer gesagt auf den Südhöhen, wo "Delphi" beständig auf einer Teststrecke "fahrerlos" unterwegs ist.

 "Aptiv" (früher "Delphi") hat am Standort Wuppertal zurzeit rund 700 Mitarbeiter.

"Aptiv" (früher "Delphi") hat am Standort Wuppertal zurzeit rund 700 Mitarbeiter.

Foto: Björn Ueberholz

Dieser Entwicklungsbereich steht seit Jahresbeginn noch deutlicher im Fokus, denn unter dem neuen Namen "Aptiv" konzentriert sich die Wuppertaler Ideenschmiede vor allem auf fahrerlose mobile Zukunftsszenarien. Mit diesem klaren Zuschnitt schert auch das Unternehmen selbst auf die Überholspur aus.

 Massiv gesucht werden Software-Ingenieure, sagt Geschäftsführer Matthias Laumann.

Massiv gesucht werden Software-Ingenieure, sagt Geschäftsführer Matthias Laumann.

Foto: Rundschau

Von wegen "Raider heißt jetzt Twix, sonst ändert sich nix". Matthias Laumann, der kaufmännische Geschäftsführer, hat jedenfalls zuletzt eine "regelrechte Aufbruchstimmung" unter den Mitarbeitern festgestellt. Die erklärt sich vermutlich nicht ausschließlich aus der Beschäftigung mit den angesagten neuen Themenfeldern. Denn "Delphi" hatte als Weltkonzern durchaus schwere Jahre hinter sich. Zum Glück war die Deutschland-Zentrale in Wuppertal mit Schwerpunkten wie E-Mobilität und Vernetztes Fahren allerdings gut aufgestellt. So gut, dass es Ende vergangenen Jahres zum "Spin Off" kam. "Aptiv" trennte sich von Delphi ab, und in der neuen Firma geben die Wuppertaler in etlichen Bereichen europa- und weltweit den Ton an.

Im Mittelpunkt steht dabei momentan der Bereich "Autonomes Fahren". Den Stand der Dinge dazu erläuterten "Aptiv"-Forscher jetzt den Gästen einer IHK-Delegation — unter anderem mit frischen Eindrücken von der Technik-messe CES in Las Vegas, wo "Aptiv" Fahrten mit selbstfahrenden Taxis anbot. "Die Besucher suchten im Kofferraum nach aufwendigen Gerätschaften", schmunzelte Firmensprecher Thomas Aurich, doch alles, was der unbemannte BMW braucht, steckt in einer kleinen Black-Box. Selbst wenn ein Fußgänger bei Rot über die Straße läuft, müssen die "Sicherheits-Piloten" am Steuer nicht eingreifen, die Sensoren im Auto sorgen für das nötige Bremsmanöver. Das Fahrzeug kommuniziert mit Ampeln, erfasst die Umgebung umfassend mit 3D-Sensoren und Radartechnologie. Noch in diesem Jahr, prophezeite Programmentwickler Prasant Narula, wird "Aptiv" auch in Deutschland zwei autonome Fahrzeuge auf ausgewählte Autobahnen schicken (dürfen).

Seit 2016 ist bereits ein selbstständiger BMW auf Wuppertaler Straßen unterwegs, auf einer genehmigten Strecke über die L 418 bis Lichtscheid, an der Uni-Abfahrt abbiegend bis zum Sandhof und über die Jägerhofstraße zum "Aptiv-Hafen" zurück. Auf einer Strecke also mit unübersichtlichen Abschnitten und diffusen Lichtverhältnissen , die der Technik alles abverlangt. "Wir sind kein klassischer Automobil-Zulieferer mehr", fasste Laumann zusammen. "Wir fördern Mobilität, den Megatrend unserer Zeit." Mit vernetzten Systemen, die nicht nur die Bein- und Armfunktionen des Fahrers, sondern auch neurologische Abläufe simulieren. Zu diesem Zweck habe das Unternehmen in den letzten Jahren etliche vielversprechende Startups dazu gekauft. Folglich amüsiert sich Laumann, dass er kürzlich beim Laufen in der Gelpe angesprochen wurde: "Wie, ihr seid aufgekauft worden?"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort