40 Jahre Wuppertaler Rundschau 1.329 Glossen in 28 Jahren

Wuppertal · Der 20. September 1990 sollte eine gewisse Bedeutung in meinem Leben gewinnen. Das wusste ich damals aber zum Glück noch nicht. Sonst hätte ich vielleicht die Klappe gehalten, als es darum ging, noch ein pfiffiges Element für unsere seinerzeit noch ziemlich neue Samstagsausgabe der Rundschau zu finden.

 Ein absolutes Sammlerstück: Der erste Beitrag der Reihe „Tore blickt durch“ aus der Rundschau vom 20. September 1990.

Ein absolutes Sammlerstück: Der erste Beitrag der Reihe „Tore blickt durch“ aus der Rundschau vom 20. September 1990.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Stattdessen sagt ich "Wie wär's mit einer lokalen Glosse? Man müsste da mal was richtig Bissiges aus der Perspektive eines Kleinkinds machen. Einem Baby kann ja keiner böse sein." Weil ich erstens gerade Selbiges zur Hand und zweitens niemand Lust hatte, sich etwas Besseres auszudenken, erschien zwei Tage später zum ersten Mal "Tore blickt durch".

Der rechts noch einmal abgedruckten Premiere können Sie entnehmen, dass Wuppertals Oberbürgermeisterin Ursula Kraus hieß und die Straßen schon genauso rumpelig waren wie heute. Weil die launige Hervorbringung irgendwie gut ankam, habe ich die Woche danach noch eine geschrieben. Und so ging das dann einfach immer weiter, bis dem kleinen Tore langsam Bartstoppeln wuchsen und er nicht mehr von der Baby- oder Kinderfront, sondern eher aus der Disco grüßen konnte.

Deshalb endete die Ära "Tore blickt durch!" am 20. Mai 2006, damit ich ab 27. Mai 2006 unter dem passenden Titel "Nach Toreschluss" selbst die Rübe für das hinhalten konnte, was ich da an bösen Dingen über Wuppertal und den Rest der Welt in nicht ganz unbedeutender Auflage zu Papier bringen durfte.

Weitere zwölf Jahre später — also heute — habe ich Kolleginnen, die jünger sind als meine Samstags-Glosse, die überraschenderweise immer noch irgendwie gern gelesen wird. Der Zuspruch reißt jedenfalls auch nach 1.329 Glossen in 28 Jahren irgendwie nicht ab. Und dass meine insgesamt vier Lesungen in den nächsten Monaten schneller ausverkauft waren als das legendäre Heavy-Metal-Festival in Wacken hat mich wirklich gerührt.

Weil ich leider kein Tourneetheater bin und ab und zu auch mal richtig arbeiten muss, kann ich zwar kurzfristig nicht noch mehr Termine anbieten. Aber ein kleiner Trost für alle, die leer ausgegangen sind: Ende des Jahres gibt's einen Nachfolger meines (ebenfalls vergriffenen) Buches "Nach Toreschluss" — und dann bestimmt auch wieder Lesungen.

Bis die Tage!

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