Zum Tod des Schauspielers Karl-Heinz Vosgerau: Ein großer Fernseh-Star – und mehr

Wuppertal · Karl-Heinz Vosgerau war ein Publikumsliebling der Wuppertaler Bühnen in einer Ära, als diese Welt noch eine andere war. Vor 49 Jahren hat Vosgerau Wuppertal verlassen. Seine Karriere ging danach steil nach oben. Er wurde ein Star des Fernsehens, blieb immer ein Liebling der Damen. Am 4. Januar 2021 ist er im Alter von 94 Jahren in Wolfenbüttel gestorben.

 Der verstorbene Karl-Heinz Vosgerau auf einer Seite des 2003 erschienenen Wuppertaler-Rundschau-Buches „Sprungbrett Wuppertal. Sie spielten und sangen einst in unserer Stadt“.

Der verstorbene Karl-Heinz Vosgerau auf einer Seite des 2003 erschienenen Wuppertaler-Rundschau-Buches „Sprungbrett Wuppertal. Sie spielten und sangen einst in unserer Stadt“.

Foto: Wuppertaler Rundschau / Klaus Göntzsche

Diese Geschichte um Vosgerau ist keine Erfindung: Wenn das weibliche Personal der Verwaltung der Wuppertaler Bühnen wusste, dass Karl-Heinz Vosgerau im Hause weilte, dann blieben die Bürotüren oft sperrangelweit geöffnet. Immer in der Hoffnung, er möge doch nur einmal hereinschauen. Ein kleiner Gruß mit dieser unglaublichen Stimme, ein nettes Wort, das reichte schon.

Der damalige Intendant Grischa Barfuss (1917–1995), später Intendant der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf und Duisburg, hat Karl-Heinz Vosgerau nach Wuppertal geholt. Von 1963 bis 1972 hat Vosgerau das Theater-Publikum dieser Stadt erfreut. Ganz besonders in der Spielzeit 1965/66: Im später fast vergötterten Provisorium an der Bergstraße spielte die hinreißende Birke Bruck (deren kleiner Sohn Daniel sich damals hinter Bühne aufhielt) die Rolle der Prostituierten Irma la Douce. Vosgerau war der ach so verliebte und zu fast allem bereiten Student Nestor. Die Besucherinnen und Besucher wollten nicht nach Hause gehen, so sehr hatten die beiden das Publikum auch erotisch verzaubert. Birke Bruck war später die erste Frau in Deutschland, die sich auf einer Bühne (in Düsseldorf) fast komplett entkleidete – was sie sich leisten konnte.

In seiner vorletzten Wuppertaler Spielzeit stand der in Kiel geborene Vosgerau noch mit Heide Keller in der Komödie „Pepsie“ auf der Bühne des Schauspielhauses. Regisseur war Hannes Tannert, der 1961 „Irma la Douce“ erstmals in Deutschland in Baden-Baden mit Harald Juhnke und Margrit Saad auf die Bühne brachte. Heide Keller war von 1981 bis 2018 die in allen Lebenslagen bewährte Chef-Stewardess Beatrice von Ledebur auf dem ZDF-„Traumschiff“. Natürlich hat sie dort Karl-Heinz Vosgerau wiedergetroffen, als es 2001 für die beliebte Fernsehserie auf die Reise nach Chile ging. 

Vosgerau hat mit Regisseuren wie Peter Zadek, Rolf von Sydow, Rainer Werner Fassbinder und Volker Schlöndorff gearbeitet. Unzählige Auftritte gab es in „Der Alte“, „Derrick“ und in vielen ARD-„Tatorten“. Er begeisterte in den „Guldenburgs“ und in der „Schwarzwaldklinik“.

In Wuppertal hat er in einem typisch bergischen Haus an der Gräfrather Straße in Vohwinkel gewohnt. Vosgerau beim Gespräch zur Rundschau-Serie „Sprungbrett Wuppertal“ im Jahr 2003: „Herrlich war es auf dem Birkenhof, dort sind wir ausgeritten. In meiner Wohnung hängt ein Bild von Wilfried Reckewitz. Es erinnert mich immer wieder an Wuppertal.“

Wer es noch oder schon erlebt hat, erinnert sich freudvoll an Karl-Heinz Vosgerau.

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