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Fotokalender aus Wuppertal: Dieser eigenartige Hundeblick

Fotokalender aus Wuppertal : Dieser eigenartige Hundeblick

Der Fotokunstkalender "Me And My Dogs" zeigt aus der Mode gekommene Hunderassen vor altmodischer Tapete. Ein entrücktes Bild der Vergangenheit, das großartig in moderne Räume passt.

Muss eine weiße Baumwollstrumpfhose so hässlich aussehen, wie sie klingt? Nein, wenn die Beine, über die sie gerollt wurde, bis zu den Knien von einem blauem A-Linie-Kleid verdeckt sind, vor drei hechelnden Boxern stehen und im Hintergrund eine grün-gelbe Blumen-Tapete hängt. Patricia Eichert schuf für ihren Kalender "Me And My Dogs" 13 Mal perfekte Szenen der 70er Jahre. Das Ergebnis ist gleichermaßen spleenig wie apart und ein ganz persönlicher Einblick in das Leben der Wuppertaler Fotografin.

"Ja, die meisten Accessoires stammen aus meinem persönlichen Fundus", erklärt die studierte Kommunikationsdesignerin in ihrem Studio, das über dem "TalTon-Theater" liegt. Seit ihrem 16. Lebensjahr ist Patricia Eichert in der Szene unterwegs, die Musik und Mode von vor 40 Jahren lebt und liebt. Die 45-Jährige mag bis heute den Pop und die Schnitte von damals und geht regelmäßig auf Flohmärkten auf Schatzsuche.

Der Kalender, der 2015 erschienen ist, zeigte mit seinen Portraits bereits eine wunderbare Hommage an die Zeit von ABBA und den Beatles. "Etwas Entrücktes", erklärt sie den Anspruch, den sie selbst an ihre Bilder hat. Und wahrscheinlich ist es genau das bisschen Schräge in Eicherts Bildern, das mittlerweile auch Kunstsammler aus Amerika auf die Wuppertalerin hat aufmerksam werden lassen.

 Eines der Motive.
Eines der Motive. Foto: Patricia Eichert
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In ihrem gerade neu erschienenen Kalender für das kommende Jahr liefern wieder die Hauptdarsteller das gewisse Entrückte. Und die stecken nicht in besagter Strumpfhose. Die Menschen sind hier eher der Kulisse zuzuordnen, Eichert überlässt in dem Werk den Tieren, genauer gesagt den Hunden die Rolle der Protagonisten. "Da mir die Personen neben den Hunden zu dominant wirkten, habe ich beim Fotoshooting ganz bewusst die Perspektive der Vierbeiner gewählt und dabei die Köpfe der Menschen weggelassen. Hunde sehen von Frauchen oder Herrchen ja häufig nur Beine und Körper", sagt sie.

Und gerade durch diesen Blick menscheln die Tiere auf ihren Fotos auf die für die Fotografin so typische, etwas schrullige Art und Weise. Schaut der Beagle mit seinen langen Ohren und großen dunklen Augen genervt oder viel leicht sogar gelangweilt? Liegt nicht ein gewisser Vorwurf in dem Blick der Dogge? Und heckt da dass das Spitz-Trio gerade einen Schabernack aus? "Ich habe mich bewusst für Hunderassen entschieden, die ich aus meiner Kindheit kenne, aber die irgendwie aus den Parks verschwunden sind", erklärt sie die Auswahl ihrer Modelle, deren Anblick tatsächlich nostalgisch stimmt.

Im Netz hat sie sich auf die Suche von Züchtern gemacht, die immer noch an Basset, Boxer, Spitz und Bloodhound festhalten. Bei den Shootings, die schon vor zwei Jahren gestartet sind, habe sie selbst ihren Draht zu Tieren entdeckt und sich in eine Rasse ganz besonders verliebt. Hermann, ein sieben Monate alter Zwergschnauzer, der auch auf einem Kalenderblatt mit seinen Schwestern posiert, ist die ganz persönliche Folge dieser Arbeit.

Und wer an Patricia Eicherts Tür an der Wiesenstraße klopft, und von ihr und Hermann herzlich begrüßt wird, versteht, warum der Fotokunstkalender dieses Mal besonders viel persönliches Herz mit dem Betrachter teilt.