Syrischer Imbiss "Ohne Fleiß kein Preis"

Wuppertal · Auf der Kaiserstraße hat kürzlich ein neuer Imbiss eröffnet. Der Familienbetrieb ist ein Meilenstein für eine syrische Familie, die vor dem Hintergrund traumatischer Kriegserlebnisse einen Neuanfang versucht.

 Vier Brüder wagen den Neuanfang: Zakaria, Habes, Ali und Abdulla Nasurallah (von links).

Vier Brüder wagen den Neuanfang: Zakaria, Habes, Ali und Abdulla Nasurallah (von links).

Foto: Jan Turek



In der süd-syrischen Stadt Daraa wurden vor sieben Jahren ein paar Schüler verhaftet und gefoltert, weil sie Graffiti gegen Präsident Assad gesprüht hatten. Demonstrationen für die Freilassung der Kinder wurden gewaltsam niedergeschlagen. Das war der Auslöser des Kriegs in Syrien. In Daraa lebte auch Habes Nasurallah mit seiner Frau Faten und den gemeinsamen Kindern als Besitzer einer Fahrschule. Dann kam der Krieg und die Familie musste flüchten.


Im März 2016 kamen sie in Wuppertal an. Der Familie war es von Anfang an wichtig, sich in die deutsche Gesellschaft zu integrieren. Vom Integrationsverein Al-Baraka auf der Bahnstraße erhielt Habes dabei Unterstützung beim Erlernen der deutschen Sprache und dem Umgang mit Ämtern. Auch an der Volkshochschule belegte der 36-jährige Kurse und hat mittlerweile ein B1-Zertifikat. Seine Frau lernte unterdessen bei der pensionierten Englischlehrerin Jutta Gutzeit Deutsch, die eine gute Freundin der Familie geworden ist. Von Freunden und Bekannten wurde der einstige Hobbykoch Habes Nasurallah ermutigt, ein Restaurant zu eröffnen. Nach einiger Überlegung rief Habes drei seiner Brüder an und nahm das Projekt mutig in Angriff.


Anfang des Jahres eröffnete er schließlich seinen Imbiss mit Lieferservice. Dem Staat auf der Tasche liegen zu wollen, kommt für Habes definitiv nicht in Frage: "Zu Hause bleiben und Jobcenter: das geht nicht. Wer essen will, muss arbeiten." Sein Bruder Zakaria hat schon das passende deutsche Sprichwort parat: "Ohne Fleiß kein Preis." In den Augen von Jutta Gutzeit ist das super: "Ich finde es mutig und bewundernswert, sich nicht hängen zu lassen, von Null anzufangen, und sich auch mit der deutschen Bürokratie auseinanderzusetzen."
Gleichzeitig lassen Habes die traumatischen Erlebnisse aus der Heimat nicht los und ihn quält die Angst um die, die zurückgeblieben sind: "Ich habe Heimweh", so Habes, "und bin immer in Gedanken in Syrien bei unseren Eltern". Denen möchte er unbedingt helfen. "Es fallen täglich Bomben", weiß er. Zudem gebe es dort nur für 45 Minuten am Tag Strom. Auch Wasser und Lebensmittel seien knapp. "Hier haben wir 24 Stunden Strom", sagt er nachdenklich.

Über allem schwebt aber die ständige Angst vor schlimmen Nachrichten. Traurig berichtet seine Frau: "Mein Bruder ist von einer Bombe getötet worden."
Die Familie blickt derweil in eine ungewisse Zukunft: "Wenn der Krieg in Syrien vorbei ist, möchte ich mit meiner Familie zurück nach Syrien", erzählt Habes. Da jedoch nicht abzusehen ist, wann das sein wird, würde er am liebsten die Eltern zu sich holen. Bis dahin bleibt er optimistisch und versucht mit seinem Imbiss "genug Geld für mich und meine Brüder" zu verdienen, damit alle "ohne Hilfe vom Jobcenter" leben können.


Bisher seien seine Kunden jedenfalls "alle zufrieden" gewesen. Den Imbiss hat er übrigens "Top Chef 1" genannt, damit seine Brüder eines Tages noch eine 2, 3 und 4 folgen lassen können. Zu finden ist "Top Chef 1 — Das orientalische Restaurant" auf der Kaiserstraße 2A.

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