Fahrradgottesdienst in St. Ludger Da war der Lack noch nicht trocken

Wuppertal · Vor fünf Wochen bestellt, sie hätte längst da sein sollen. Und dann passte es doch nicht so ganz mit der Ikone der Madonna de Ghisallo, die eigentlich pünktlich zum diesjährigen Fahrradgottesdienst in St. Ludger erwartet worden war.

 Eigentlich hatte Pastoralreferent Werner Kleine erwartet, pünktlich zum Fahrradgottesdienst die Ikone der Madonna de Ghisallo präsentieren zu können. Stattdessen hielt er nur ein Bild von ihr in den Händen.

Eigentlich hatte Pastoralreferent Werner Kleine erwartet, pünktlich zum Fahrradgottesdienst die Ikone der Madonna de Ghisallo präsentieren zu können. Stattdessen hielt er nur ein Bild von ihr in den Händen.

Foto: Mikko Schümmelfeder

Wer sich mit der Ikonenmalerei auskennt, der weiß: Sie werden eben nicht gemalt, sondern geschrieben. Und diese hier ließ sich offenbar besonders viel Zeit mit dem Trocknen der Farbe. "Sie kommt hoffentlich jeden Tag an", schaut Dr. Werner Kleine in eine nahe Zukunft, in der die Ikone ein Meilenstein auf dem Weg zur Fahrradkirche sein soll.

Wo man sie bald schon in Augenschein nehmen kann, steht bereits fest: "Sie bekommt ihren Platz in einem kleinen Raum, der vom Seiteneingang aus zugänglich ist und tagsüber geöffnet sein wird", so der Pastoralreferent. Dort soll sie Radfahrer an der Schnittstelle von Nordbahntrasse und Korkenziehertrasse in den Wallfahrtsort locken, zu dem die bislang noch verwaiste Kirche werden soll. Gottesdienste finden dort nur noch selten statt. "Sonntags nie, manchmal samstags", wie von Hildegard Schumann zu hören ist, die sich tatkräftig in der Gemeinde engagiert. Zu den Gründen sagt Dr. Werner Kleine: "Es hat mit dem Priestermangel zu tun."

Und die Idee, aus der Kirche St. Ludger eine Fahrradkirche zu machen? Die sei ihm ganz spontan in den Sinn gekommen. Vor drei Jahren habe er an der Straße auf ein Filmteam gewartet, dass sich für die Dreharbeiten eines Interviews mit syrischen Flüchtlingen angekündigt hatte. Von links und rechts seien Radfahrer an ihm vorbeigerauscht. "Da habe ich mal recherchiert und festgestellt, dass die Kirche zwischen zwei Fahrradtrassen liegt", erinnert sich Dr. Werner Kleine. Und dann sei ihm die Wichernkapelle am anderen Ende der Nordbahntrasse in den Sinn gekommen, die dort extra gebaut worden sei und nun zu Haltepunkt-Andachten einlade. Das ist hier in Vohwinkel doch gar nicht nötig, die passende Kirche gibt es bereits: Das sei damals ein Gedanke gewesen, von dem er nicht mehr abgelassen habe.

Größere Umbauten sind nicht nötig, den abgetrennten Raum für die Ikone gibt es bereits. Und die Madonna del Ghisallo wurde vor beinahe 70 Jahren von Papst Pius XII. zur Schutzpatronin der Radfahrer erhoben. Ihr zu Ehren ist eine Kapelle im italienischen Ghisallo, oberhalb des Comer Sees geweiht. Am Ende der Lombardei-Rundfahrt, mit Steigungen mit bis zu 14 Prozent: Wer es dort hoch schafft, hat allen Grund, sich bei der Schutzpatronin zu bedanken.

Derartige Kraftanstrengungen werden nicht nötig sein, um den Wallfahrtsort in St. Ludger zu besuchen. Im Gegenteil: Im Frühjahr wird man die Besinnungspause nutzen können, um nicht nur den eigenen Akku, sondern auch noch den des E-Bikes an der geplanten Ladestation aufladen zu können. Finanziell gefördert wird das Projekt aus Mitteln der Kardinal-Meisner-Stiftung. Unterstützung kommt vom Onlineportal www.pfarr-rad.de, dessen Initiator Udo Wallraf weiß: "Ja, Radfahrer machen Halt an solchen Orten." Fahrradkirchen seien vergleichbar mit Autobahnkapellen, in die man einkehre, um zur inneren Besinnung zu kommen. Wer auf das Portal schaue, könne sich Touren herunterladen, die nun auch St. Ludger einbeziehen.

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