Oberbarmen Malen, Kochen, Gärtnern

Wuppertal · Das war die Idee hinter dem Mikroprojekt "Kultur im Quartier" im sozial schwachen Osten der Stadt: Junge Menschen zwischen zwölf und 17 Jahren schaffen in verschiedenen Workshops Kunst, Kultur und Kulinarisches.

 Ein Teil der Akteure des Mikroprojektes „Kultur im Quartier“ vor der Ausstellung in der „Färberei“.

Ein Teil der Akteure des Mikroprojektes „Kultur im Quartier“ vor der Ausstellung in der „Färberei“.

Foto: Conrads

Seit August 2017 haben mehr als 50 Jugendliche an den Workshops teilgenommen.

Gemeinsam mit Sozialarbeiterinnen haben sie eine Schreibwerkstatt und einen Foto-Workshop organisiert, Improvisationstheater gespielt und in einer multikulturellen Kochgruppe diverse Köstlichkeiten zubereitet. In einem "bunten Abend" in der "Färberei" wurden die Arbeitsergebnisse präsentiert. Holz- und Mal-Arbeiten waren an Tischen ausgestellt. Ein Ergebnis aus der Schreibwerkstatt wurde vorgelesen, andere Geschichten lagen zum Selbstlesen aus.

Einen kulinarischen Beitrag leisteten die Workshop-Teilnehmer unter dem Motto "kulturelles Kochen". Eine Theatergruppe zeigte unter Leitung von Theaterpädagogin Brit Sommerfeld auf der Bühne, welche Talente in den jungen Leuten stecken. Andere, durchaus auch schauspielerische Fähigkeiten in einer Bildergeschichte mit Comic-Sprechblasen präsentierte die Fotogruppe.

"Kultur im Quartier" ist ein Baustein des Projektes SiSaL (= "Sicherung Schulabschluss Leben"), das mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) im Rahmen des Modellprogramms "Jugend stärken im Quartier" gefördert wird. Weitere Fördergeber sind das Bundesfamilien- und das Bundesumweltministerium. In Wuppertal nehmen Jugendliche aus drei Wuppertaler Schulen teil: In der zum Ende des Jahres auslaufenden ersten Förderphase waren dies die Gesamtschule Langerfeld sowie die Hauptschulen Wichlinghausen und Oberbarmen. In der zweiten Förderphase wird die Max-Planck-Realschule an die Stelle der Hauptschule Oberbarmen treten.

"Kein Kind zurücklassen!" und "Kein (Schul-)Abschluss ohne (Ausbildungs-)Anschluss!" So formulierte Sozial- und Schuldezernent Stefan Kühn den Auftrag. Dabei hält er SiSaL für maßgeschneidert: Zwei Bundesministerien überweisen innerhalb von drei Jahren 600.000 Euro, die Stadt zahlt einen Eigenanteil von 50 Prozent — ein wichtiger Baustein zum Programm "Soziale Stadt Oberbarmen/Wichlinghausen". Ziele sind ein guter Übergang von der Schule in den Beruf und die berufliche Integration junger Menschen. Vor allem angesichts der Besetzung der vielen offenen Ausbildungsplätze in Wuppertal.

Es gibt lernunwillige Jugendliche, die sich dem Unterricht total verweigern oder durch Schulversäumnisse auffallen. Mit zusätzlichem sozial-pädagogischem Personal wird schon mit den Zwölfjährigen Präventionsarbeit geleistet, um späterer Arbeitslosigkeit vorzubeugen.
Alle Mitwirkenden, von den Schulen über Schulamt, Bezirkssozialdienst, Wichernhaus und Jobcenter, setzen auf vernetztes Denken und Handeln — "Ein in Oberbarmen bewährtes Erfolgsrezept", wie Stefan Kühn zum Start bestätigte.

Zu den Mikroprojekten gehört übrigens auch Urban Gardening. Die zuvor von einem Street-Art-Projekt ("Street-a-Tag") angelegte "PflanzBar" auf der Hilgershöhe wurde pflegerisch übernommen und soll künftig mit dem Mitmachgarten auch die benachbarten Bürger einbeziehen. Ein Geocaching-Ausflug in diesem Zusammenhang machte viel Freude — doch das Unkrautjäten fanden manche "ätzend": Es ist allerdings notwendig, damit die "PflanzBar" für alle wächst und gedeiht.

SiSaL-Koordinator ist Rainer Scholz: "Wir haben an den Kindern Interesse und dehnen unser Gebiet 2019 nach Heckinghausen aus, wo es noch keine weiterführende Schule gibt." Die siebte Gesamtschule in der ehemaligen Art-Fabrik befindet sich in der Planung. Sozialdezernent Stefan Kühn: "Wuppertal wird irrtümlich als arm wahrgenommen. Wir sind aber reich an Ideen und Engagement. Unser größtes Kapital sind die vielen ehrenamtlich aktiven Menschen."

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