JVA Ronsdorf Kicken hinter Knastmauern

Wuppertal · Das Team der Justizvollzugsanstalt Ronsdorf hat den 1. NRW-Cup gewonnen. Ein Erfolg, dessen Basis längst nicht nur auf dem Rasen gelegt wurde.

 Gemeinsam mit Nico Kempf (li.), Viktoria Meier (3.v.li.), Jens Nowotny (Mi.), Uwe Stärk (4.v.re.) und Karin Lammel (re.) stellte sich das erfolgreiche Team der JVA Ronsdorf gern zum Gruppenfoto auf.

Gemeinsam mit Nico Kempf (li.), Viktoria Meier (3.v.li.), Jens Nowotny (Mi.), Uwe Stärk (4.v.re.) und Karin Lammel (re.) stellte sich das erfolgreiche Team der JVA Ronsdorf gern zum Gruppenfoto auf.

Foto: Manfred Bube

Motiviert waren sie alle, die Teams aus ganz Nordrhein-Westfalen beim 1. NRW-Cup der Justizvollzugsanstalten auf dem Sportplatz des Jugendknastes an der Parkstraße. Im Rahmen der Aktion "Anstoß für ein neues Leben", die von der Sepp-Herberger-Stiftung getragen wird, kämpften die Mannschaften um den Einzug in das Deutschland-Finale, das in Bayern ausgetragen wird.

Um 10 Uhr wurde das erste Spiel angepfiffen, gegen 15 Uhr wurde es spannend: Nach zwei Siegen, einer Niederlage und einem Unentschieden würde Ronsdorf bei einem Sieg gegen Heinsberg als Turniergewinner vom Platz gehen. 20 Minuten später jubeln neben den Spielern Anstaltsleiterin Karin Lammel, Sportkoordinator Uwe Stärk und die pädagogische Projektleiterin Viktoria Meier: Mit einem 1:0 haben die Ronsdorfer das Ticket zum Finale gelöst. "Die waren so gut drauf, da hätte ich nicht mehr mithalten können", lobt Ex-Nationalspieler Jens Nowotny das Spielniveau insgesamt. Als Mitglied im Kuratorium der Stiftung wird er gleich die Siegerehrung vornehmen.

Noch etwas außer Puste sind Steven und Louis. Die beiden 21-jährigen Häftlinge gehören zum Ronsdorfer Team und sind, wie die ganze Mannschaft, stolz auf ihre Leistung. "Wir haben so hart trainiert und es geschafft", freut sich Steven. "Überhaupt: Dass wir hier die Möglichkeit haben, uns intensiv dem Sport zu widmen, das ist klasse", ergänzt Louis.

Was er damit meint, erklärt Uwe Stärk: "2012 sind wir in das Projekt der Stiftung eingestiegen. Mit der Gründung einer Wohngruppe von fußballbegeisterten Strafgefangenen. Einen Platz dort musste sich jeder erarbeiten. Durch sportliche Leistung ebenso wie durch Disziplin und Teamfähigkeit auch abseits des Spielfeldes."

Aspekte, die für Karin Lammel wesentlich sind für eine positive Zukunftsprognose der 420 jungen Männer, die aktuell in der JVA ihre Strafe verbüßen: "Arbeit, Soziales und Sport sind die Säulen, auf denen die Arbeit hier steht. Wobei dem Sport eine besondere Bedeutung zukommt. Wer die Fairness auf dem Platz beherrscht, kann sich nach der Entlassung besser wieder in die Gesellschaft und auf dem Arbeitsmarkt einfügen."

Nico Kempf, stellvertretender Geschäftsführer der Herberger-Stiftung, ist sich sicher: "Fußball gibt eine Perspektive, einen Vorgeschmack auf Freiheit. Der Kampf um Erfolg lohnt sich. Hier und später außerhalb der Mauern. Dass ist die Intention, die wir mit auf den Weg geben wollen." Das Team der JVA Ronsdorf ist da auf einem guten Kurs.

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