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100 Jahre Frauenwahlrecht: Wuppertaler Vorkämpferinnen

100 Jahre Frauenwahlrecht : Wuppertaler Vorkämpferinnen

Geschichte vor Ort: Am 12. November 1918 wurde das "allgemeine Frauenwahlrecht" in Deutschland eingeführt. In Wuppertal wird das Ereignis mit einer Veranstaltung "100 Jahre Frauenwahlrecht" im Januar 2019 in einer bergischen Veranstaltung gewürdigt.

Der Grund: Zwar jährt sich aktuell die Einführung des Frauenwahlrechtes — es kam in Deutschland aber erst 1919 zum Tragen. Erstmals zogen 1919 Frauen in die Stadtverordneten-Versammlungen in Elberfeld und Barmen ein.

"Die Einführung des Wahlrechtes war ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Gleichstellung von Männern und Frauen. Die hatten schon Marx und Engels und andere prominente Denker gefordert. Wir möchten schon heute an dieses historische Datum und an die mutigen Frauen erinnern, die die Möglichkeit zur politischen Beteiligung ergriffen haben", so Oberbürgermeister Andreas Mucke.

Das Historische Zentrum hat anlässlich des Jahrestages eine Zusammenfassung der Geschichte des Frauenwahlrechts in Wuppertal erstellt:

Die Grundlage für die Einführung des Frauenwahlrechts bildete die 1848er Revolution. Wurden dort zunächst Forderungen nach einem allgemeinen und gleichen Männerwahlrecht laut, entwickelten sich die Forderungen nach einem Frauenwahlrecht erst im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mit der sich ausweitenden Industrialisierung, den verbesserten Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten auch für Frauen, entwickelte sich auch ihr politisches Interesse. Auch Marx und Engels hatten bereits von der "Gleichheit der Geschlechter" gesprochen, Ferdinand Lassalle, Wilhelm Liebknecht und andere forderten Gleichberechtigung und das Frauenwahlrecht.

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Mit der Gründung von Frauenvereinen und vor allem dem Zusammenschluss von verschiedenen Frauenvereinen zum Bund Deutscher Frauenvereine im Jahre 1894 verstärkte sich der Kampf um die rechtliche Gleichstellung von Frauen und Männern und um die besseren Bildungsmöglichkeiten für Frauen. Im Jahr 1908 erhielten sie endlich auch Zugang zum Universitätsstudium. Im selben Jahr durften Frauen auch in politische Vereine eintreten.

Im 1. Weltkrieg mussten Frauen verstärkt Erwerbsarbeit leisten, sie mussten für ihre Kriegsdienst leistenden Männer die Familie versorgen und sich um viele Belange des öffentlichen Lebens kümmern. Damit stiegen ihr Selbstbewusstsein und ihr politisches Interesse. Mit den Forderungen nach Frieden wuchs auch der Druck zur Einführung des allgemeinen Frauenwahlrechts. Doch erst mit der Novemberrevolution 1918 wurde das Frauenwahlrecht erkämpft, das am 12. November 1918 offiziell eingeführt wurde.

Im Wuppertal engagierte sich besonders Thekla Landé für die Gleichberechtigung und gleiches Bildungsrecht von Frauen, sie war von Beginn an in dem 1892 gegründeten Bildungsverein für Frauen und Mädchen des arbeitenden Volkes aktiv. Mit ihrem politischen und privaten Engagement leistete sie einen großen Beitrag zur Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Im Jahre 1919 kandidierte sie bei den Wahlen zur Weimarer Nationalversammlung für die SPD und zog wenige Wochen später als eine der ersten weiblichen Abgeordneten im Rheinland in den Elberfelder Stadtrat ein.

Thekla Landé gehört zu einer der bedeutenden Frauen und Männern der Stadt, die in der "Ahnengalerie" der Stadt mit großformatigen Fotografien im Rathaus in Barmen gewürdigt werden. Mit Landé zogen eine ganze Reihe von weiblichen Stadtverordneten in die Stadtverordnetenversammlung ein.

Am 14. März 1919 in Elberfeld: Maria Bergmann, Zentrumspartei, Helene Blank-Bauer, Deutsche Demokratische Partei (DDP), Maria Dahm, Fürsorgerin, Deutschnationale Volkspartei (DNVP), Selma Dröner, SPD, Hanna Encke, Eisenbahnbeamtin, DNVP, Grete Filling, Verbandssekretärin, Deutsche Volkspartei (DVP), Auguste Hille, Unabhängige Sozialisten (USPD), ab Ende 1922 SPD, Thekla Landé, SPD, Anna Stecher, Näherin, Zentrumspartei und Magdalene (Margarete) von Tiling, Oberlehrerin, DNVP.

Am 17. März 1919 in Barmen: Adele Baumann, DNVP, Laura Bremme, DNVP , 1867-1929, , Auguste Hartmann, Seminarlehrerin, DNVP, Anna Heinen, Volksschullehrerin, die ehrenamtlich katholische Fabrikarbeiterinnen betreute, Zentrumspartei, Olga Heubeck, SPD und jahrelange Bezirksvorsteherin der ehrenamtlichen Armenpflege, Helene Karmrodt, Oberlehrerin, DDP, Wilhelmine, Müggenburg, DNVP, Emma Schubmehl, Rote Kreuz-Schwester, Reichsbund der Kriegsbeschädigten, Elfriede Strutz, SPD, Elisabeth Tillmann, Zentrumspartei und Milli Vogel, USPD.

In die Gemeindevertretung Nächstebreck zog am 17. März 1919 Frau Lanke ein, in Ronsdorf am 19. März 1919 Therese Lorenz und am 24. März 1919 Lydia Böttner in Cronenberg.

Somit lag der Frauenanteil an den Stadtverordneten vor 100 Jahren bei der ersten Wahl bereits bei 15,2 Prozent in Elberfeld und bei 16,7 Prozent in Barmen. Heute beträgt der Frauenanteil an den Stadtverordneten 35 Prozent. "Wir haben also den Frauenanteil in 100 Jahren verdoppelt", so Roswitha Bocklage von der Gleichstellungsstelle und ergänzt: "Die letzten knapp 15 Prozent sollten in den nächsten 100 Jahren zu schaffen sein!"