Betrieb ab 1. August? Schwebebahn-Unfall: "Verkettung unglücklicher Umstände"

Wuppertal · Eine Kettenreaktion führte zum Abriss der Stromschiene vom Schwebebahngerüst. Das haben die Wuppertaler Stadtwerke am Montagmorgen (4. Februar 2019) auf einer Pressekonferenz mitgeteilt. Voraussichtlich in den Sommerferien soll der Fahrbetrieb wieder aufgenommen werden.

 2.500 dieser Absturzsicherung werden am Schwebebahngerüst montiert.

2.500 dieser Absturzsicherung werden am Schwebebahngerüst montiert.

Foto: WSW

"Wir glauben an den 1. August", sagt Ulrich Jaeger, Geschäftsführer der WSW, auf die Frage, wann die Schwebebahn denn wieder fahren werde.

Zwar stehe das Gutachten zum Schwebebahnunfall noch aus, die technischen Ursachen, die zum Abriss der Stromschiene führten, sind aber weitestgehend klar. "Nach sorgfältiger Aufarbeitung muss von einer Verkettung unglücklicher Umstände ausgegangen werden", erklärte Jaeger. Nach Gutachtermeinung, so die Staatsanwaltschaft, sei das Unglück vom 18. November 2018, hervorgerufen durch einen technischen Defekt, für die WSW nicht vorhersehbar gewesen.

Die Stellungnahme der Stadtwerke in Auszügen: "Der Gutachter kommt zu folgenden Rückschlüssen: Bereits vor der Durchfahrt des ersten Fahrzeugs waren in der Kurve vor der Unglücksstelle zwei Klemmbacken, die Halterungen der Stromschiene, defekt. Die Stromschiene veränderte dadurch ihre Lage. In Folge dessen wurden zwei weitere Klemmbacken beschädigt und der Stromabnehmer des ersten Fahrzeugs wurde abgerissen. Aufgrund dessen hing die Stromschiene durch.

 Diese Absturzsicherung soll künftig verhindern, dass sich die Stromschiene der Schwebebahn lösen und herunterfallen kann.

Diese Absturzsicherung soll künftig verhindern, dass sich die Stromschiene der Schwebebahn lösen und herunterfallen kann.

Foto: WSW

Nach der Durchfahrt des folgenden Fahrzeugs waren mindestens acht Klemmbacken defekt, was letztlich zum Abriss der Stromschiene führte. Die Kettenreaktion wurde negativ verstärkt von einem Fehler, der beim Einbau der Stromschiene 2001 gemacht wurde. Entgegen der Vorgaben wurde damals vom externen Auftragnehmer die Stromschiene in der betroffenen Kurve nicht vor der Montage vorgebogen, sondern unter Spannung verbaut.

Als Konsequenz hat die Technische Aufsichtsbehörde (TAB) zusätzliche konstruktive Sicherungsmaßnahmen an der Stromschiene wie auch am Fahrzeug eingefordert. Auf der gesamten Strecke sollen rund 18.000 Klemmbacken erneuert und mit Sicherungsblechen verstärkt werden. Ergänzend sind rund 2.500 zusätzliche Sicherungen für das Festhalten der Stromschiene geplant, die etwa alle zehn Meter installiert werden, um einen neuerlichen Absturz mit Sicherheit zu verhindern.

Außerdem ist geplant, über eine technische Lösung den Fahrer über einen Abbruch des Stromabnehmers unmittelbar zu informieren, um umgehende organisatorische Maßnahmen einzuleiten. Eine Sicherungsmaßnahme ist schon vorbereitet und wartet auf einen positiven Bescheid der TAB. Die weiteren Sicherungsmaßnahmen sind noch in der Planung und in Abstimmung mit der TAB.

 ARbeiter zerlegten im November die herabgestürzte Stromschiene.

ARbeiter zerlegten im November die herabgestürzte Stromschiene.

Foto: Petersen

Die WSW geht auf Basis einer umfassenden Abschätzung der notwendigen Abstimmungen, Genehmigungen und Arbeiten derzeit von der Wiederaufnahme des regulären Fahrbetriebs während der Sommerferien aus. Die Mehrkosten durch den Schwebebahnunfall werden derzeit mit 2,3 Millionen Euro kalkuliert.

,Die Aufarbeitung des Unglücks ist mit aller gebotenen Sorgfalt und in enger Abstimmung mit den Behörden vorgenommen worden. Wir sind sicher, mit den vorgeschlagenen Maßnahmen eine Wiederholung des Vorfalls verhindern zu können. Erst wenn dies gewährleistet ist, werden wir den Betrieb wieder aufnehmen‘, erklärt der Geschäftsführer der WSW mobil, Ulrich Jaeger.

Um den reibungslosen Start zu gewährleisten, werden bis dahin alle notwendigen Wartungsarbeiten am Gerüst und den Fahrzeugen vorgenommen. Zu diesem Zweck werden morgen jeweils sieben Schwebebahnen zwischen Oberbarmen und Vohwinkel mit geringer Geschwindigkeit auf der Strecke unterwegs sein, um Fahrzeuge von Oberbarmen zur Wartung nach Vohwinkel zu überführen.

Des Weiteren sind dafür auch diverse Rangierfahrten in benachbarte Haltestellen notwendig. Auch beim Betriebssystem gehen die Arbeiten weiter, am Donnerstag sind dazu einzelne Fahrten auf der Strecke geplant. Außerdem wird die Reparatur der Unglücksstelle derzeit vorbereitet."

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