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Engagement: Professorin beim Hilfseinsatz in Eritrea

Engagement : Professorin beim Hilfseinsatz in Eritrea

Ereignisreiche Wochen liegen hinter Professor Dr. Margit Ernenputsch. Die Professorin für allgemeine BWL an der Hochschule Bonn-Rhein Sieg forschte in Eritreas Hauptstadt Asmara. Die Wuppertalerin unterstützt seit Jahren die Kinderhilfsorganisation Hammer Forum.

Neben ihrem beruflichen Forschungsschwerpunkt "Nachhaltigkeit in der Arbeit von Hilfsorganisationen", engagiert sie sich auch ehrenamtlich im Vorstand der Kinderhilfsorganisation. In diesem Kontext arbeitete sie während des Hilfseinsatzes im März an einem Leitfaden zur Evaluation des Projekteinsatzes.

Zusammen mit einem 12-köpfigen Team, neben Ernenputsch vor allem bestehend aus Gynäkologen, OP-Schwestern und Hebammen, arbeitete sie zwei Wochen in Asmaras Geburtsklinik. Sie begleitete die deutschen Mediziner und befragte sie zu den Arbeitsbedingungen vor Ort. Im Orotta Hospital, der größten Klinik des Landes, werden jährlich bis zu 10.000 Kinder auf die Welt gebracht. Allein während dieses Einsatzes half das deutsche Team bei 112 Geburten. 176 Neugeborene wurden medizinisch erstversorgt.

Im Kreißsaal der Geburtsklinik kommen die Babys quasi im Akkord auf die Welt. Doch die Betreuung von Müttern und Neugeborenen durch das einheimische Personal ist nach wie vor unbefriedigend.

Frauen werden mit ihren Schmerzen allein gelassen und nur unzureichend betreut. Niemand, der sie mit Namen anspricht, niemand, der ihnen den Schweiß von der Stirn tupft, niemand, der ihnen einen Schluck Wasser anbietet. Auch die Erstversorgung der Babys ist mangelhaft. Immer wieder werden die Säuglinge nach der Geburt nicht richtig angezogen und drohen dann auszukühlen.

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Ein Grund hierfür ist, dass die Frauen in Eritrea bis zu 10 Kinder bekommen. Nach der Geburt zählt hier erster Linie das Überleben der Mutter. Das Überleben des Neugeborenen ist zweitrangig. Das Hilfsteam des Hammer Forums versucht den einheimischen Hebammen zu vermitteln, wie wichtig der gute und respektvolle Umgang mit den Frauen ist.

Und auch wie wichtig die Erstversorgung für die Neugeborenen ist. Damit die Babys warm genug angezogen werden, verschenkt das Team Strickdecken und Mützen an die Mütter. Es sind Sachen, die ehrenamtliche Helfer in Deutschland gestrickt haben.

Seit mittlerweile 22 Jahren arbeitet das Hammer Forum in Eritrea. Noch immer gibt es, aus Sicht der Kinderhilfsorganisation Hammer Forum vieles, was in der Klinik nicht richtig läuft. Aber es gibt auch große Fortschritte. Wichtige Hygiene Standards werden inzwischen eingehalten. Auch der Wissensstandard der Facharztanwärter hat sich deutlich verbessert- eine Folge der Fortbildungen und Vorträge durch die Helferteams des Hammer Forum.

Auch die Kommunikation mit dem Gesundheits- und dem Erziehungsministerium läuft besser. Die Geburtsklinik im Orotta Hospital in Asmara wurde 2005 vom Hammer Forum eröffnet.

Professor Dr. Margit Ernenenputsch reist seit 2010 regelmäßig zu Hilfseinsätzen dorthin. Die Evaliierung, die sie während des Hilfseinsatzes im März erarbeitet hat, wird nun ausgewertet. Das Ergebnis soll zur nachhaltigen Verbesserung der Einsätze dienen. Der nächste ist für Oktober dieses Jahres geplant.

Eritrea gehört zu den ärmsten Ländern Afrikas. Über 80 % der Bevölkerung sind in der einfachen Landwirtschaft beschäftigt, es gibt keine nennenswerte Industrie. Noch immer sind die Folgen des jahrzehntelangen Krieges mit dem Nachbarland Äthiopien spürbar. Nach wie vor ist der Krieg nicht beendet, vor allem in den Grenzregionen finden immer wieder Gefechte statt, zumal Äthiopien die vom Internationalen Gerichtshof festgesetzte Grenzziehung bis heute nicht anerkannt hat.

Die Säuglingssterblichkeit in Eritrea ist 17 Mal höher als in Deutschland und jedes14. Kind wird nicht älter als 5 Jahre. Es mangelt nicht nur an medizinischen Geräten und Verbrauchsmaterial, sondern besonders auch an qualifiziertem Personal. Im ganzen Land mit mehr als 5 Millionen Einwohnern gibt es nur knapp 300 Ärzte.

Das HAMMER FORUM ist eine Hilfsorganisation, die während des ersten Golfkriegs, im März 1991 gegründet wurde und sich bis heute um die medizinische Versorgung von Kindern in Krisengebieten kümmert. Aktuell betreut das HAMMER FORUM Projekte in Burkina Faso, Gaza, Eritrea, Guinea, DR Kongo und in Syrien.