Interview mit Jugendbotschafterin Steffi Brunell "ONE arbeitet nicht mit Geld, sondern mit Stimmen"

Wuppertal · Die Wuppertalerin Steffi Brunell ist eine von 60 deutschen ONE-Jugendbotschafterinnen — und eine von fünf, die in der kommenden Woche ins EU-Parlament nach Brüssel fahren, um sich für die Bekämpfung von extremer Armut einzusetzen.

 Die 25-jährige Steffi Brunell engagiert sich bei ONE politisch, ohne Mitglied einer Partei zu sein.

Die 25-jährige Steffi Brunell engagiert sich bei ONE politisch, ohne Mitglied einer Partei zu sein.

Foto: Brunell

Rundschau: Steffi Brunell, wie sind Sie zu ONE gekommen?

Brunell: Ehrlich gesagt, bin ich durch Bono auf ONE aufmerksam geworden. Ich bin U2-Fan und Bono wirbt auf seinen Konzerten für One. Durch mein Geografie-Studium hat mich das Thema zusätzlich interessiert. Außerdem gefällt mir das Konzept: ONE arbeitet nicht mit Geld, sondern mit Stimmen. Damit gehen wir dann zu den Politikern. Bono ist gerade übrigens auch in Brüssel und leistet Vorarbeit für uns.

Rundschau: Mit welchem Ziel fahren Sie und die anderen vier Jugendbotschafter nach Brüssel?

Brunell: Seit 45 Jahren versprechen die Geberländer der Europäischen Union, 0,7 Prozent ihres Bruttonationaleinkommens in Entwicklungsarbeit fließen zu lassen. In dieser Zeit wurde das Ziel bisher ein Mal erreicht. Insgesamt müssten 40 Milliarden Euro in die Entwicklungshilfe gesteckt werden, um die Quote zu erfüllen. Da im EU-Parlament aktuell über den Finanzrahmen für 2021 bis 2027 diskutiert wird und die EU der größte Geldgeber in der Entwicklungszusammenarbeit ist, fordern wir das Parlament auf, ein klares Statement zu setzen.

Rundschau: Wie sähe so ein klares Statement aus?

Brunell: Naja, von Politikern hört man ja eher selten klare Statements. Aber wir geben sozusagen einen Denkanstoß, machen auf Probleme aufmerksam und hoffen, dass in den einzelnen Parteien intern das Problem neu diskutiert wird.

Rundschau: Wie reagieren Politiker in Gesprächen für gewöhnlich auf die Anliegen der ONE-Jugendbotschafter?

Brunell: Oft findet ein wirklich netter, normaler Dialog statt. Natürlich hat ein Politiker auch mal einen schlechten Tag. Aber sie wissen auch, dass wir potenzielle Wähler sind. Wenn sie sich nicht mit den jungen Wählern gut stellen, wie sieht dann ihre Zukunft aus?

Rundschau: Wie genau gestalten sich Ihre zwei Tage in Brüssel?

Brunell: Am Montag reisen wir an und werden von ONE in Workshops und Briefings vorbereitet. Den Dienstag verbringen wir im EU-Parlament und kommen mit den Parlamentariern ins Gespräch. Ich denke, wir werden rund zehn Politiker treffen, fest steht das aber noch nicht.

Rundschau: Sie sind in Wuppertal die einzige Jugendbotschafterin. Wie engagieren Sie sich lokal für ONE?

Brunell: Ich arbeite daran, ONE bekannter zu machen, nehme Kontakt zur örtlichen Presse auf oder präsentiere ONE mit einem Stand an der Uni und auf Festen. Den Sommer über habe ich die Wuppertaler Bundestagsabgeordneten Helge Lindh, Jürgen Hardt und Manfred Todtenhausen getroffen und mich mit ihnen über die Arbeit von ONE ausgetauscht. Dabei ging es auch um den Bundeshaushalt und darum, dass Deutschland im kommenden Haushaltsplan die 0,7 Prozent Quote für Entwicklungsarbeit einhalten sollte.

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