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Innenstadtkonferenz: „Mehr als Einzelhandel“

Innenstadtkonferenz : „Mehr als Einzelhandel“

Baudezernent Frank Meyer sprach bei der zweiten Innenstadtkonferenz von Aufbruchstimmung, die er spüre und will am Von-der-Heydt-Platz daher möglichst bald ein Zeichen setzen: Nach einer Ausschreibung sollen Ende des Jahres bereits Ergebnisse zur Umgestaltung vorliegen — und im Frühling 2018 der Umbau beginnen.

 Was aus dem bisher als Parkplatz genutzten Platz am Kolk wird, wenn dort ein Hotel entsteht, ist noch nicht klar. Viele wünschen sich hier Gastronomie.
Was aus dem bisher als Parkplatz genutzten Platz am Kolk wird, wenn dort ein Hotel entsteht, ist noch nicht klar. Viele wünschen sich hier Gastronomie. Foto: Höllwarth

Ein paar Bäume, ein Brunnen, das Spiel mit verschiedenen Ebenen: Der Von-der-Heydt-Platz in der Elberfelder Fußgängerzone (begrenzt von C&A, TK Maxx und Drogerie Müller) fristet ein eher unauffälliges Dasein. Das soll sich ändern. Nicht nur nach dem Willen vieler Bürger, die sich hier etwa Ruhezonen oder Kinderspielmöglichkeiten wünschen. Auch Baudezernent Frank Meyer juckt es in den Fingern. Hier will er beginnen, ein Zeichen setzen in Sachen "Qualitätsoffensive Innenstadt". Einen Fördermittelzugang gebe es über das "Konjunkturpaket 3", sagte Meyer bei der zweiten Innenstadtkonferenz und erklärte, schon in den nächsten Monaten einen Wettbewerb zur Gestaltung starten zu wollen. Ergebnisse soll es Ende des Jahres geben. Starten könne der Umbau dann im kommenden Frühjahr. "Das hat viel mit Psychologie zu tun", so Meyer. "Dass die Menschen sehen, dass sich hier wirklich etwas verändert."

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Denn so konkret wie am Von-der-Heydt-Platz sind die Pläne nicht überall. Gedankenspiele gibt es dagegen viele. In den vergangenen Monaten hatte das Berliner Büro "Urban Catalyst" in Zusammenarbeit mit der Stadt und dem Bund Deutscher Architekten Anregungen, Ideen und Vorschläge von Bürgern gesammelt. Um diese zu verdeutlichen, hatte Klaus Overmeyer von "Urban Catalyst" auf dem Boden des Elberfelder Verwaltungshauses ein begehbares Modell erstellt, auf dem die wichtigsten Punkte und Ideen markiert wurden.

Aufgeteilt wurde die Innenstadt in drei Zonen: Hofaue, Luisenviertel und dazwischen der Innenstadtkern. Sie alle stehen für verschiedene Qualitäten, die eine Innenstadt bietet. Exemplarisch hatte Overmeyer dazu mit Mohamed Fezazi (Architekt in der Hofaue), Michael Kozinowski (Buchhändler im Luisenviertel) und Johannes Busmann (Kommunikation Döppersberg) jeweils einen Vertreter eingeladen. Dabei wurde etwa deutlich, dass es in der Hofaue ("ein dahinschlummerndes Potenzial") eine Häufung von Kreativen aus der Architekten- und Werbebranche wie auch eine Kunstszene gibt.

"Die Hofaue wird oft unterschätzt", sagte Fezazi, der seit zehn Jahren dort ein Büro hat. Er schätzt die Atmosphäre, das Arbeiten direkt an Schwebebahn und Wupper. Da es hier noch Leerstände gibt, so Overmeyer, wäre eine Verdichtung wünschenswert, um den Charakter des Viertels weiter hervorzuheben. Eine weitere Belebung am östlichen Rand erhoffen sich die Beteiligten vom künftigen Tanzzentrum im früheren Schauspielhaus, das sich mit seinem Neubau deutlich auch in die Stadt sowie zur Wupper hinein öffnen will. Auf der anderen Seite der Hof-aue verspricht das geplante Hotel in der ehemaligen Post am Kolk neue Impulse.

Michael Kozinowski attestierte dem Luisenviertel eine starke Identität und fürchtet auch das geplante Outletcenter nicht: "Ich glaube, dass dadurch noch einmal ganz neue Besucher den Weg ins Viertel finden." Wenn sie ihn denn finden: "Die Wegeführung vom Döppersberg muss stimmen."

Busmann erinnerte an die 1970er Jahre, in denen die Kaufkraft in Elberfeld noch bei über 100 Prozent lag, da die Stadt auch für das Umland interessant zum Shoppen war. "Ich bin fest davon überzeugt", so der Professor für Mediendesign, "dass Elberfeld in den nächsten Jahren eine ganz neue Attraktivität entwickeln wird, so dass aufgrund seiner Strahlkraft auch wieder Remscheider und Solinger zum Einkaufen zu uns kommen." Dabei gehe es nicht darum, eine Konkurrenz zu Düsseldorf oder Köln anzustreben. "Aber viele fahren ja schon für die einfachsten Dinge in andere Städte. Das muss sich ändern."

Doch da gibt es noch viele andere Aspekte zu berücksichtigen. "Eine Innenstadt muss mehr können als Einzelhandel", mahnte Klaus Overmeyer, der als Vordenker für an den Menschen orientierte Raum- und Stadtentwicklung geführt wird und Professor für Landschaftsarchitektur an der Bergischen Uni ist. Es geht um die Verbindung zwischen den Vierteln, um Wohnen in und Laufwege durch die Stadt sowie um Plätze im öffentlichen Raum und ihre Nutzung.

Und bei letzteren gibt es vielfältigste Wünsche der Wuppertaler: Die einen sprechen sich sich für Ruheoasen in der Fußgängerzone aus, andere wollen Außengastronomie oder die Möglichkeit für "Sportifikation". Weiter geht es bei der "Qualitätsoffensive Innenstadt" mit Strategie-Werkstätten im Oktober, in denen Schlüsselprojekte und ein Handlungsleitfaden herausgearbeitet werden sollen. Da der Umgestaltungsprozess in fünf Jahren nicht abgeschlossen sein wird, braucht es so ein Konzept, an dem sich die Stadt auch nach Ablauf des Projekts 2021 orientieren kann.