Ehrenamtliche Helfer Eckbusch: Mit Fleiß und Herz fürs Bad

Wuppertal · Rund 50 Helfer halten das Freibad Eckbusch am Leben. Sie schwitzen im Kassenhäuschen, während die Besucher in der Sonne liegen. Sie machen das gerne. Auch ohne Bezahlung.

 Birgit Ansorg liebt ihren Eckbusch - mit und ohne Menschen. Sie schwimmt morgens alleine eine Runde, am Nachmittag räumt und organisiert sie, um den reibungslosen Betrieb zu garantieren.

Birgit Ansorg liebt ihren Eckbusch - mit und ohne Menschen. Sie schwimmt morgens alleine eine Runde, am Nachmittag räumt und organisiert sie, um den reibungslosen Betrieb zu garantieren.

Foto: Rundschau / Max Höllwarth

Morgens um 9 Uhr, wenn die Sonne sich gerade ihren Platz am Himmel erobert hat und die leere Wiese so saftig grün leuchten lässt, steigt Birgit Ansorg in das türkisblaue Wasser. Der typische Schwimmbadgeruch mischt sich mit dem der blühenden Natur und lässt die Luft nach Sommer schmecken. Ansorg schwimmt ein paar Bahnen in dem kühlen, weichen Wasser. In ein paar Stunden werden Hunderte Badegäste eintreffen.

Wenn die Jugendlichen, die Familien, die Rentner kommen und mit ihren Handtüchern die Wiese wie eine riesige Patchwork-Decke aussehen lassen, verschwindet sie im Hintergrund oder auch im Kassenhäuschen. Seit 14 Jahren ist die 60-Jährige die Vorsitzende des Fördervereins des Freibads Eckbusch und schmeißt den Betrieb, unentgeltlich, mit Herz und Seele.

 Volles Haus am Eckbusch.

Volles Haus am Eckbusch.

Foto: Rundschau / Max Höllwarth

Birgit Ansorg wirkt entspannt und gleichermaßen wach, als sie ihre Runde geht. Zwischen Kiosk und Vereinsheim trifft sie immer wieder auf Mitstreiter. Der harte Kern ihres Teams besteht aus rund 50 ehrenamtlichen Helfern, die meisten sind Rentner. "Ja, wir sind ein bisschen in die Jahre gekommen", sagt Ansorg, die selbst halbtags in Solingen arbeitet. Sie würde sich wünschen, wenn mehr junge Familien mit anpacken würden. "Es muss ja nicht viel sein, ein bisschen beim Aufräumen helfen. Jeder so, wie er kann."

Ihr Engagement begann 1993. Birgit Ansorg war damals ebenfalls junge Mutter. Seit sie sieben Jahre zuvor mit ihrer Familie zum Eckbusch gezogen war, hatte sie sich in die Gegend verliebt. Das Viertel ist ihre Heimat, das Freibad der verlängerte Garten. Dann die Meldung aus dem Rathaus. Das Bad sei finanziell nicht mehr tragbar, 1991 drohte die Schließung. "Die Eltern der anderen Kinder engagierten sich bereits in einer Bürgerinitiative, der habe ich mich auch angeschlossen."

Aus der Initiative wurde der Förderverein, aus Ansorg später die Vorsitzende, die im Sommer fast täglich nach Feierabend im Bad weiter arbeitet. Die Ehrenamtlichen sitzen nicht nur im Kassenhäuschen, sie übernehmen die Gärtnerarbeiten, sammeln den Müll von der Wiese und führen auch die Geschäfte dieses Risikounternehmens. Wie eine Landwirtin hat Ansorg den Wetterbericht im Blick. Die Sonne ist in diesem Jahr gnädig, der Betrieb läuft — anders als im regengepeinigtem Sommer 2016. "Im vergangenen Jahr hatten wir bis Ende August erst 25 Prozent der Einnahmen."

Wäre der September nicht ungewöhnlich warm gewesen, hätte der Verein einen Notfallplan aufstellen müssen. Während andere Ehrenamtler eine Stunde Kindern etwas vorlesen und danach frei und erfüllt nach Hause gehen, verwalten die Eckbuscher ihr Bad wie Wirtschaftsbosse.

Das Bangen ums Überleben gehört seit Jahren dazu, den Alltag im Bad zu dominieren, haben die Sorgen längst nicht geschafft. Während manche Mutter ihre Tasche zusammenpackt, treffen die Berufstätigen gerade ein und mischen sich unter die Schüler, die sich bereits seit Stunden auf ihren Decken fläzen und wie Akrobaten in der Arena auf das Sprungbrett steigen. Morgen früh wird sie hier wieder alleine sein, bis dahin gehört das Bad allen Wuppertalern. "Gott, ist das schön", sagt sie.

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