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Zeitfenster wird immer kleiner

Zeitfenster wird immer kleiner

Betr.: Diskussion über die Fenster am Hauptbahnhof Wuppertal

Der Baufortschritt am Hauptbahnhof Döppersberg ist unübersehbar. Trotz aller Bemühungen von Rheinischem Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Bergischem Geschichtsverein und vor allem der "Initiative Baudenkmal Döppersberg" (Anmerk. d. Red.: Von deren Homepage www.grosserbahnhofwuppertal.de das hier abgebildete Foto von etwa 1862 stammt) scheint mit den eckigen Fensterrahmen, die sich seit neuestem auf der Westseite der Fassade des Bahnhofgebäudes befinden, die Entscheidung gefallen.

Ein Blick auf die Rahmen zeigt jedoch, dass diese niedriger sind als die ursprünglichen Rundbögen, sie sind sogar niedriger als die eckigen Fenster, die in den aktuellen Plänen zu finden sind. Damit ist es möglich, die Rundbogenfenster noch immer einzusetzen.

Bis zum Umbau 1910 waren es diese Fenster, die das Gebäude mitgeprägt haben. Sowohl die ehemalige Bahnhofsdirektion als auch das Gebäude des heutigen Wuppertal Instituts sind durch die Architektur des klassizistischen Bahnhofs beeinflusst worden.

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Durch die Rundbögenfenster erhält der Bahnhof zudem ein wichtiges Element seiner ursprünglichen Geltung zurück, ohne dass dafür die Benutzung des Bahnhofs eingeschränkt würde. Andere ursprüngliche Elemente, die den Akropolis-Charakter des Bahnhofs hervorheben könnten, sind kaum mehr vorhanden.

Daher werden wir uns auch weiterhin dafür einsetzen, dass die geplante Scheinfassade des Bahnhofgebäudes den Eindruck der ursprünglichen Fassade von 1849 vermittelt. Gerade weil der Bahnhof von der Alten Freiheit aus zwischen Schwebebahnstation und neu gestaltetem Primark-Gebäude noch immer einen imposanten Anblick bietet, ist es wichtig, hier ein Zeichen für die Originaltreue zu setzen. Die "Initiative Baudenkmal Döppersberg" hat dazu Vorschläge entwickelt, denen wir uns komplett anschließen wollen. Hier wurde mit großer Expertise ein Modell vorgestellt, das alle Fragen in Bezug auf Statik, Bau und Funktion der Fassade berücksichtigt. Vollverglaste und verspiegelte Oberlichter vor dem Betonsturz sind weiterhin möglich. Das Zeitfenster, um zu reagieren, wird jedoch immer kleiner. Immer noch sind Menschen bereit, für diese rein optische Lösung Geld zu spenden. Die anfallenden Mehrkosten können daher nur als ein schlechtes Argument angeführt werden — vor allem in Anbetracht der steigenden Ausgaben für das Döppersberg-Projekt selber.

Mit dem Bau des Bahnhofs Mitte des 19. Jahrhunderts war der Stolz der Elberfelder Bürger auf ihre Stadt und ihre Leistung als Kaufleute verbunden. Der Elberfelder Bahnhof spiegelt somit eine wirklich bergisch-rheinische Mentalität des frühen 19. Jahrhunderts wieder, an die es sich lohnt, auch heute in all ihren Formen zu erinnern.

Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz (RVDL), Wuppertal — Solingen — Remscheid, Heiko Schnickmann, Vorsitzender, Collenbuschstraße

(Rundschau Verlagsgesellschaft)