Höhere Lebensqualität?

Betr.: Seilbahn

So einfach hebelt man die Schuldenbremse aus: Nicht die Stadt, sondern die WSW sollen nun die Seilbahn bauen. Aber sind nicht die WSW ein 99,4-prozentige Tochter der Stadt? Sollte man sie nicht befähigen, Geld zur Entlastung des Stadthaushalts zu verdienen, statt ihr das kostspielige Seilbahnprojekt aufs Auge zu drücken?

Die geschätzten Baukosten sind im letzten halben Jahr von 52,2 immerhin auf 82,7 Millionen Euro gestiegen. Diese Zahl soll nun festgeschrieben sein. Was von solchen Kostendeckelungen zu halten ist, hat man beim Döppersberg-Umbau gesehen.

Es wird weiter Werbung für dieses Projekt gemacht: Die mag bei manchem schöne Erinnerungen an eine Seilbahnfahrt im Urlaub hervorrufen. Man sollte dabei aber auch an den Fahrpreis denken, der oft über 20 Euro liegt — zum Beispiel Obersdorf, Fellhornbahn, gleiche Länge, 21,50 Euro. Die WSW wollen mit 2,70 Euro zurechtkommen. Zur Finanzierung der Betriebskosten sollen Bustakte verlängert und Buslinien gekappt werden. Und das läuft dann unter der Überschrift "Erhöhung der Lebensqualität der Wuppertaler".

In Rio hat man eine Seilbahn wegen zu hoher Betriebskosten geschlossen, selbst in London erwägt man dies. In Groningen war man klüger: 2016 beschloss der Stadtrat, keine Seilbahn zu bauen. Gründe: Stadtverschandelung, zu hohe Betriebskosten. Zu dieser Erkenntnis hat es zehn Jahre Diskussion gebraucht. Ist unser Stadtrat schneller?

Jochem Schnur, Cronenberger Straße

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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