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Für eine neutrale Prüfung

Für eine neutrale Prüfung

Betr.: Seilbahn

Für geplante Projekte des Öffentlichen Personennahverkehrs, die aus Steuermitteln gefördert werden (müssen), gibt es einen Grundsatz: Sie müssen wirtschaftlich betrieben werden können.

Für die von manchen gewünschte Seilbahn auf die Südhöhen wurde deshalb die vorgeschriebene volkswirtschaftliche Beurteilung in Form der "Standardisierten Bewertung" durchgeführt. Mit ihrer Hilfe wird ein Nutzen-Kosten-Indikator (NKI) ermittelt, der (und dies ist Voraussetzung für eine öffentliche Förderung) über 1,0 liegen muss.

In der nun vorliegenden Bewertung für die Seilbahn wird ein erstaunlich guter NKI von 1,8 ermittelt. Dieser lässt sich vermutlich nur erreichen, wenn man Busleistungen massiv einschränkt oder die im System hinterlegten Zu-, Abgangs- und Umsteigewege sehr optimistisch berechnet.

In diesem Fall scheint das zum Nachteil der Südstädter und Cronenberger so durchgeführt worden zu sein: Die City-Express-Linien aus Richtung Solingen und Cronenberg werden an der Bergstation gekappt. Somit entsteht für die betroffenen Fahrgäste der Zwang, zweimal umzusteigen, wenn sie in die Elberfelder Innenstadt oder darüber hinaus fahren wollen. Für die ÖPNV-Nutzer, die in der Südstadt wohnen, werden die Verkehre auf einen 30-Minuten-Takt reduziert, was sich sehr nachteilig auf etwaige Umsteige-Verbindungen auswirkt, da der übrige Systemtakt 20 Minuten beträgt.

  • Symbolbild.
    Corona-Pandemie : Linke: ÖPNV zum Impfzentrum erhöhen
  • Bernhard Sander.
    Linke : Impfzentrum: Kritik an Ablehnung der ÖPNV-Erweiterung
  • ÖPNV-Anbindung der Bergischen Uni : Äußerst fragwürdige Annahme

Im Gutachten wird auch die Linie 623 aufgeführt, deren Takt zwischen Hauptbahnhof und Villa Media auf 30 Minuten verschlechtert werden soll. Die Linie hat aber für die Seilbahn keinerlei Bedeutung und gehört nicht in die Bewertung.

In einer Vorlage für den Stadtrat ist ein Reisezeitenvergleich der Seilbahn mit verschiedenen Buslinien aufgeführt, der jedoch am Hauptbahnhof endet. Dass aber Fahrgäste die Innenstadt oder Stadtteile darüber hinaus erreichen wollen und deshalb umsteigen müssen, wird nicht erwähnt, ist aber eine signifikante Reisezeitverlängerung. Völlig ungeklärt sind auch die Auswirkungen auf Schwerbehinderte und alte Menschen sowie Reisende mit Gepäck.

Mein Fazit: Hier soll ein funktionierendes Verkehrssystem zugunsten einer nicht beweisbaren Attraktivitätssteigerung für Wuppertal zum Nachteil vieler ÖPNV-Nutzer mit Steuermitteln zerschlagen werden. Es empfiehlt sich dringend, die "Standardisierte Bewertung" einer neutralen Prüfung zu unterziehen.

Bruno Wortmann, Astilbenstraße

(Rundschau Verlagsgesellschaft)