Bahnhof wird erschlagen

Betr.: "P wie Primark — oder nicht", Rundschau-Jahreschronik, 17. Dezember

Die Rundschau berichtete über den Investor Signature Capital, der ein fünfgeschossiges Gebäude am Döppersberg errichten wird. Die Wirtschaftsförderung teilte mit, dass jeder Tag Zeitverlust beim Döppersberg 8.000 Euro kostet. Nun wissen wir, dass der etwa 150-tägige Baustillstand von Oktober 2013 bis März 2014 den Bürger etwa 1,2 Millionen Euro gekostet hat.

Die Döppersberg-Bebauung wurde in mindestens fünf oder sechs unterschiedlichen Versionen vorgestellt. Welche soll letztlich gelten? Zuerst sollte ein würfelförmiges Gebäude (Grundfläche des Kubus 30 mal 30 Meter) erstellt werden. In den "Döppersberg-Journalen" 2 und 3 wurde lediglich ein großer, unbebauter Platz vorgestellt. Später wurde aus dem Kubus ein Quader (Grundfläche 60 mal 30 Meter), der einem braunen Bunker glich. Dieser wurde zu einem goldbraunen Quader mit schräg stehenden Fassaden modifiziert. Er sollte später nach Westen verschoben und zusätzlich die erdgeschossigen Ladenzeilen erweitert werden.

Über die architektonische Ästhetik, die Angemessenheit der Dimensionen des Quaders (seine Höhe soll etwa 25 Meter betragen) im Verhältnis zum Bahnhofsgebäude (dessen Höhe beträgt etwa 17 Meter) hat die Stadt — trotz oder wegen (?) eines 15-köpfigen Gestaltungsbeirates — bisher nichts verlauten lassen. Der gigantisch wirkende Quader, dessen Metallfassade nicht altern kann, droht das nur noch zierlich wirkende Bahnhofsgebäude zu erschlagen. Rücksichtnahme auf die vorhandene, im klassizistischen Stil vor weit mehr als 130 Jahren errichtete Bausubstanz ist offensichtlich nicht geboten. Nunmehr wurde noch ein "Ostplatz" aus dem Hut gezaubert, der deshalb entsteht, weil der Quader etwa 23 Meter nach Westen verschoben werden soll.

Ich fordere die kommunalpolitische Spitze und diejenige der Stadtverwaltung auf, im Januar 2015 (vor den abschließenden Abstimmungen im Stadtrat!) mit den Bürgern eine öffentliche Diskussionsveranstaltung durchzuführen, bei der das Desaster der Döppersberg-Bebauung erörtert werden kann.

Armin Overbeck, Königsberger Straße

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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