Kurt Moll gestorben Sein samtiger Bass ist verstummt

Wuppertal · Am vergangenen Sonntag ist Kurt Moll gestorben. Sein tiefdunkler Bass galt viele Jahre lang als "die Stimme Gottvaters". Was nur noch wenige wissen: Der auf der ganzen Welt gefeierte Sänger war fünf Spielzeiten lang im Opernensemble der Wuppertaler Bühnen.

 Kurt Moll in einer seiner Lieblingsrollen während seiner Wuppertaler Zeit — als Puntila in der gleichnamigen Brecht-Oper von Paul Dessau.

Kurt Moll in einer seiner Lieblingsrollen während seiner Wuppertaler Zeit — als Puntila in der gleichnamigen Brecht-Oper von Paul Dessau.

Foto: Archiv Göntzsche

In den Nachrufen aller großen Medien für Kurt Moll taucht der Name Wuppertal zwar kaum noch oder nur am Rande auf. Aber er war fünf komplette Spielzeiten von 1965/66 bis 1969/70 und noch einmal kurz 1972/73 am Wuppertaler Opernhaus tätig. Intendant Arno Wüstenhöfer, damals auch der Entdecker und Förderer Pina Bauschs, hatte den gewaltigen Bass in Aachen und Mainz gehört und nach Barmen geholt. Von Wuppertal ging es weiter nach Hamburg, Berlin, München, Wien, Paris, Tokio, San Francisco, London, New York — und natürlich auch auf den grünen Hügel nach Bayreuth.

In der Rundschau-Serie von 2003 und dem dazu erschienen Buch "Sprungbrett Wuppertal" war ein großes Kapitel auch Kurt Moll gewidmet. Moll damals im Rundschau-Interview: "Es waren für mich sehr fruchtbare Jahre in Wuppertal. Kurt Horres und Janos Kulka als Verantwortliche haben auch moderne Werke aufgeführt. Es gab eine wunderbare Erstaufführung von 'Puntila', in der ich die Titelpartie singen durfte. Wuppertal war für mich der Sprung nach oben."

Kurt Moll lebte seinerzeit im Briller Viertel, heiratete seine Ehefrau Ursula im Elberfelder Rathaus, die älteste Tochter Christine kam 1970 in Wuppertal zur Welt. Legendär waren die fröhlichen Premierenfeiern in der Röder-Palette auf dem Sedansberg...

In Wuppertal erreichte ihn auch der Anruf von Wolfgang Sawallisch für ein Engagement in der "Zauberflöte" bei den Salzburger Festspielen. Kurt Moll zur Rundschau zu seinem Wechsel an die Hamburgische Staatsoper: "Es stand in meinen Vertrag, dass ich vorzeitig gehen könne, wenn ganz bestimmte Häuser anfragen. Düsseldorf und Köln wären das aber nicht gewesen."

Kurt Moll, weltweit bewundert und geliebt, wurde noch während seiner Weltkarriere mit Dirigenten wie Herbert von Karajan, Sir Georg Solti, Karl Böhm, Leonhard Bernstein, Zubin Meta, Lorin Maazel, Carlos Kleiber, Christoph von Dohnanyi, James Levine und Nikolaus Harnoncourt ein hoch geachteter Professor an der Kölner Musikhochschule. Vier Jahre nach seiner Emeritierung gab er in deren Dependance in der Sedanstraße im Rahmen des "Festivals der Stimmen" einen Workshop, in dem er seine didaktischen Fähigkeiten eindrucksvoll unter Beweis stellte. Etliche Ensemble-Mitglieder der Wuppertaler Oper gingen durch seine Schule — auch die vielbeschäftigte Chorleiterin Simone Bönschen-Müller absolvierte bei ihm einen Meisterkurs.

Molls Tod fand international eine große Resonanz. Alexander Pereira, Intendant der Mailänder Scala, zuvor Chef der Salzburger Festspiele und viele Jahre erfolgreicher Direktor der Oper von Zürich, sagte über über den in München im Alter von 78 Jahren verstorbenen Kammersänger: "Er war einer der bedeutendsten Bässe der Operngeschichte." Die FAZ titelte den Nachruf: "Ein Bass, der in Klängen denken konnte." Und Nikolaus Bachler, der Intendant der bayrischen Staatsoper, befand: "Wie kein anderer vermochte es Kurt Moll, die großen Bass-Partien von Wagner, Mozart und Strauss zum Leben zu erwecken."

Seine Bühnenpartner waren neben den "Drei Tenören" Placido Domingo, José Carreras und Luciano Pavarotti alle Stars dieser Szene. Im Jahr 2006 trat er von der Bühne ab. Über 100 Schallplatten sind eine der Erinnerungen an diesen bedeutenden Künstler mit Wuppertal-Vergangenheit.

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