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Stößels Komödie Wuppertal: "Jetzt kommt hier mehr Farbe rein"

Stößels Komödie Wuppertal : "Jetzt kommt hier mehr Farbe rein"

Samstag war für Kristof Stößel ein bedeutender Tag. Zum einen tritt er mit Schauspielkollegin Teresa Schulz vor den Traualtar. Zum anderen ist er ab jetzt offizieller Chef in der "Komödie am Karlsplatz", die nun "Stößels Komödie Wuppertal" heißt.

"Wie die Jungfrau zum Kinde" sei er Ende Juli zu seinem eigenen Theaterhaus gekommen, berichtet der 39-Jährige im Gespräch mit Rundschau-Mitarbeiterin Jeanette Nicole Wölling. Einen neuen Spielplan bis Ende 2019 hat Kristof Stößel in nur vier Wochen ausgearbeitet. Ende Juli hatte Cordula Polster überraschend das Theater aufgegeben.

Rundschau: Herr Stößel, Ende Juli haben Sie der Öffentlichkeit mitgeteilt, dass Sie die Komödie von Cordula Polster übernehmen. Von Frau Polster haben die Wuppertaler seither nichts mehr gehört. Wie kam es zu dieser überstürzten Übergabe?

Stößel: Ich musste bis Ende Juni entscheiden, ob wir den Mietvertrag für 2019 verlängern. Deshalb haben wir uns mit Frau Polster zusammengesetzt. Aufgrund der Kosten habe ich entschieden, dass wir nicht weitermachen können. Das habe ich Frau Polster mitgeteilt. Ihre Reaktion war, dass die Komödie weiterlaufen müsse, und es gab das Angebot, dass wir die Komödie längerfristig selbst übernehmen. Längerfristig hieß zum 1. Januar 2019. Das fand ich gut, das wäre eine schöne Übergangszeit gewesen. Dann hat Frau Polster ziemlich kurzfristig am 21. Juli entschieden, dass sie zum 31. Juli aufhört.

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Rundschau: Kennen Sie konkrete Gründe?

Stößel: Nein. Frau Polster macht ja ihr Theater in Stuttgart weiter. Natürlich hatte sie uns ins Haus geholt, damit sie hier in der Stadt besser ankommt und von uns Gäste zu ihr wechseln. Aber das hat wohl nicht stattgefunden. Für ihre Schauspieler war das zum Teil sehr frustrierend, vor zehn Leuten zu spielen. Stücke, die in Stuttgart erfolgreich liefen, kamen hier überhaupt nicht an. Die Wuppertaler lachen über andere Sachen als die Stuttgarter.

Rundschau: Was machen Sie anders?

Stößel: Wir bauen in die Stücke Lokalbezug ein. Und was ganz wichtig ist: Wir sind da. Die Leute fühlen sich ernst genommen. Aus der Ferne ein Theater zu leiten, halte ich für sehr schwierig. Außerdem ist unser Ensemble, inzwischen sind wir 18 Profis, sehr familiär und herzlich. Das merken die Zuschauer. Wir improvisieren auch, wenn auf der Bühne mal was schief geht.

Rundschau: Was hat Sie dazu bewogen, von jetzt auf gleich das Theater zu übernehmen?

Stößel: Ab September hätten wir kein Haus mehr gehabt, weil wir ja nur Untermieter waren. Nach Gesprächen mit meinen Beratern haben wir uns dann entschlossen, dass die einzige Alternative ist, das Haus selbst zu übernehmen. Also haben wir mit dem Vermieter Kontakt aufgenommen, der sich gewünscht hat, dass wir sofort weitermachen. Deshalb haben wir im August eine Produktion vom Tanzhaus hierhin verlegt und konnten sogar ein paar Tickets mehr verkaufen. Ab September übernehmen wir jetzt mit festem Spielplan ganz offiziell die Komödie.

Rundschau: Wie managen Sie das alles?

Stößel: Wir haben vor zwei Wochen eine Firma gegründet, die KS Theaterbetriebe GmbH. Gerade warten wir noch, dass sie ins Handelsregister eingetragen wird. Für die GmbH haben sich Leute gefunden, die sich um die Finanzen und die Verwaltung kümmern. Deshalb kann ich mich jetzt ausschließlich um die künstlerische Leitung kümmern. Weiterhin bin ich das Gesicht des Hauses nach außen. Aber die Ansprache von Sponsoren übernimmt beispielsweise die Geschäftsführung. Das fühlt sich für uns alle sehr gut an.

Rundschau: Sollte nicht ein Förderverein gegründet werden?

Stößel: Ja, der wird im September gegründet. Die Satzung steht schon. Wir haben 200 Personen, die eintreten möchten. Das habe ich nicht erwartet. Allerdings ist es schwierig, jemanden für den Vorsitz zu finden. Die erste große Aktion wird die Stuhlpatenschaft sein.

Rundschau: Welche Veränderungen sind im Theater zu erwarten?

Stößel: Mir war das hier immer zu steril. Jetzt kommt mehr Farbe rein. Ob wir das bis zur ersten Premiere am 7. September schaffen, ist noch nicht klar. Die Einrichtung von Frau Polster übernehmen wir, das wäre anders gar nicht zu schaffen. Aber es wird bunter werden. Der Vermieter ist da auch sehr mit uns. Und der Platz vor dem Theater soll schöner werden.

Rundschau: Wie geht es mit der Gastronomie und dem von Frau Polster entlassenen Theaterpersonal weiter?

Stößel: Der Caterer bleibt. Aber da muss natürlich noch ein neuer Vertrag aufgesetzt werden. Längerfristig wird es eine neue Karte geben. Vom Personal übernehmen wir die Techniker.

Rundschau: Was passiert mit den Gutscheinen, die die Wuppertaler für Frau Polsters Komödie gekauft haben?

Stößel: Die übernehmen wir, damit die Gäste darauf nicht sitzen bleiben.

Rundschau: Kommen wir zum Spielplan der Komödie: Was erwartet Wuppertal da?

Stößel: Wir fangen am 7. September mit "Der Rosenkrieg" an. Das spielen wir zwei Wochen. Dann kommt "Ein Herz aus Schokolade", das wir schon mit sehr großer Nachfrage im März gespielt haben. Es folgen Wiederaufnahmen im Oktober von "Die Landeier" und im Dezember "Schwanensee in Stützstrümpfen". Zwischendrin gibt es wieder den "Rosenkrieg" und Specials wie ein Abba-Revival oder ein Mitsing-Konzert. 2019 beginnt mit "Golden Girls II" im Januar und Februar. Teil 1 hatte ich vor langer Zeit geschrieben und jetzt gibt es die Teile 2 bis 4. Dann kommt das französische Stück "Zusammen ist man weniger allein", das auf einem Buch basiert und das es als Film gibt. Im Mai machen wir "Hotel Mama". Das ist eine Generationengeschichte mit sechs Schauspielern. Bei dem Zwei-Personen-Stück "Zwei wie Bonnie und Clyde" im Juni spiele ich selbst mit. Im Sommer spielen wir wieder "Currywurst mit Pommes". Dann soll es drei Wochen Spielpause geben, in der wir Ferienworkshops für Kinder und Jugendliche anbieten wollen. Im September 2019 starten wir mit "Herztrittmacher — ein Ratgeber zum Entlieben" mit vier Darstellern und einer Puppe. Im November 2019 gibt's "Kein guter Tausch". Mit "Ein Mann mehr ist noch zu wenig" von Florian Battermann endet das Jahr.