Tanztheater Pina Bausch "Es ist kein Neuanfang, es ist eine Fortsetzung"

Wuppertal · "Mann, ich bin jetzt wirklich gespannt und drücke allen so die Daumen!" So wie Opernintendant Berthold Schneider erging es wohl vielen der Zuschauer, die am Samstagabend (12. Mai 2018) im Opernhaus ein letztes Mal frische Luft schnappten, einen letzten Schluck Wein tranken, bevor das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch mit einer ganz neuen Choreografie des Griechen Dimitris Papaioannou einen Riesenschritt Richtung Zukunft ging.

 Szenenfoto mit Scott Jennings und Breanna O'Mara.

Szenenfoto mit Scott Jennings und Breanna O'Mara.

Foto: Julian Mommert

Unter den Gästen befanden sich Wuppertaler Gesichter wie Generalmusikdirektorin Julia Jones, Bildhauer Tony Cragg, Kämmerer Johannes Slawig sowie Oberbürgermeister Andreas Mucke und Kulturdezernent Matthias Nocke. Aber auch die in Wuppertal geborene Journalistin Alice Schwarzer, NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen und Düsseldorfs OB Thomas Geisel waren gekommen, um an diesem denkwürdigen Abend dabei zu sein. Wie kann sie aussehen, die Zukunft dieser legendären Compagnie ohne ihre prägende Namensgeberin. Neun Jahre nach dem Tod von Pina Bausch jetzt also ein Neuanfang?

Einen Namen hat es quasi in letzter Minute vor der Uraufführung noch bekommen, das neue Stück des Tanztheaters, das nun zur Uraufführung kam und mit Ovationen gefeiert wurde: "Seit sie — Ein Stück von Dimitris Papaioannou" heißt es, und die meisten dürften das für sich "Seit sie" mit "Seit Pina" übersetzen.

Frappierend ist die strukturelle Ähnlichkeit zu Bauschs Stücken aus den 1980er-Jahren: Getanzt im klassischen Sinne wird fast gar nicht, stattdessen sieht man eine Folge von kleinen, oft absurden Szenen mit schnell wechselnder (meist klassischer) Musik vom Band, allerdings ohne gesprochene Passagen. Und statt Bauschs unverwechselbarer Überlagerung von Komik und Verzweiflung erlebt man einen oft irritierenden, fast immer faszinierenden Bilderbogen mit überraschenden Effekten. Auch wenn die Fülle an Ideen mitunter etwas kurzatmig umgesetzt ist und manchmal zu sehr an Pina erinnert, hat das Tanztheater endlich ein vorzeigbares neues Stück, das die Wurzeln nicht verleugnet und doch ästhetisch neue Wege geht.

Das wurde bei der anschließenden Premierenfeier im Kronleuchterfoyer ausgiebig gefeiert. Mit bewegenden Worten bedankte sich der Tänzer Michael Strecker, seit 20 Jahren im Wuppertaler Ensemble, erst bei Dimitris Papaioannou für diese Erfahrung, mit ihm zu arbeiten. Vor allem aber galt sein Dank Adolphe Binder, seit einem Jahr Intendantin des Tanztheaters Wuppertal. "Wir hatten so viel Sorge Pina zu verlieren. Aber wir haben heute gewonnen. Es kein Neuanfang, es ist eine Fortsetzung. Du kamst zu richtigen Zeit zum richtigen Ort."

Eine ausführliche Besprechung des neuen Stücks lesen Sie in der Mittwochausgabe der Wuppertaler Rundschau.

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