Premiere Der kleine schwarze Fisch

Wuppertal · Wenn einer mutig ist und alle anderen nicht. Wenn einer die Welt sehen will, aber alle anderen da bleiben wollen. Was passiert dann? Diese Fragen beantwortet die Glanzstoff — Akademie der inklusiven Künste in ihrer aktuellen Theaterproduktion.

 Szene aus "Der kleine schwarze Fisch".

Szene aus "Der kleine schwarze Fisch".

Foto: Uwe Schinkel

Im Theater am Engelsgarten wurde sie aufgeführt.

"Der kleine schwarze Fisch" nach einer Erzählung von Samad Behranghi bildet die Grundlage für eine im doppelten Wortsinn bewegende Inszenierung. Regisseur Bardia Rousta und die 14 Studierenden von Glanzstoff nehmen das Publikum mit auf eine gefährliche Reise. Es geht um den kleinen schwarzen Fisch (ganz toll: Flora Li), der sich in seinem Leben langweilt. Der Bach, die anderen Fische — er kennt alles und will Neues erleben. Nicht nur seine überfürsorgliche Mutter (Andrea Lück) ist gegen dieses Abenteuer; auch die Nachbarn. Sie stoßen den schwarzen Fisch aus, bevor er ihre Kinder mit seiner Idee "infiziert". Der mutige Fisch macht sich auf den Weg um die Welt. Dabei trifft er andere Lebewesen und erfährt, dass die meisten sich für die einzigen und besten Erdenbewohner halten. Was draußen passiert, wollen sie gar nicht wissen. Außerdem haben alle Angst vor etwas, das viel größer und mächtiger ist als sie selbst. Das macht sie feindselig gegenüber Fremden. Den Pelikan (Wolf Dietrich) mit seinem großen Sack überlistet der kleine schwarze Fisch genau wie den Krebs (Gudrun Winkler). Nur dem Kormoran (Patrick Wengler) kann er nicht entkommen. Oder doch? Darauf gibt Großmutterfisch (Nora Krohms Stimme hat ein sehr angenehmes Timbre), die die Geschichte erzählt, keine Antwort.

Die zweite Produktion von Glanzstoff, die gleichzeitig die Semesterabschlussarbeit der Akademie ist, überzeugt auf ganzer Linie. Das Stück ist gut verständlich, trotzdem lassen Regie und Inhalt Interpretationen zu. Die Rollen sind prima besetzt. Kostüme (Sarah Prinz) und Maske (Markus Moser) sind bunt und phantasievoll und verstärken den märchenhaften Charakter des Stücks. Durch wechselndes Licht und an die Wand projizierte Illustrationen (Marc Ramage) entstehen Unterwasserwelten. Grandios ist auch Gast-Musikerin Svea Kirschmeier, die live mal leise Hintergrundmusik auf dem Keyboard, dann laut auf dem Saxophon spielt. Zwischendurch zupft sie virtuos die Gitarre und singt — alleine oder im Duett. Alle Texte, sowohl der Sprecher als auch der Sängerinnen, werden simultan von Melanie Bertermann in Gebärdensprache übersetzt.

Von dieser Produktion, die dreimal aufgeführt wurde, kann man viel lernen. So darf sich das Publikum auf die nächste Semesterarbeit des inklusiven Schauspielseminars freuen.

Info: Glanzstoff — Akademie der inklusiven Künste ist ein gemeinnütziger anerkannter Kunst- und Kulturverein. Er kooperiert mit den Wuppertaler Bühnen. Ziel des Vereins ist es, "den Traum vom Schauspiel für alle beeinträchtigten Menschen in Deutschland greifbar zu machen". Informationen gibt es unter www.wirsindglanzstoff.de oder telefonisch unter 7580090.

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