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Kritik: Besuch vom Planeten Transsexual

Kritik : Besuch vom Planeten Transsexual

Irgendwo zwischen sexualmoralischem Diskurstheater und anstrengend unterhaltsamer Revue: die "Rocky Horror Show" im Wuppertaler Opernhaus.

Viel falsch machen kann man bei der "Rocky Horror Show" eigentlich nicht. Das Kultmusical um das biedere Pärchen Janet und Brad, die durch den trashigen Frankenstein-Verschnitt Frank N'Furter ihre sexuelle Befreiung unter großzügiger Umgehung der traditionellen Geschlechterrollen erleben, läuft bei guten Darstellern von allein.

Regisseur Sebastian Welker möchte in seiner vom Theater Saarbrücken eingekauften Inszenierung offenbar mehr und verlegt das Geschehen in einen barocken Kirchenraum. Unter Nonnenhabit und bischöflichem Ornat sind natürlich Latex und Strapse verborgen, und der Beichtstuhl wird, so viel sei verraten, nicht zum Beichten benötigt.

Ob der Regisseur damit etwaiges Provokationspotenzial erhöhen oder gar kirchliche Sexualmoral anprangern möchte? Als Diskursstück taugt die "Rocky Horror Show" allerdings nicht.

Mit einer Vielzahl von mal mehr, mal weniger zündenden Ideen (zu letzteren gehören ein eingebauter Late-Night-Show-Verschnitt und matte Scherze auf Kosten von Flüchtlingen und Oberbarmern) will die Regie, die nicht maßhalten kann, eine zeitgemäß aufgepeppte Version zeigen, was mitunter ganz schön anstrengend ist. Sei's drum, anhaben kann das der "Rocky Horror Show" wenig, denn mit Andreas Wolfram als Frank N'Furter, Dustin Smalles als Brad und Johanna Spantzel als Janet sind die Hauptrollen stark besetzt. Eddy Ebeling legt einen fulminanten Auftritt als Eddie hin, Simon Stricker als Erzähler im Thomas-Gottschalk-Habitus ist langweilig — was das Publikum, wie sich's in diesem Mitmach-Stück gehört, ihm auch lautstark vorhält. Die für eine angemessene Beteiligung der Besucher unabdingbaren Accessoires wie Reis, Wasserpistole und Toilettenpapier (sehr hübsch, wie das von den Rängen herabfliegt) gibt's vorher käuflich zu erwerben.

  • Szene aus „Minari“.
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  • Der Konzertchor Wuppertal.
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Die Choreographie von Amy Share-Kissiov ist flott, das "United Rock Orchestra" liefert unter der Leitung von Heribert Feckler den angemessenen Sound. Nicht zuletzt die Bühnentechniker garantieren eine schrille Show. "Wollt Ihr nochmal den 'Time Warp‘ hören?", heißt es beim tosenden Applaus. Ja, wollen wir. Sogar zweimal.