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Ecken neu entdecken in Wuppertaler Heckingausen

Rundschau-Serie „Ecken neu entdecken“ : „So schön ist Heckinghausen“

Heckinghausen muss ein ganz besonderes Fleckchen Wuppertal sein. Gleich mehrere Einladungen haben wir für unsere Rundschau-Serie „Ecken neu entdecken“ in den Osten der Stadt erhalten, zwei davon haben wir angenommen.

Die erste stammt von Heckinghausens wohl berühmtester Einwohnerin: Dörte Bald, besser bekannt als Dörte aus Heckinghausen, die zweite von Dietz Neumann, der seit November 2019 in Heckinghausen lebt. Eigentlich wollte der Neu-Heckinghauser mit uns eine zweistündige Wanderung durchs Murmelbachtal unternehmen, denn dort sähe es aus „wie im Amazonasgebiet“. Als wir anmerken, zwar gerne in der Natur zu sein, für unsere Serie aber eigentlich Stadtteile entdecken wollen, tüftelt er eine neue Route aus ...

Wir treffen Dietz Neumann und seine beiden Kinder Leonie (2) und Julian (4) an der Heckinghauser Zollbrücke. Direkt zur Begrüßung spult er seine Informationen ab. „Hallo, das ist die Heckinghauser Zollbrücke, die älteste noch erhaltene Brücke Wuppertals. 1775 erbaut, ungefähr 32 Meter lang.“ Sein Wissen zu Heckinghausens Sehenswürdigkeiten hat der Wuppertaler sich angelesen, als er sich in der Corona-Zeit gemeinsam mit den Kindern seinen neuen Stadtteil erschloss. „Ich gehe ja nicht einfach irgendwo lang, ohne zu wissen, was ich da sehe“, erklärt er.

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Julian nennt die Zollbrücke „Ritterbrücke“ – „weil sie so alt aussieht“, sagt der Vierjährige. Die Lieblingsecke von Dietz Neumann ist eigentlich der Vorwerkpark. Mit Kinderwagen sind wir bei unserem Spaziergang allerdings etwas eingeschränkt, deshalb zeigt Neumann Fotos auf dem Handy und führt uns anschließend zu Fuß zum nur fünf Minuten entfernten Heckinghauser Gaskessel: „Das Wahrzeichen des Stadtteils.“ Auch dazu hat Neumann Informationen parat: „Der Gaskessel wurde 1950 errichtet und ist rund 66 Meter hoch. 1977 wurde der Gasbehälter außer Betrieb genommen. Bis 2018 befand sich nebenan der Club Butan.“ Heute dient er als Ausstellungsort und beherbergt Gastronomie und Fitnessstudio. Vom Dach aus hat man einen phänomenalen Blick über Wuppertal.

„Die schönen Ecken in Heckinghausen, die muss man suchen“, erklärt Neumann seinen Stadtteil. Als letztes führt uns der 38-Jährige zu einem Ort, den er selbst erst vor ein paar Wochen entdeckt hat, den „Heckpoint“. Gegründet vom Verein „Skatefabrik Wuppertal“ und finanziert durch Mittel des Verfügungsfonds „Soziale Stadt“ arbeiten Johannes Berg und seine Mitstreiter in dem Ladenlokal an der Heckinghauser Straße 164 daran, Leerstand zu bespielen, ein attraktives Angebot und einen Treffpunkt für die Nachbarschaft zu zu schaffen.

Aktuell nehmen zwei Stücke einer Skate-Rampe den Großteil des Ladenlokals ein. Jugendliche aus der Nachbarschaft werkeln daran, und auch Julian hat in letzter Zeit kräftig mitgeholfen. Sobald die Skate-Rampen fertig sind, werden sie dem Stadtteil für Feste und Aktionen zur Verfügung gestellt. „Wir hatten hier aber auch schon Lesungen, haben beim Restaurant-Day mitgemacht ...“, zählt Johannes Berg die Aktionen des „Heckpoint“ auf. „Letztens“, sagt er, „kam ein Rentner, damit wir eine Treppe für seinen Balkoneinstieg bauen, dann eine Nachbarin, die die Sender an ihrem Fernseher eingestellt haben wollte.“ Die Tür des „Heckpoints“ steht allen offen. „Es geht um das große Miteinander.“

Dörte aus Heckinghausen treffen wir oben am Toelleturm, und wer jetzt denkt „Moment, der Toelleturm gehört zu Barmen!“, der hat Recht. Die Eisbude auf der anderen Seite der Straße und der Abenteuerspielplatz, die gehören allerdings zu Heckinghausen. „Das weiß nur kaum einer“, erlärt Dörte und pflanzt sich demonstrativ auf das kleine Mäuerchen, das für sie die Grenze markiert. „So schön ist Heckinghausen“, trällert sie in ihrer unverkennbaren Mundart und breitet die Arme aus.

Als Nächstes geht es ein Stück die Straße runter, ins Komponistenviertel, in dem Dörte aufgewachsen ist. Ein besonderer Ort für die Heckinghauserin ist die alte Pferdetränke, die vor gut einem Jahr saniert wurde. Hier hat sie früher „Schule“ gespielt, im Kindergartenalter, als sie es kaum erwarten konnte, endlich alt genug zu sein und die Schulbank zu drücken. Begleitet bei dem Stadtteilspaziergang wird Dörte von Guido Mengelberg vom Bürgerforum Heckinghausen, von Christof Oliveri, Leiter des im Bau befindlichen Stadtteilzentrums, und Ilona Schäfer von den Grünen.

Letztere schlägt die nächste „Sehenswürdigkeit“ vor, das Hofeshaus Lütterkus-Heidt an der Emilstraße, das älteste noch erhaltene Fachwerkhaus in Heckinghausen, „ein echtes Schmuckstück“. Von dort aus geht es runter „in die Bronx“, wie unsere Stadtteilführer mit einem Augenzwinkern sagen, tief ins Zentrum von Heckinghausen. Hier unten ist „der ganze Boden verseucht“, wie uns Guido Mengelberg erklärt, und zwar von der ganzen Industrie früher. Deshalb steht der Heckinghauser Gaskessel auch auf einem richtig dicken Fundament und das neue Stadtteilzentrum wird ohne Keller gebaut.

Wir parken unsere Autos an der heiß diskutierten Mohrenstraße, die einige Spaßvögel bereits mit zwei kleinen Pünktchen über dem „o“ in „Möhrenstraße“ umbenannt haben. Läuft es nach Plan der Bezirksvertretung, wird die Straße in naher Zukunft „Am Gaskessel“ oder „Zum Gaskessel“ heißen. Links der Gaskessel, rechts die Baustelle des neuen Stadtteilzentrums (vor dem auch wieder ein Spielplatz entstehen soll) schlendern wir Richtung „Auf der Bleiche“, vorbei am veganen Café Medusa (ja, Heckinghausen kann auch hipster), geradewegs auf das Lazarus-Haus zu, in dem früher nicht nur unsere Redakteurin Milka Vidovic, sondern auch Dörte aus Heckinghausen geplanscht haben, als sich darin noch ein Schwimmbad befand. Direkt nebenan: Die Johnson & Johnson GmbH, in der tatsächlich das Damenhygieneprodukt Tampon erfunden wurde – der Tampon kommt aus Heckinghausen! Hätten Sie das gewusst?

Dörtes Lieblingsplatz in ihrem Stadtteil ist aber nicht der Gaskessel oder der Platz vor der „Tamponfabrik“, sondern der Wald rund um den Murmelbach, in dem sie seit 59 Jahren täglich spazieren geht. „Erst vorgestern habe ich tatsächlich einen Eisvogel dort am Wasser gesehen – und dann darf ich mir etwas wünschen!“, berichtet sie begeistert. Was sie sich gewünscht hat, das verrät die Heckinghauserin natürlich nicht.

Jetzt sind Sie an der Reihe. Laden Sie uns ein in Ihren Stadtteil, per Mail an redaktion@wuppertaler-rundschau.de.