Fußball-Regionalliga WSV-Trainer Bieler: „Empfinde das nicht als Chaos“

Wuppertal · Während seine Mannschaft an diesem Wochenende als Folge der Corona-Pandemie frei hat, berichtet Pascal Bieler, Trainer des Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV, was er von den neuerlichen Absagen hält. Außerdem berichtet der 34-Jährige im Gespräch mit Rundschau-Mitarbeiter Julian Schumacher über den Gesundheitszustand seiner Spieler und zieht eine erste Bilanz als Cheftrainer.

 WSV-Trainer Pascal Bieler (vorn) mit Sportdirektor Thomas Richter.

WSV-Trainer Pascal Bieler (vorn) mit Sportdirektor Thomas Richter.

Foto: Dirk Freund

Rundschau: Herr Bieler, können Sie die Entscheidung nachvollziehen, dass angesichts des Virus nun landesweit in sämtlichen Ligen der Ball ruht?

Bieler: „Ja, komplett! Das ist natürlich sehr schade. Aber ich kann mich da den zahlreichen Trainerkollegen nur anschließen: Es gibt im Moment einfach Wichtigeres als Fußball. Ich finde gut, dass es nun eine einheitliche Regelung gibt, bei der jeder weiß, woran er ist.“

Rundschau: Bis einschließlich 22. März ruht die Liga vorerst. Wie sieht der Plan bis dahin aus? Wird im Mannschaftsverbund trainiert oder spult jeder ein individuelles Programm ab?

Bieler: „Dieses Wochenende haben die Jungs frei. Für die Tage danach gibt es dann einen individuellen Trainingsplan. Bis wann der gilt, ist noch offen. Schließlich ändert sich im Moment ja täglich die Situation.“

Rundschau: Halten Sie es für realistisch, dass übernächste Woche schon wieder gespielt werden kann? Andere Ligen, etwa die Handball-Bundesliga, haben deutlich längere Pausen angekündigt.

Bieler: „Das ist schwierig einzuschätzen. Ich bin da schließlich kein Experte. Aber ich hoffe es hat den gewünschten Effekt, dass das öffentliche Leben nun so stark eingeschränkt wird.“

Rundschau: Letzte Corona-Frage, versprochen! Gibt es in der Mannschaft oder im Umfeld irgendwelche Verdachtsfälle?

Bieler: „Nein, zum Glück überhaupt nicht. Ich hoffe, das bleibt so.“

Rundschau: Sie haben Alexander Voigt am 16. Januar als Trainer beerbt. Obwohl kurz darauf die Rückrunde begann, hat ihre Mannschaft seitdem erst vier Pflichtspiele bestritten. Erst machte Sturmtief „Sabine“ die Partie gegen Köln unmöglich, dann war der Platz in Wuppertal unbespielbar – und jetzt Corona. Wie beurteilen Sie die vergangenen knapp zwei Monate?

Bieler: „Die Zeit bis jetzt war bereits sehr, sehr spannend und aufregend. Und aufgrund der äußeren Umstände irgendwo auch chaotisch. Uns ist letztens auch aufgefallen, dass wir schon im März sind und erst vier Spiele gemacht haben. Zwei Siege und zwei Niederlagen lautet unsere bisherige Bilanz. Wenn man sich dazu noch die Gegner anguckt: Gegen Dortmund und Rödinghausen haben wir verloren, gegen die direkten Konkurrenten Homberg und Haltern gewonnen. Das ist dann für den Moment keine schlechte Bilanz. Aufgrund der verzerrten Tabelle ist es allerdings schwierig einzuschätzen, wo wir stehen. Aber ich sehe uns auf einem guten Weg. Personell können wir aus dem Vollen schöpfen und wie schon nach dem Haltern-Spiel gesagt: Man merkt richtig, dass wir von der Leine gelassen werden wollen.“

Rundschau: Hat es denn vielleicht auch sein Gutes, dass aktuell so viele Spiele ausfallen? Immerhin geschah der Trainerwechsel kurz vor dem Rückrundenauftakt nicht gerade zum perfekten Zeitpunkt.

Bieler: „Eine gewisse Zeit bringt das sicherlich Vorteile mit sich. Und ich sehe auch, dass die Jungs die Inhalte immer besser verinnerlichen – auch wenn natürlich noch nicht alles in Perfektion klappt. Aber irgendwann wird dieser Vorteil auch zum Nachteil. Irgendwann muss die Spannung, die du vor jedem Spieltag aufbaust, der dann doch wieder abgesagt wird, rausgelassen werden. Wir haben die Situation bisher gut verpackt bekommen und ich bin zuversichtlich, dass uns das auch die nächsten Wochen gelingen wird.“

Rundschau: Welchen Unterschied macht es, dass Sie inzwischen nicht mehr in Doppelfunktion als Cheftrainer für die U19 und Co-Trainer der ersten Mannschaft tätig sind, sondern ihre ganze Zeit der ersten Mannschaft widmen können?

Bieler: „Zeitlich ist es nun auf jeden Fall entspannter. Vorher hatte ich oft Arbeitstage, an denen ich um 8 das Haus verlassen habe und erst um 21 Uhr zurück war. Das bedurfte viel Planung. Jetzt gibt es auch mal freie Abende. Gleichzeitig ist es aber auch eine ganz besondere Aufgabe. Abstiegskampf braucht viel Energie. Da hilft es natürlich, wenn man sich voll auf eine Mannschaft, ein Training und einen Gegner konzentrieren kann.“

Rundschau: Ihr Vertrag läuft im Sommer aus. Allerdings herrscht ja auch im Verein aktuell ein gewisses Chaos. Gab es schon Gespräche bezüglich einer Verlängerung?

Bieler: „Ich empfinde das nicht als Chaos. Ich bin zuversichtlich, dass mit den Finanzen alles geregelt wird. Ich fühle mich gut informiert und habe nicht das Gefühl, dass es drunter und drüber geht. Mir ist aber schon bewusst, dass man im März und April typischerweise über die Zukunft spricht. Aber das wird sich alles nach hinten hinauszögern. Der Fokus liegt voll auf der aktuellen Saison. Was danach kommt, da mache ich mir jetzt noch keine Gedanken zu.“

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