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Wuppertal · Der frühere Wuppertaler und TV-Mehrteiler-Autor Christian Schnalke hat mit "Römisches Fieber" seinen ersten (eigenen) Roman geschrieben. Der Text blendet zurück in die Zeit der deutschen Klassik, trifft den Ton dieser Zeit — und hat das Zeug zum Historienkrimi aus einer lang vergangenen Künstlerszene, als Goethe noch am Leben war.

 Christian Schnalke richtet seinen schriftstellerischen Blick ins Rom des Jahres 1818. Und da geht es ganz schön drunter und drüber.

Christian Schnalke richtet seinen schriftstellerischen Blick ins Rom des Jahres 1818. Und da geht es ganz schön drunter und drüber.

Foto: Maigut Fotografie

1818. Franz Wercker, der immer Schriftsteller sein wollte, flieht vor einer unseligen Familiengeschichte. Als er am Gardasee nicht mehr weiterkann, will er Selbstmord begehen. Die zufällige Begegnung mit dem jungen Dichter Cornelius Lohwaldt, der mit einem Stipendium des bayerischen Königs auf dem Weg nach Rom ist, ändert alles: Franz nimmt auf abenteuerliche Weise Lohwaldts Identität an.

In Rom taucht er in die Gemeinschaft deutscher Künstler ein — junge Enthusiasten, die fern der Heimat hart arbeiten und glücklich leben. Franz findet Freunde, erlebt erotische Abenteuer — und verliebt sich in eine junge Malerin. Doch als sich Lohwaldts Schwester Isolde auf den Weg nach Rom macht, um ihren Bruder zu suchen, geht das fragile Lügenkonstrukt Stück für Stück zu Bruch. Und als dann noch ein Mord geschieht, zieht sich die Schlinge um Franz‘ Hals zusammen ...

 Das Cover des Buchs.

Das Cover des Buchs.

Foto: Piper-Verlag

Christian Schnalke, geboren 1965, schrieb zwei Romane zusammen mit dem Wuppertaler Volker Kutscher, der die Vorlage zur Erfolgsserie "Babylon Berlin" lieferte. Er hat lange in Wuppertal gelebt — außerdem in Moskau, New York und Tokio. Von Schnalke stammen die Drehbücher für große Fernsehmehrteiler und preisgekrönte TV-Events: "Die Patriarchin", "Krupp — eine deutsche Familie", "Afrika, mon amour", "Duell der Brüder — die Geschichte von Adidas und Puma" sowie "Katharina Luther".

In "Römisches Fieber" gelingt es ihm, auf sehr authentische Weise die Sprache der deutschen Klassik zu sprechen, sein umfangreiches Personal emotional und facettenreich zu präsentieren, seelische Stimmungen und landschaftlich-städtische Atmosphären quicklebendig darzustellen. Man meint fast, im Rom des ganz frühen 19. Jahrhunderts unterwegs zu sein, lernt viel übers seinerzeitige Künstlerleben, über die damals nicht gerade übersichtlichen politischen Verhältnisse — und wenn Meister Goethe auf (s)einer Rom-Reise mal um die Ecke käme, würde man sich gar nicht wundern.

Das Buch, das als definitiv fesselnde Lektüre für Fans der Vergangenheit bezeichnet werden darf, hält die Spannung während eines ausgedehnten Erzählbogens stets hoch. Dass der (überraschende) Schluss, bei dem (fast alles) gut wird, etwas plötzlich kommt und dann die Letzte-Seite-Klappe fällt, mag einer der wenigen Wermutstropfen von "Römisches Fieber" sein. Aber so ein bisschen klingt das Ende dieser Story über Franz Wercker auch nach "Fortsetzung möglich". Schließlich ist Christian Schnalke (siehe oben) ja ein erfahrener Mehrteiler-Autor ...

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