Seit 1951 — und jetzt ist Schluss

Wichlinghausen · Ein Stück lebender Wichlinghauser (Einzelhandels-)Geschichte geht mit der Schließung des Uhrmacher-, Juwelen-, Gold- und Silberwarengeschäfts von Wolfgang Schneck zu Ende.

 Wolfgang Schneck hat jetzt sein jahrzehntelang existierendes Juweliergeschäft Am Diek geschlossen.

Wolfgang Schneck hat jetzt sein jahrzehntelang existierendes Juweliergeschäft Am Diek geschlossen.

Foto: Macheroux

1873 hatte Hugo Grosse das Geschäft Am Diek 27 gegründet. Wichlinghausen prosperierte. Es war die Zeit der aufstrebenden Wichlinghauser Textilindustrie. Arbeiten und Wohnen waren überwiegend eng verbunden. Zahlreiche Villen, so Am Diek und in der Königsberger Straße, zeugen noch vom Wohlstand, den sich die damalige Oberschicht leisten konnte.

Auch für Wolfgang Schneck, der 1951 bei dem Nachfolger von Hugo Grosse, dem Uhrmacher Gerd Schweitzer, eine Lehre als Uhrmacher begann, war es eine gute Zeit. Vater und Sohn Schweitzer beschäftigten neben dem Uhrmacher- Lehrling auch noch Goldschmied Adolf Müller. 65 Jahre lang behielt Wolfgang Schneck seinen Arbeitsplatz Am Diek 27. Arbeitszeiten waren nicht festgelegt: "Wir haben gearbeitet, bis wir mit der Reparatur der Uhren fertig waren." Das bedeutete in der Regel mehr als 50 Arbeitsstunden in der Woche.

Vor 16 Jahren dann hat Wolfgang Schneck von Gerd Schweitzer das Geschäft übernommen. Zuvor hatte der fleißige Uhrmacher Schneck schon das Mehrfamilienhaus Am Diek 27 gekauft. So musste der Chef an seinen Angestellten die Miete für die Geschäftsräume im Erdgeschoss bezahlen.
Doch nicht immer lief alles gut und entspannt: Den 18. August 2009 wird Wolfgang Schneck nie vergessen. Um 15.19 Uhr betrat ein 1,93 Meter großer Mann sein Geschäft. Stumm ging er auf den nur 1,56 großen Geschäftsinhaber zu und schlug ihm mit voller Wucht die Faust ins Gesicht. "Von da an weiß ich nichts mehr", blickt Schneck zurück. Die einzige Erinnerung ist ein Foto der mit Schwellungen in allen Regenbogenfarben gezeichneten linken Gesichtshälfte. Nach drei Jahren wurden zwei Täter überführt — und auch verurteilt.

Wie hat sich der Uhrmacher nach dem brutalen Überfall geschützt? "Mein Sohn hat mir geraten, eine Pistole zu kaufen. Ich bin aber kein Held und habe die vorsichtigere Variante gewählt", sagt Schneck: Nur per Klingel konnte die Kundschaft in den letzten Jahren noch ins Geschäft gelangen.
Zum Jahresende 2016 hat Wolfgang Schneck nach 65 Jahren das Gewerbe abgemeldet.

Die große Standuhr, die reparierte Kuckucksuhr, zahlreiche Armbanduhren, Wanduhren und Schmuck sind gut gesichert. Mit Ausnahme der Kuckucksuhr versucht der Uhrmacher, die Relikte nun noch preiswert zu verkaufen. Wer Interesse hat, wählt 0174—694 44 71.

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