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Gaststätte Schliepershäuschen: "Es wurde einfach Zeit"

Gaststätte Schliepershäuschen : "Es wurde einfach Zeit"

36 Jahre stand Dieter Sehlhoff hinter der Theke der Gaststätte Schliepershäuschen an der Düsseldorfer Straße. Am 11. März gab er den Zapfhahn nun endlich aus der Hand — mit 74 Jahren.

"Es wurde einfach Zeit und ich hatte seit zwei Jahren keinen Urlaub mehr", erklärt der Wirt, der sich seit dem Tod seiner Frau ganz alleine um die Gaststätte und die Fremdenzimmer gekümmert hat. Insgesamt sieben Fremdenzimmer befinden sich im Hinterhaus, dazu ein kleiner Biergarten, ein Gesellschaftsraum und die Gaststätte selbst. Bis vor 15 Jahren boten die Sehlhoffs noch regelmäßig einen Mittags- und Abendtisch an. Als Heide Sehlhoff krank wurde, reduzierten sie das Angebot auf den reinen Getränkeausschank. Trotzdem kamen bis zuletzt Dieter Sehlhoffs Stammgäste in die urige Kneipe an der Düsseldorfer Straße. Dieter Sehlhoff verbindet nicht nur 36 Jahre als Schankwirt mit der Gaststättte Schliepershäuschen, er kam sogar schon als sechsjähriger Steppkes mit seinen Eltern und Großeltern in das Lokal, vor dem zu dieser Zeit noch die Postpferde getränkt wurden. Ein Foto an der Wand dient als Beweis.

In der ganzen Zeit hat sich in den Räumen der Gaststätte nicht viel verändert. "Der Spruch stand damals schon dort am Balken", sagt Sehlhoff und deutet hinauf zur Decke. Sollt über Dich die Welt ne üble Nachred bringen, so lache nur und denk an Götz von Berlichingen — ist dort zu lesen. "Das Arschleck-Zitat", kommentiert Sehlhoff grinsend und spielt damit auf ein Zitat an, das Johann Wolfgang von Goethe Götz von Berlichingen in den Mund gelegt hat. Neben dem Zitat fällt eine Fotografie auf, die in Sichthöhe direkt hinter der Theke hängt. Auf der Schwarz-weiß-Fotografie ist Dieter Sehlhoff mit seiner Fußballmannschaft 1967, er als Torwart in der Mitte. Laut Michael Spitzer, einer der Stammgäste im Schliepershäuschen, flachsen die Gäste noch heute über Sehlhoffs geringe Körpergröße von 1,68 Meter, die für einen Torwart sicher nicht hilfreich waren. "Der kam ja noch nicht mal an die Torlatte", musste sich Dieter Sehlhoff nicht nur einmal anhören, doch er nimmt es mit Humor. Zum Abschied schenkten ihm die Stammgäste dafür ein Trikot, einen signierten Fußball und Eintrittskarten für ein Spiel des SO4 — seinem absoluten Herzensverein.

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Auf die Frage, was er in alle den Jahren als Wirt im Schliepershäuschen so erlebt hat, fällt dem gelernten Werkzeugbauer auf Anhieb kein herausstechendes Erlebnis ein. "Es ist einfach eine gemütliche Gaststätte. Früher war hier immer alles gerammelt voll, zuletzt kamen nur noch die Stammgäste", sagt Dieter Sehlhoff schlicht. Trotzdem fällt es ihm schwer, Abschied zu nehmen. "Ein Lebensabschnitt geht zu Ende, das ist nicht leicht." Jetzt steht für den 74-Jährigen erstmal der Umzug an, raus der Gaststätte in eine kleine Wohnung in der Umgebung. "Wenn das geschafft ist, dann geht es vielleicht in den Urlaub", sagt er.