Uellendahl Ein Blick zurück in Bildern

Wuppertal · Im Spagat zwischen gestern und heute: Was 25 syrische Flüchtlingsfrauen denken und fühlen, haben sie auf Leinwand festgehalten. Ihre Bilder sind jetzt in der "Oase" zu sehen.

 Gemalte Eindrücke vom Schrecken der Flucht und der Hoffnung auf ein besseres Leben zeigen diese und andere Bilder der Ausstellung in der „Oase“ an der Gustav-Heinemann-Straße.

Gemalte Eindrücke vom Schrecken der Flucht und der Hoffnung auf ein besseres Leben zeigen diese und andere Bilder der Ausstellung in der „Oase“ an der Gustav-Heinemann-Straße.

Foto: Manfred Bube

Die Bilder der Ausstellung fesseln. Und das umso mehr, kennt man die Geschichte(n) dahinter. "Vor allem in Momenten der Ruhe verändert sich der Gesichtsausdruck, man spürt, wie ihre Gedanken zurückfliegen und die Erinnerung schmerzt", berichtet Horiya Becker. Die angehende Zahnärztin, vor Jahren selbst aus dem Irak geflüchtet, betreut in der Gustav-Heinemann-Siedlung im Bewohnertreff "Oase" ehrenamtlich eine Gruppe Syrerinnen, die, oft unter dramatischen Umständen vor dem Krieg in ihrer Heimat geflohen sind.

Vor dem Hintergrund, dass sie nicht gern die Schrecken ihrer Vergangenheit thematisieren, hat Becker die Flüchtlingsfrauen im Sommer 2016 ermutigt, das, was sie nicht in Worte fassen wollen, in Bildern auszudrücken. Zwischenzeitlich ist das Projekt abgeschlossen. Und was auf der Leinwand Gestalt angenommen hat, geht unter die Haut, weil darin das Grauen des Krieges greifbar wird.

So in dem Bild von Amani (33). Sie kannte Aylan. Den Jungen, der auf der Flucht ertrank und dessen Körper tot am Strand von Bodrum angespült wurde. Das Foto sorgte weltweit für Entsetzen. Ihn kann sie nicht vergessen. Ebenso wenig Nachbarn und Freunde, deren Wunsch nach Freiheit im Kugelhagel der Truppen von Präsident Baschar al-Assad — eines der Kunstwerke zeigt ihn als Vampir — endete und die Bomben, die ihre Häuser in Schutt und Asche verwandelten. Diesen Szenarien hat sie Konturen gegeben und mit dem Kommentar versehen: Der Traum von Syrien bleibt, doch das Blut des Krieges tropft.

Nasifa (40) blickt in ihrem Werk mit einem weinenden Auge zurück, malt aber gleichzeitig auch die Sonne der Freiheit, ein Herz in Deutschlandfarben und den von Blumen umgebenen Bewohnertreff. Leid und Hoffnung, es sind die wesentlichen Bestandteile all der Bilder. Die wirken - auch befreiend. "Sich so auszudrücken hilft den Teilnehmerinnen, das Erlebte zu verarbeiten und sich für das Leben hier zu öffnen. Sie können damit auch Vorurteile abbauen bei denen, die nicht verstehen oder verstehen wollen, warum Menschen selbst den Tod in Kauf nehmen, um frei zu sein;" sagt Horiya Becker.

Die Ausstellung kann montags bis freitags von 10 bis 14 und von 16 bis 18.30 Uhr sowie samstags von 16 bis 18.30 Uhr gesehen werden. Institutionen und Verbände, die Interesse haben, die Bilder auch in ihren Räumen zu zeigen, sollten sich unter Telefon 769 28 44 mit dem Team des Bewohnertreffs in Verbindung setzen.

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