Oberbarmen Post ist weg! Polizei will nicht! Kommt ein Hotel?

Wuppertal · Oft gehörte früher ein Postamt untrennbar zum Bahnhof — auch in Oberbarmen. Bis die privatisierte Post ihr Geschäftsmodell änderte und Kosten senkte. Später als in anderen Stadtteilen wurde das Postamt am Oberbarmer Bahnhof aufgegeben und an der Berliner Straße eine Filiale eröffnet.

 Ersin Erbis‘ Immobilienverwalter Aydin Orhun vor der alten Post an der Rittershauser Brücke 4. Unser kleines Bild links zeigt die Rückseite des Gebäudes.

Ersin Erbis‘ Immobilienverwalter Aydin Orhun vor der alten Post an der Rittershauser Brücke 4. Unser kleines Bild links zeigt die Rückseite des Gebäudes.

Foto: Conrads

Nun wird für die prominente Immobilie mit der Adresse Rittershauser Brücke 4 ein Pächter mit einer guten Geschäftsidee gesucht.

Oberbarmen: Post ist weg! Polizei will nicht! Kommt ein Hotel?
Foto: Conrads

Die Frage, was mit dem Post-Gebäude am Oberbarmer Bahnhof passiert — ein Brand an der Rückseite des Gebäudes (ehemalige Rampe) hinterließ übrigens neben dem Schrecken nur geringen Schaden —, stellen sich die Menschen im Quartier schon seit einiger Zeit.

Seit zwei Jahren laufen die Vorbereitungen für die Umfeldgestaltung des Berliner Platzes. Nach dem Auszug des Outlet-Verkaufes kann die in Privatbesitz befindliche zweistöckige Immobilie in die Planungen einbezogen werden. Quartiermanagerin Stefanie Rolf kennt die Pläne und weiß, dass die ehemalige Post eine wichtige Rolle spielen könnte.

Sie freut sich, dass der Oberbarmer Immobilienverwalter Aydin Orhun im Auftrag von Ersin Erbis die Vermarktung des rund 680 Quadratmeter großen freistehenden Hauses übernommen hat: "Aydin Orhun ist ehrenamtlich im Bürgerforum Oberbarmen aktiv und deshalb Mitglied im Beirat des Verfügungsfonds."

"Wer eine Idee hat, wer oder was in das Gebäude einziehen könnte, kann sich gern bei mir melden", wirbt Aydin Orhun (info@immo-tal.de). Er vertritt Ersin Erbis: "Er möchte Oberbarmen mit der Vermietung etwas Gutes tun. Daher könnten sich auch Bürgerinnen und Bürger mit ihren Vorschlägen einbringen."

Ein Architekt denkt an einen Drive-In und eine gastronomisch genutzte Terrasse auf einem zu bauenden Flachdach. Unrealistisch scheinen Tische und Stühle an den beiden Vorderseiten, die viel genutzte Verkehrswege sind. Orhun hat Bäckereien, Lebensmittel- oder Drogeriemärkte angesprochen und nach deren Interesse gefragt.

Die Lage scheint optimal, denn bis zu 6.000 Personen nutzen täglich den Verkehrsknoten aus Bussen, Schwebebahn und S-Bahn. Deshalb zielt Menderes Akkus auf ein kleines Hotel, das so zentral im Osten der Stadt fehlt. Akkus war bis Ende März offizieller Bevollmächtigter von Erbis, verfolgt nach einem Streit jetzt eigene Interessen. Nach eigenen Angaben hat er das Postgebäude im Sommer 2016 entdeckt. Entgegen dem Namen Erbis im Kaufvertrag leitet Akkus sein Recht aus der Vollmacht mit 50-prozentiger Gewinn- und Verlustbeteiligung ab. Seit der Trennung Ende 2017 streiten die beiden Männer über ihre Anwälte. Wer hat die Schlüsselgewalt und damit ein Zutrittsrecht? Erbis oder Akkus?

Entscheidend wird sein, wer der Deutschen Bahn AG im Grundbuch folgt. Nach einer positiv beschiedenen Bauvoranfrage will Akkus Ende April einen Bauantrag für ein Hotel mit 40 Betten stellen.

Oberbarmens Bezirksbürgermeisterin Christel Simon (CDU) wurde durch das Quartierbüro 422 über die Pläne informiert. Ihr gefallen die Hotel-Pläne: "Wenn das so kommt, wäre das wunderbar!" Die Bezirksvertretung ist nicht offiziell informiert.

Der CDU-Vorsitzende Rainer Spiecker stellt fest, dass der ganze Bereich in einem unerfreulichen Zustand ist, spricht aber von einem städtebaulich interessanten Objekt: "Die Idee, die Polizei dort anzusiedeln, ist gut, doch diese Variante wird von der Polizei aus mehreren Gründen nicht gewollt. Die Polizei setzt auf Präsenz auf dem Berliner Platz und mobile Streifen." Rainer Spiecker weiter: "Ein Café finde ich im Zusammenspiel mit Schwebebahn und Bahnhof sehr reizvoll. Wie wäre es mit einem Bürgertreffpunkt, der aber keine Konkurrenz zum 'Berliner Plätzchen' werden darf? Wir als CDU Wuppertal sind an einer positiven Entwicklung interessiert."

Der Oberbarmer Stadtverordnete und Bezirksvertreter Frank Lindgren (SPD) findet eine Polizeistation in Oberbarmen sinnvoll und das Gebäude geeignet. Angesichts der neuen Landesregierung und dem Willen zu mehr Sicherheit wünscht er sich den Besuch des neuen Polizeipräsidenten, um eine Sinnesänderung zu erzielen. Einzelhandel hält Lindgren "für Quatsch", einen Spielplatz unweit der Rosenau für unnötig: "Mit der Färberei haben wir ein Stadtteilzentrum. Dieser Bedarf ist gedeckt."

Das Bürgerforum Oberbarmen (BFO) würde sich freuen, wenn die Polizei das Gebäude als Wache nutzen würde. Als zweite gute Lösung nennt BFO-Vorsitzender Bernd Schäckermann die Ansiedlung eines Drogeriemarktes als Wunsch vieler Oberbarmer: "Leider sind beide Optionen angeblich schon vom Tisch. Das ist sehr bedauerlich und sollte nochmals genau überprüft werden. Lässt sich keine dieser Lösungen realisieren, erscheint uns der Betrieb einer innovativen guten Gastronomie am sinnvollsten."

Dieter Weidenbach, Vorsitzender der Immobilen-Standortgemeinschaft Oberbarmen Berliner Straße: "Vom Grundsatz ist es immer gut, leerstehende Gebäude und Wohnungen so schnell wie möglich wieder zu vermieten. So etwas ist immer begrüßenswert. Im Blick auf die Polizeiwache bleiben wir dabei: Wir möchten wieder eine Polizeiwache in Oberbarmen haben! Ohne Zweifel wird das nicht von heute auf morgen gehen, aber wir bleiben auch hier am Ball."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort