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Protest gegen geplantes Gewerbegebiet in Nächstebreck: „Das allerschönste Stück“

Protest gegen geplantes Gewerbegebiet in Nächstebreck : „Das allerschönste Stück“

Schon 1.000 Unterschriften: Der Bürgerverein Nächstebreck wehrt sich gegen eine geplante Industriebebauung direkt an der Trasse. Eventuell auch mit einer Sammelklage gegen die Stadt.

"Schluss mit der Zerstörung unserer Natur" — so titelte der Bürgerverein Nächstebreck für seinen Aufruf zu einem Info- und Protestabend im Gemeindesaal Hottenstein. Sollte es Stimmen gegeben haben, die für eine gewerbliche Ansiedlung im Bereich der Nächstebrecker Straße sprechen, waren sie an diesem Abend gar nicht oder nur sehr leise zu hören.

Im voll besetzten Saal trafen etwa 200 Bürger auf Rolf Volmerig, den Chef der Wuppertaler Wirtschaftsförderung. Grund für die Versammlung war die Absicht der Stadt, ein etwa zehn Hektar großes Grundstück im Bereich zwischen Hölken, Im Dicken Hain und der Nordbahntrasse zur gewerblichen Bebauung freizugeben. Mit mehr als 1.000 Unterschriften im Gepäck argumentierte Hermann Josef Richter, Vorsitzender des Bürgervereins, gegen die Pläne der Stadt, dieses Gebiet einem Unternehmen zur Verfügung zu stellen — und damit ein wertvolles Erholungsgebiet zu opfern.

Was Rolf Volmerig als "Aktivierung von Brachen" bezeichnete und dazu einige Beispiele anführte, stieß bei den Anwesenden nicht auf Verständnis. Der CDU-Landtagsabgeordnete Rainer Spiecker: "Diese zehn Hektar am Ostfriedhof sind nicht nötig. Es kann nicht sein, dass Nächstebreck das offizielle Gewerbegebiet für die Stadt Wuppertal sein soll."

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Hermann Josef Richter macht klar, dass man sich durchaus der Notwendigkeit zur Schaffung von Arbeitsplätzen bewusst sei. Auch deswegen habe man sich in Nächstebreck ja auf andere Baumaßnahmen wie die Errichtung des Asphaltmischwerkes, den Putsch-Neubau ebenfalls an der Trasse oder jetzt auch Ikea eingelassen, aber, so Richter: "Hier legen wir unser Veto ein und hoffen, dass die Politik reagiert, bevor die Bebauungspläne vorliegen."

Da hat der SPD-Stadtverordnete Frank Lindgren große Zweifel: Er verwies auf den Stadtentwicklungsausschuss, der das Thema bereits 2011 und 2012 auf dem Tisch hatte. CDU-Politiker Burkhard Rücker lieferte den Hinweis, ein Gutachter zum Gewerbeflächenkonzept habe darauf hingewiesen, dass es sich bei dem betroffenen Areal um ein Dolinengebiet handelt. Dolinen sind große Löcher, die durch gelöstes Kalkgestein, das trichterförmig eingestürzt ist, entstanden sind.

Lutz Eßrich, zweiter Vorsitzender der Wuppertalbewegung, erläuterte, von großem Applaus begleitet, dass es sich bei dem Gebiet an der Nordbahntrasse um das "allerschönste Stück" handele. Hermann Josef Richter: "Wir wollen keine Bebauung und eine anschließende Sichtschutzbepflanzung. Diese Fläche muss raus. Wir hoffen, dass die Politik abwägen wird. Es ist ein Stück Nächstebrecker Heimat."
Und dafür will Richter mit allen Mitteln kämpfen — vielleicht sogar mit einer Sammelklage. Die Unterschriftenaktion läuft weiter.

Die FDP im Stadtrat hat bereits Kritik am Verhalten der CDU während der Nächstebrecker Veranstaltung formuliert. FDP-Fraktions-Chef Alexander Schmidt verwies auf einem gemeinsamen Beschluss von CDU, SPD und FDP vom 7. Mai 2012, in dem das "Regionale Gewerbeflächenkonzept", das auch die jetzt diskutierte Fläche umfasst, beschlossen wurde. Alexander Schmidt: "Jetzt so zu tun, als hätte man vor vier Jahren diesem Beschluss nicht zur notwendigen Mehrheit verholfen, nur weil es gerade opportun erscheint, fördert am Ende nur die Politikverdrossenheit."